Weltverhütungstag: Morgen, am 26. September, ist der Internationale Tag der Verhütung, auch Weltverhütungstag genannt. Laut dem neuesten Verhütungsreport kennen Frauen im Schnitt nur sechs Verhütungsmethoden. Erschreckend wenig wie ich finde. Grund genug, sich die großartigen Möglichkeiten der Verhütung nochmal anzuschauen.

 

Da der offizielle Internationale Tag der Verhütung von Herstellern hormoneller Verhütungsmittel gesponsert wird, geht es leider nur wenig um hormonfreie bzw. natürliche Verhütung. Ich persönlich finde es aber sehr wichtig, dass die Kommunikation hinsichtlich der vielen Möglichkeiten hormonfreier Empfängnisverhütung einfach besser wird. Allein schon deshalb, weil man als Frau nur dann selbstständig und selbstverantwortlich über seinen Körper und die Verhütung entscheiden kann, wenn man gut informiert ist.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die Verbrauchszahlen zu Gunsten der natürlichen Verhütung rapide verändern würden, wenn jede Frau wüsste, dass sie zur sicheren Empfängnisregelung gar keine Hormone benötigt.

 

Hier nun also meine Auflistung der möglichen Methoden zum Tag der Verhütung!

HORMONFREIE VERHÜTUNG

Kondome

Das Kondom – El Classico. Seit einer Ewigkeit in allen erdenklichen Variationen auf dem Markt und trotzdem leider so oft verschmäht und/oder falsch angewendet. Kondome bestehen meist aus einer hauchdünnen und reißfesten Latexhaut, die der Mann vor dem Vergnügen auf das steife Glied abrollt. Richtig angewendet ist es sehr sicher und außerdem (neben dem Femidom) das einzige Verhütungsmittel, welches vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt!

Das Kondom gibt es in unendlich vielen Varianten. Mit Noppen, in verschiedenen Farben, im Dunkeln leuchtend, in verschiedenen Geschmacksrichtungen und – was viel wichtiger ist! – in verschiedenen Größen!

 

Man kauft ja auch keine Schuhe in Einheitsgrößen…

Leider greifen auch heute noch die meisten zur Einheitsgröße und liegen dabei oft falsch. Die richtige Größe des Kondoms ist neben der richtigen Anwendung der wichtigste Faktor bzgl. der Sicherheit. Ein zu kleines, zu großes oder falsch abgerolltes Kondom ist nicht sicher. Es reißt, verrutscht oder verschwindet. Ihr könnt die richtige Größe ganz leicht ermitteln. Beispielsweise mit einem speziellen Maßband von MySize.

Diaphragma

Das Diaphragma ist eine kuppelartige flexible Silikonkappe, welche in verschieden Größen angeboten wird und individuell in einer Arztpraxis angepasst werden muss. Direkt vor dem Geschlechtsverkehr (max. 2 Stunden vorher) setzt man das Diaphragma durch die Scheide ein und platziert es so direkt vor dem Muttermund. Durch diese Barriere versperrt es den Spermien den Zugang zur Gebärmutter.

Zusätzlichen Schutz bietet ein Gel, das vor Einsetzen auf das Diaphragma gegeben wird und die Spermien abtötet bzw. deren Beweglichkeit hemmt (je nach Gel-Wirkstoff). Das Einsetzen ist die ersten Male vielleicht ein bisschen gewöhnungsbedürftig und erfordert ein wenig Übung, wird dann aber schnell zur Routine. Nach dem Geschlechtsverkehr muss das Diaphragma noch mindestens 6 Stunden (besser 8 Stunden) liegen bleiben und spätestens nach 24 Stunden heraus genommen werden.

Kupferspirale & Co.

Leider genießen Spiralen bis heute nicht den besten Ruf. Die fantastische Entwicklung, die sie in den letzten Jahren vollzogen haben, ist weder bei jeder Frau, noch bei jedem Gynäkologen angekommen.

Deshalb möchte ich zu allererst mit den gängigsten Unwahrheiten aufräumen:
  1. drohende Unfruchtbarkeit
  2. hohes Risiko für Gebärmutterentzündungen
  3. Verschlimmerung der Menstruation
  4. junge Mädchen oder Frauen, die noch nicht geboren haben, können sie nicht verwenden

All diese Befürchtungen sind völlig unnötig und überholt. Früher, als es Spiralen nur in einer EInheitsgröße gab und man noch nicht über Ultraschallgeräte zum genauen Ausmessen verfügte, waren diese Ängste berechtigt. Heute jedoch definitiv nicht mehr. Aktuell gibt es ca. 9 verschiedene Formen der Kupferspirale, diese jeweils in mehreren Größen, und nur drei Modelle davon sind eher für Frauen gedacht, die schon geboren haben.

Die restlichen sechs Spiralenformen sind ganz ohne Probleme auch bei jungen Frauen ohne Kinder einsetzbar. Neben der klassischen T-Form mit geraden „Armen“, gibt es sie auch in Regenschirmform, als Kupferkette oder auch als Kupferball. So gut wie für jede Frau lässt sich hier die richtige Größe und Form finden.

In ihrer Wirkweise sind alle gleich.

Im Gegenteil zu früher, wo eine Spirale hauptsächlich wirkte, weil sie so groß war, dass sie den Spermien den Weg versperrte, wirken die neuen Modelle durch die Kupferionen. Diese töten die Spermien ab und verhindern somit eine Befruchtung.

Sterilisation

Eine Sterilisation ist eine endgültige Form der Empfängnisverhütung und somit nur für Frauen geeignet, die ihre Familienplanung zu 100% abgeschlossen haben. Bei einer Sterilisation werden die Eileiter gekappt oder blockiert, so dass Spermien und Eizelle nicht aufeinandertreffen können. So ist eine Befruchtung unmöglich.

Es gibt zwei Techniken, um eine Sterilisation vorzunehmen. Bei der operativen Sterilisation werden die Eileiter gekappt oder verknotet. Dies geschieht über einen kleinen Schnitt in der Bauchdecke. Es gibt auch eine nicht-operative Methode. Hierbei wird in beide Eileiter eine Spirale eingesetzt und nach einer Zeit wieder entfernt. Durch die Spiralen entstehen Vernarbungen, die die Eilleiter vollständig blockieren.

Vasektomie

Bei Männern wird eine Sterilisation Vasektomie genannt. Bei einer Vasektomie werden die Samenleiter, welche die Spermien vom Hoden zum Penis leiten, gekappt oder verknotet. Es handelt sich hierbei um einen nicht-operativen Eingiff, welcher in der Regel ambulant durchgeführt wird. Der Mann kann also am Tag des Eingriffs gleich wieder nach Hause.

Auch eine Vasektomie ist etwas endgültiges und deshalb nur für Männer geeignet, die die Familienplanung komplett abgeschlossen haben.

Natürliche Verhütung

Symptothermale Methode

Diese Methode ist die wohl sicherste der natürlichen Verhütungsvarianten. Das Prinzip der Symptothermalen Methode besteht darin, dass sich durch die Veränderungen im weiblichen Zyklus der eintretende Eisprung erkennen lässt und somit die Tage des Monats, in denen eine Befruchtung möglich ist. So kann man die fruchtbaren Tage (Überlebensdauer der Spermien eingerechnet) auf ca. 5 – 7 Tage pro Zyklus ermitteln. Um diesen Zeitraum möglichst genau zu bestimmen, kombiniert man die Auswertung der wichtigsten Körperzeichen (sympto-), wie Zervixschleim- und/oder Muttermundbeschaffenheit, und die Körpertemperatur (-thermal). Daher auch der Name.

Das Ziel dieser Methode ist also, das kurze Zeitfenster der Fruchtbarkeit genau zu bestimmen. Während dieses Zeitfensters kann dann zusätzlich verhütet werden. Vor und nach der fruchtbaren Zeit kann ohne Zusatz gekuschelt werden.

Zur Bestimmung des fruchtbaren Zeitraums gibt es zwei wissenschaftlich anerkannte Regelwerke. NFP nach Sensiplan und NER nach Rötzer. Mehr Informationen dazu finden sich hier.

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Natürliche Verhütung mit Zykluscomputer & Apps

Ein Zykluscomputer ist ein nützliches, aber nicht gerade günstiges Hilfsmittel zur automatisierten Feststellung der fruchtbaren Tage. Im gegensatz zur klassischen Bestimmung nach den Regelwerken, die man selbst tätigt, übernimmt das Auswerten der jeweilige Computer. Für einige Frauen ist das die bequemere Alternative und sie fühlen sich sicherer. Diese praktischen Helfer gibt es in verschiedenen Varianten. Es gibt Symptothermalcomputer, Hormoncomputer und Temperaturcomputer.  Alle genannten Zykluscomputer ermitteln, wann genau die fruchtbaren Tage sind und zeigen so, ob zusätzlich verhütet werden muss, um eine Schwangerschaft zur vermeiden. Meine persönlichen Favoriten sind daysy und der myWay.

 

Zum Weltverhütungstag: ALLE Verhütungsmethoden auf einen Blick 1

Außerdem gibt es auch sehr hilfreiche Apps, die bei der Bestimmung der fruchtbaren Tage eine große Hilfe darstellen. Bei manchen Apps lässt sich sogar nach verschiedenen Regelwerken auswerten. Hier muss man sich vor dem Beginn für ein Regelwerk entscheiden. Hierzu gibts es einen ausführlichen Artikel mit den verschiedenen Apps.

 

Andere Methoden der natürlichen Verhütung

Diese sind allerdings nicht mit der Symptothermalen Methode zu vergleichen, da sie alle – einzeln angewendet – nicht die gleiche Sicherheit erreichen können. Die Auflistung dient also nur zur Vervollständigung und nicht als Empfehlung.

Kalendermetode

Die Kalendermethode ist eine der unsichersten Methoden. Ausgehend von der Annahme, dass ein Zyklus im Schnitt circa 28 Tage hat und ein Eisprung irgendwann in der Zyklusmitte stattfindet, werden einfach die Tage gezählt. Hat man einen 28-tägigen Zyklus, verhütet man also um den 14. Tag herum zusätzlich. Absolut nicht ratsam und sehr ungenau.

Billings-Methode

Die Billings-Methode beruht ausschließlich auf der Beobachtung der Zervixschleimveränderung. Da diese aber auch nur einer der drei aussagekräftigen Parameter zur Bestimmung einer Ovulation ist, bringt auch das keine hohe Sicherheit mit sich.

Temperaturmethode

Bei der Temperaturmethode wird ausschließlich anhand der morgendlichen Basaltemperatur der Zeitpunkt des Eisprungs ermittelt. Die Temperatur als alleiniger Indikator für Fruchtbarkeit ist allerdings selten aussagekräftig genug. Eine Ausnahme bietet der Zykluscomputer Daysy. Dieser bestimmt die fruchtbare Zeit zwar auch nur mittels Basaltemperatur, allerdings mit erstaunlich gutem und genauem Algorithmus.

Coitus Interruptus

Der Klassiker unter den Methoden, die früher oder später in einer Schwangerschaft enden. Der Samenerguss des Mannes findet außerhalb der Vagina statt. Ich glaube, es ist jedem klar, dass bereits vor dem Erguss Spermien austreten können und dies keine angemessene Verhütung darstellt.

Femidom

Femi-what? Das Femidom gehört zu den unbekanntesten Verhütungsmethoden und ist zumindest gefühlt schon fast ausgestorben. Es handelt sich hierbei um das Kondom für die Frau. Ja, es gibt auch ein Frauen(Femi)- Kondom(-dom). Das Femidom verhindert, wie auch das klassische Kondom, dass die Spermien in die Gebärmutter gelangen. Es sieht einem „normalen“ Kondom auch sehr ähnlich.

Das Femidom besteht aus einer hauchdünnen Kunststoffhülle mit einem offenen und einem geschlossenen Ende. Beide Enden sind mit einem flexiblen Ring versehen. Der Ring am geschlossenen Ende wird, ähnlich wie bei einem Diaphragma, so in der Scheide platziert, dass der Muttermund vollständig bedeckt ist. Der Ring an der offenen Seite liegt außerhalb des Scheideneingangs und wird dort über den großen Schamlippen platziert.

Das Femidom ist neben dem Kondom für Männer das einzige Verhütungsmittel, welches vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen kann.

Hormone, Hormone und noch mehr Hormone

 

Ich glaube, jedem meiner Leser ist absolut klar, dass ich nicht der größte Fan hormoneller Verhütungsmethoden bin. Hauptsächlich, weil ich nicht verstehe, wieso man in sein Hormonsystem eingreifen muss, obwohl Verhütung auch sehr gut und ebenso sicher ganz ohne diesen Eingriff ins endokrine System möglich ist.

Außerdem gefällt mir die schlichtweg falsche Kommunikation nicht. Die Pille wird als Wunderwaffe für alle möglichen Dinge verkauft, Nebenwirkungen und Folgen werden verschwiegen oder gleich abgestritten. Ähnlich verhält es sich bei den hormonellen Varianten, die nicht oral eingenommen werden müssen. Die nette kleine Lüge der „örtlichen Wirkung“ von Hormonspiralen oder dem Nuvaring sind schon fast eine Beleidigung an die weibliche Intelligenz.

 

Genau aus diesem Grund, werde ich mich mit diesen Methoden in diesem Artikel nicht so intensiv beschäftigen, wie mit den hormonfreien. Ein kleiner Überblick in die Welt der hormonellen Verhütung sollte trotzdem nicht fehlen.

Pille

Die Antibabypille ist das wohl am häufigsten verwendete Verhütungsmittel weltweit. Die meisten Pillenpräparate sind sogenannte Kombipräparate. Sie enthalten die synthetische Form der uns bekannten Hormone Östradiol (das wichtigste der drei Östrogene) und Progesteron. Die Antibabypille gibt es in verschiedenen Varianten und verschiedenen Wirkstoffen, Dosierungen und Wirkweisen. Bei allen handelt es sich um Medikamente mit hormonähnlicher Wirkung, die durch den Eingriff in unser Hormonsystem eine Schwangerschaft verhindern. Ein Medikament mit vielen Risiken und Nebenwirkungen.

Implanton

Das Implanton ist, ähnlich wie die Hormonspirale, eine hormonelle Methode zur Langzeitverhütung. Es besteht aus einem kleinen Stäbchen, welches in den Oberarm eingesetzt wird. Einmal eingesetzt, schüttet es im Zeitraum von bis zu drei Jahren konstant eine synthetische Form von Progesteron aus. Diese Ausschüttung verhindert den Eisprung und die Befruchtung. Demnach hat es die gleiche Wirkung wie eine östrogenfreie Pille und somit auch die gleichen Risiken und Nebenwirkungen.

Nuvaring

Der Nuvaring ist, wie der Name schon verrät, ein kleiner Ring. Dieser wird von der Anwenderin selbst in die Scheide eingeführt, platziert und bleibt dort bis zu drei Wochen liegen. In dieser Zeit schüttet der Nuvaring eine Kombination aus synthetischem Östrogen und Progesteron aus und wirkt somit genau wie eine Pille, also mit beiden Wirkstoffen. Somit sind auch Nebenwirkungen sehr ähnlich zu denen der kombinierten Antibabypillen.

Drei-Monats-Spritze

Bei der Drei-Monats-Spritze oder auch Depotspritze handelt es sich um eine Injektion mit synthetischem Progesteron. Hierbei wird dem Körper ein Hormondepot mittels Spritze/Injektion zugeführt. Diese enorme Masse an synthetischen Hormonen führt zu einer Wirkdauer ca. 8 – 12 Wochen. Ist die Spritze einmal gegeben, lässt sich das für die nächsten Wochen nicht rückgängig machen. Bedeutet: Mit allen auftretenden Nebenwirkungen muss man so lange leben, bis der Körper die hormonähnlichen Wirkstoffe alle wieder abgebaut hat.

Hormonpflaster

Das Hormonpflaster oder Verhütungspflaster wirkt ebenfalls genauso wie die Pille. Nur werden bei seiner Anwendung die synthetischen Hormone nicht oral eingenommen, sondern durch die im Pflaster enthaltenden Wirkstoffe über die Haut aufgenommen. Das Hormonpflaster wird auf dem Bauch, Oberarm oder Po angebracht und verbleibt dort für drei Wochen. Wird es anschließend abgenommen, folgt die Abbruchblutung.

Hormonspirale

Hormonspiralen werden – wie auch die Kupfervarianten – in den Uterus eingesetzt. Allerdings mit dem riesigen Unterschied, dass bei der Hormonspirale kontinuierlich über mehrere Jahre synthetisches Progesteron ausgeschüttet wird. Dieser Wirkstoff verhindert, dass sich eine befruchtete Eizelle in den Uterus einnisten kann und erschwert den Spermien den Weg.

Lange Zeit wurde versucht der Frauenwelt vorzugaukeln, dass dieser hormonähnliche Wirkstoff nur lokal im Uterus wirken würde und keinerlei Einfluss auf das Hormonsystem hat. Ebenfalls wurde behauptet, die Menge des Wirkstoffes wäre nur ein Bruchteil von dem, was in den gängigen Pillen zu finden ist. Beides wurde durch eine erneute Prüfung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte widerlegt und muss in Zukunft auf Broschüren und Beipackzetteln geändert werden. 

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Über die Autorin dieses Artikels

Isabel ist Gründerin von Generation Pille und Autorin der Bücher „ByeBye Pille“ und „Kleine Pille, große Folgen„. Ziel der Seite und jedem einzelnen Beitrag ist es, Frauen zu helfen, ihren Körper besser zu verstehen, Symptome zu deuten und sowohl körperliche als auch hormonelle Zusammenhänge zu begreifen. Der Fokus ihrer Beiträge liegt hierbei ganz klar auf den Themengebieten Frauengesundheit, Hormone, hormonelle Beschwerden und natürliche Verhütung.