Möchte man sich von der hormonellen Verhütung verabschieden, sollte man sich früh genug mit den natürlichen Alternativen aueinandersetzen. Leider wird über die tollen hormonfreien Verhütungsmethoden nicht genug gesprochen und auch die Aufklärung lässt meist zu wünschen übrig.

Neben den Gott sei dank mittlerweile bekannteren Methoden wie NFP oder den verschiedenen Varianten der Kupferspiralen, gibt es zum Beispiel auch das häufig

Was ist ein Diaphragma?

Das Diaphragma ist ein Mittel zur Empfängnisverhütung für die Frau, das ohne Hormone auskommt. Es gehört zu den Barrieremethoden und verhindert, dass Samenzellen und Eizelle aufeinandertreffen. Um das zu erreichen, bietet das Diaphragma zwei kombinierte Wirkmechanismen: Zum einen wird es direkt vor dem Muttermund platziert, so dass Spermien diesen nur sehr schwer erreichen können. Und falls doch ein paar starke Schwimmer zu nah an ihr Ziel kommen, folgt die zweite Hürde: ein spermienhemmendes Gel. Diese Kombination macht den Muttermund für Spermien unzugänglich.

Auf den ersten Blick sieht es ein bisschen aus wie ein großes nicht ausgerolltes Kondom. Ein Diaphragma ist also eine kleine Silikonkuppel mit einem ebenfalls mit Silikon ummantelten Ring aus härterem Material wie Kunststoff oder Stahl. Das sorgt zum einen dafür, dass es die runde Form behält, und zum anderen, dass es nicht verrutscht.

Diaphragma

Wie genau funktioniert es?

Das Diaphragma wird vor dem Geschlechtsverkehr eingeführt. Das passiert maximal 2 Stunden vorher oder direkt davor. Hierzu wird zuerst ein spermienhemmendes Gel (Spermiostatika) oder eine spermienabtötende Creme (Spermizid) auf die Innenseite des Diaphragma aufgetragen. Anschließend wird es eingeführt und platziert. Platziert bedeutet: es muss den Muttermund umschließen, darf nicht wackeln oder drücken und sollte weder für die Frau noch für den Mann spürbar bzw. störend sein.

Befindet sich das Diaphragma an der richtigen Stelle, bildet zum einen die kleine Silikonkuppel an sich schon eine Barriere. Eine schwer zu überwindende Mauer für die Spermien. Da es aber kein Vakuum bildet und den Muttermund nicht zu 100% komplett isoliert, ist der fast noch wichtigere Aspekt das spermienhemmende Gel bzw. die spermienabtötende Creme. Dieses wurde vor dem Einführen bereits auf die Innenseite des Diaphragmas aufgetragen. Somit befindet sich der Muttermund in einer Art kleinen Badewanne aus Gel.

 

In Gel schwimmt es sich nicht gut…

Sollte jetzt eine Samenzelle die erste Mauer doch überwunden haben, landet es im Gel. Dieses Gel macht den Spermien gleich doppelt das Leben schwer. Denn erstens lässt es sich in Gel, also dickflüssiger Konsistenz, nicht gut schwimmen, und zweitens hat es einen hohen Säureanteil, was Spermien überhaupt nicht mögen. Das hemmt ihre Beweglichkeit und so kommen sie nicht mehr voran. Nach ein paar Stunden geben sie vor Erschöpfung einfach auf.

Nach dem Geschlechtsverkehr muss das Diaphragma noch mindestens 8 Stunden an Ort und Stelle bleiben, um sicher zu gehen, dass auch wirklich keine Samenzelle noch genug Kraft hat, zum Ziel zu gelangen. Nach den 8 Stunden besteht keine Gefahr mehr. Spätestens 24 Stunden nach dem Sex muss das Diaphragma entfernt werden.

Wie sicher ist es?

Das Diaphragma ist nur so gut wie seine Anwenderin. Die sichere Verwendung eines Diaphragmas setzt folgendes voraus:

  1. Es hat die passende Größe (im besten Fall von einem Gynäkologen oder einer Fachkraft angepasst und überprüft).
  2. Frau weiß, wie es richtig eingesetzt und platziert wird.
  3. Das Diaphragma ist vor dem ersten Eindringen des Penis richtig platziert.
  4. Es bleibt die vollen 8 Stunden nach GV an Ort und Stelle.
  5. Das spermienhemmende Gel bzw. die spermienabtötende Creme wurde verwendet.

Davon ausgehend, dass Frau diese Punkte bei der Anwendung beherzigt und weiß was sie tut, ist das Diaphragma sehr sicher. Bei perfekter Anwendung erreicht es einen Pearl-Index von 1,2 – 2.

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Was muss man beachten?

Wann nutzt man es?

Ein Diaphragma ist ein Verhütungsmittel, welches ein hohes Maß an Eigenverantwortung voraussetzt. Es funktioniert nur, wenn man es auch benutzt. 😉  Möchte man das Diaphragma als alleinige Verhütungsmethode verwenden, muss es ausnahmslos bei jedem Verkehr und immer mit Gel benutzt werden. Eine weitere Möglichkeit ist, das Diaphragma als Zusatz zu einer Zeitwahlmethode wie der Symptothermalen Methode (NFP nach Sensiplan oder Zykluscomputer) zu verwenden.

In diesem Fall wird das Diaphragma nur in den mit der Methode bestimmten fruchtbaren Tagen genutzt. Allerdings setzt das voraus, dass diese auch sicher bestimmt werden können. Schätzen, raten, hoffen oder unzuverlässige Menstruations-Apps sind keine zuverlässigen Zeitangaben für die Nutzung oder Nichtnutzung eines Diaphragmas!

 

Mehrfachverkehr

Das Diaphragma darf, wie bereits erwähnt, frühestens 8 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr entfernt werden. Möchte man ein zweites oder drittes Mal Spaß haben, während das Diaphragma noch eingesetzt ist, muss entweder zusätzlich ein Kondom verwendet oder nochmal Gel mittels Applikator tief in die Scheide gegeben werden. Auf keinen Fall – niemals nie! – darf man einfach das Diaphragma rausholen, abwaschen, Gel auftragen und wieder einführen. In dieser Zeit haben die Spermien nämlich jede Gelegenheit, um doch zum Muttermund zu gelangen. Also Diaphragma drin lassen und zusätzliches Gel nachfüllen.

 

Die richtige Größe

Ab und zu spielt die Größe eben doch eine Rolle. Beim Diaphragma sogar eine sehr wichtige! Ist es zu groß oder zu klein, besteht die Gefahr, dass es nicht richtig sitzt, den Muttermund nicht korrekt umschließt oder hin und her schwimmt. Das alles gibt den Samenzellen die Chance, daran vorbeizukommen, und auch das Gel bleibt so nicht an Ort und Stelle. Zudem kann ein zu großes Diaphragma auch unangenehm drücken. Im besten Fall lässt man sich das Diaphragma von einem Gynäkologen oder einer Hebamme anpassen und den richtigen Sitz überprüfen. So besteht keine Gefahr, dass doch was schief geht.

 

Apropos Größe. Welche Größen gibt es?

Aktuell gibt es ein Diaphragma in einer Einheitsgröße, das Caya Diaphragma. Diese Größe passt ca. 87 % aller Frauen. Für die restlichen 13 % wird es voraussichtlich Anfang 2020 das Singa-Diaphragma in vielen Größen geben. Angefangen bei 60 mm wird das Singa in 5-mm-Schritten bis zu 90 mm Durchmesser erhältlich sein. Da sollte tatsächlich für jede Frau das passende dabei sein.

 

Richtig einsetzen & nachfühlen

Die wichtigste Voraussetzung, um ein Diaphragma richtig zu verwenden, ist – neben der Größe – das korrekte Einsetzen durch die Anwenderin. Hat man sich bisher noch nie mit seinem eigenen Körper beschäftigt und z.B.  noch nie den Muttermund ertastet, kann das anfangs ein bisschen schwierig werden. Auch hier gilt: Gynäkologin oder Hebamme zu Rate ziehen!
Diese bieten meist auch einen kleinen „Unterricht“ an. In vielen Fällen geht das auch mit der Anpassung einher. Dort wird Frau dann genau erklärt, wie es eingeführt werden und wie es sitzen muss. Nach dem Einsetzen sollte man immer noch einmal nachfühlen, ob der Muttermund auch vollständig umschlossen ist.

Qual der Wahl

Diaphragma: Alle Infos zur richtigen Anwendung und Sicherheit 1
Caya Diaphragma
  • Einheitsgröße
  • anatomische Form (75 mm x 67 mm)
  • Material: Silikon
  • Kunststofffeder + Griffnoppen am Rand
  • Griffmulde zum besseren Entfernen
  • mind. 2 Jahre haltbar

Milex Diaphragma, Bild: Thomas Klatt
Singa-Diaphragma
  • voraussichtlich Anfang 2020 erhältlich in den Größen von 60 – 90 mm Ø
  • runde Form
  • Material: Silikon
  • Federring aus Polymer
  • mind. 2 Jahre haltbar

Wie viel kostet ein Diaphragma?

Die Kosten für ein Diaphragma belaufen sich auf ca. 40 – 50 €. Hinzu kommt das Gel für ca. 10 €, das ca. alle 3 Monate nachgekauft werden muss. Möchte man vorab eine Beratung und Anpassung in Anspruch nehmen, können die Kosten hier je nach Gynäkologe, Hebamme oder Beratungszentrum variieren. Für die Erstanschaffung inkl. Diaphragma, Aufbewahrungsbox, Gel, Beratung und Anpassung muss mit ca. 150 € gerechnet werden.

Wo kann ich mich beraten lassen?

Diese Frage lässt sich wirklich nicht so einfach beantworten. Leider werden kassenärztliche Gynäkologen für ausführliche Beratungen nicht bezahlt und deshalb bieten es viele auch nicht an. Das gilt auch für das Anpassen. Am besten fragt man also beim Gynäkologen seines Vertrauens einfach mal nach. Sollte es in der Praxis nicht angeboten werden, kann man sich auch an ProFamilia oder ein Frauen- und Mädchen-Gesundheitszentrum wenden. Auch einige Hebammen sind auf dem Gebiet sehr fit und können helfen.