Wenn es um das unangenehme Thema „Juckreiz und Brennen im Intimbereich“ geht, denken viele Frauen zuerst an eine vaginale Pilzinfektion. Doch diese ist nur bei etwa der Hälfte der Betroffenen die Ursache für die nervenden Symptome. Gerade bei wiederkehrenden Missempfindungen solltest Du deswegen einen Arzt bzw. eine Ärztin zurate ziehen.
Neben der Candidamykose, wie eine Pilzinfektion auch genannt wird, sind noch weitere Ursachen denkbar, die ich Dir gern näherbringen möchte.
5 juckende, schmerzende und brennende Auslöser
- Erreger (Pilze, Bakterien, Viren, Parasiten)
- Hautkrankheiten wie z. B. Lichen sclerosus oder Psoriasis
- Hormone
- Vulvodynie
- Psyche
Besonderes Augenmerk möchte ich auf die Hauterkrankungen legen, denn sie sind trotz ihrer Unbekanntheit gar nicht so selten. Und vielleicht bist ja auch Du betroffen von andauernd wiederkehrendem Juckreiz, und Du verzweifelst schon lange an Dir, weil keines der Hausmittelchen oder Apothekencremes hilft und Du nicht mehr weiter weißt. Doch zuerst noch ein paar Sätze zu den anderen Ursachen.
Wie kommen krankmachende Erreger in meine Vagina?
Sowohl Pilze als auch verschiedenste Bakterien tummeln sich physiologischerweise in der Vaginalflora, allerdings haben nicht die Überhand, sondern die guten Laktobazillen. Diese Bakterienart produziert Stoffwechselprodukte, die für den sauren pH-Wert verantwortlich sind. So werden zum Beispiel Colibakterien in Schach gehalten. Denn nur ein saurer pH-Wert dient als Schutzbarriere.
Sexuell übertragbare Krankheiten
Auch sexuell übertragbare Krankheiten, wie Chlamydien, Trichomonaden oder Gonokokken (Tripper), haben unter ihren Symptomen den Juckreiz. Du fängst sie Dir, wie der Name unschwer erraten lässt, bei ungeschütztem/n Sex(-praktiken) ein.
Infektionen mit Pilzen oder Bakterien lassen sich gut und schnell behandeln. Dein Frauenarzt kann die Diagnose schnell stellen und Dir eine entsprechende Creme oder ein Präparat verschreiben. Falls Du unter immer wiederkehrenden Pilzinfektionen leidest, dann findest Du hier weitere Informationen, denn häufig vernichten die allopathischen Mittel diese nicht tiefgehend.
Stoffe, die eine Allergie an der Schleimhaut auslösen können
Nicht selten endet die Verwendung von Binden und Slipeinlagen durch die in ihnen enthaltenen (Duft-) Stoffe mit einer Schleimhautschwellung, Hautveränderung und unangenehmem Jucken an der Vaginalschleimhaut – Symptome einer Kontaktallergie. Auch auf Waschmittel kann Frau allergisch reagieren, ebenso ist Chlorwasser in manchen Fällen reizend (achte bei Deinen Hygieneprodukten darauf) an empfindlichen Stellen und kann möglicherweise eine Fehlbesiedelung (und somit Pilz- und Bakterieninfektionen) begünstigen.
Jucken durch Hormonschwankungen
Pilleneinnahme, Schwangerschaft, Wechseljahre oder einfach ganz normale Hormonschwankungen innerhalb des Zyklus: All das kann zu entsprechenden Symptomen führen. Ein Abfall von Östradiol beispielsweise sorgt für eine ganz andere Keimflora im Vaginalbereich, Östriolmangel (eine Untergruppe der Östrogene) ist verantwortlich für trockene Schleimhäute (z. B. durch die Pilleneinnahme oder häufig in den Wechseljahren vorkommend).
Kennst du diese Hautkrankheiten, die möglicherweise fürs Jucken im Schritt verantwortlich sind?
Lichen sclerosus- was ist das?
Hinter diesem Namen verbirgt sich eine eher unbekannte und unerforschte Erkrankung. Selbst Ärzten ist sie teilweise nicht geläufig, was für betroffene Frauen oftmals mit einer langen Odyssee einhergeht, bis diese Diagnose letztendlich gestellt wird. Neben einem chronischen Juckreiz geht sie mit Rötungen im Genital-/Anusbereich, weißlichen Stellen und kleinen Einrissen einher.
Die schnellstmögliche Diagnosestellung und -behandlung ist hier sehr wichtig, da es sonst mit der Zeit zu Vernarbungen, Verhärtungen und Gewebeschwund kommen kann. Damit einhergehend ist eine Verengung des Scheideneingangs, was neben Problemen beim Sex sogar zu Störungen der Entleerung von Harnblase und Darm führen kann.
Mögliche Ursachen von Lichen sclerosus
Da die Ursache von Lichen, das umgangssprachlich auch Kraurose genannt wird, bisher noch weitgehend unbekannt ist, kann ich Dir hier nur mögliche Ansätze bieten. Es gibt Hinweise darauf, dass sie eine autoimmune Genese hat.
Aber auch die Genetik hat wohl einen Einfluss: Mindestens jede zehnte Betroffene (die Krankheit ist aber auch bei Männern möglich) hat weitere Verwandte mit den gleichen Beschwerden.
Zudem wurde festgestellt, dass vorangegangene Verletzungen, chirurgische Eingriffe und auch sexueller Missbrauch in der Kindheit eine nicht unerhebliche Rolle bei der Entstehung spielen.
Wie Du einen Lichen sclerosus behandeln kannst
Nicht allein aufgrund der unbekannten Ursache ist die Standard-Therapieempfehlung eine stark kortisonhaltige lokale Creme in Verbindung mit fetthaltiger Pflege für die betroffenen Areale. Naturheilkundlich würde ich Dir bei gereizter und wunder Haut Sitzbäder mit speziellen Kräutern empfehlen, kombiniert mit einer pflegenden und heilungsfördernden Ölmischung für die tägliche Pflege.
Als Basis für eine ganzheitliche Gesundheit solltest Du besonders hier auch an eine Darmsanierung denken (Tipps dazu findest Du hier) und nach Deinem Immunsystem schauen lassen. Gerade bei Autoimmunerkrankungen findet sich dort häufig ein Ungleichgewicht zwischen dem angeborenen und erworbenen Immunsystem, das mit speziellen Therapieformen wieder ausgeglichen werden kann. Beachte auch: Neben Neurodermitis und Psoriasis können auch, neben den klassischen Stellen am gesamten Körper, der Bereich um Anus und Vagina betroffen sein.
Vulvodynie – Schmerzen (nicht nur) beim Sex
Du leidest unter verschiedenen Missempfindungen im Intimbereich häufig schon nach leichter Beanspruchung (zum Beispiel Radfahren, Tampon einführen, enganliegende Kleidung), einschießenden Schmerzen, Brennen, Juckreiz oder dem Gefühl von Wund- und Trockensein und kein Arzt kann etwas Organisches feststellen? Während dem Sex und auch Stunden bis Tage danach quälen Dich Schmerzen an Deiner Vulva? Oder leidest Du unter dauerndem Blasendruck und Brennen beim Urinieren? All diese Symptome werden unter dem Begriff Vulvodynie zusammengefasst.
Wenn sich Deine Symptome hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr auslösen lassen, lies gerne den Artikel von der Generation-Pille-Expertin Andrea Mohr, der genau darüber berichtet: Vaginismus und Vulvodynie: Wenn Liebe weh tut
Körperliche und seelische Traumata als Ursache?
Den mannigfaltigen Missempfindungen gehen manchmal Allergien und Reizungen, manchmal auch Verletzungen wie bei einer schweren Geburt voraus. Ein schwacher Beckenboden scheint die Symptome noch zu verschlimmern, genauso wie seelische und emotionale Konflikte. Als Ursache werden in der Medizin auch Nervenschädigungen diskutiert, die aber nur schwer nachweisbar sind.
Was kannst Du bei Vulvodynie tun?
Erst einmal ist es wichtig, den betroffenen Bereich gut vor äußeren Einflüssen zu schützen. Benutze nur weiches Toilettenpapier, trage nicht zu enge Baumwollslips und trockne Dich nach dem Duschen nur vorsichtig, besser tupfend ab. Vermeide alle Pflegeprodukte, die die Vaginalflora aus dem Gleichgewicht bringen könnten. Besser ist eine Reinigung nur mit Wasser. Dein Vaginalsekret ist wasserlöslich und braucht keine Fettlösung. Im Anschluss empfehle ich pflegende Aromaölmischungen für die empfindliche Schleimhaut.
Vaginal Steaming und CBD-Öl
Mit „Vaginal Steaming“ – dem Bedampfen des Intimbereichs mit einem angenehm warmen Kräuteraufguss – kannst Du Dir selbst etwas Gutes tun. Individuell ausgewählte Kräuter wirken den Irritationen entgegen und der warme Dampf fördert die Durchblutung.
Wenn Du etwas suchst, das Deine Schmerzen lindert, dann versuche es doch mal mit CBD-Öl. Das kann sowohl topisch angewandt werden als auch innerlich und wirkt Schmerzen entgegen.
Psyche
Eventuell ist eine psychotherapeutische Begleitung für Dich hilfreich. Der Körper versucht, mithilfe seiner Möglichkeiten zum Ausdruck zu bringen, dass etwas nicht stimmt. Er möchte Dich zum genauen Hinschauen bewegen. Was genau will er Dir mitteilen? Manchmal ist das allein nicht herauszufinden. Ein guter Therapeut bzw. eine gute Therapeutin an Deiner Seite kann Dir dabei helfen und es gemeinsam mit Dir bearbeiten.
Aber zuerst: Rede darüber
Juckreiz oder Schmerzen im Intimbereich sind sicherlich immer unangenehm. Wenn sie chronisch vorkommen, ist Dein ganzer Alltag belastet und eingeschränkt. Das kann so weit gehen, dass sich eine Depression daraus entwickelt. Nicht jede kann jedoch selbstbewusst über das Problem reden, und schließlich muss auch erst einmal ein Arzt gefunden werden, der uns ernst nimmt und dabei hilft, die richtige Diagnose zu finden. Leider sind da viele Ärzte ratlos, denken nicht an Vulvodynie und verschreiben – trotz fehlendem Nachweis einer Infektion – die nächste Anti-Pilzcreme. Nicht wirklich und schon gar nicht dauerhaft hilfreich. Schäme dich nicht für deinen Intimbereich.
Am besten suchst Du Dir vorab im Internet einen Frauenarzt oder eine Frauenärztin aus, die mit dieser Thematik vertraut ist. Dort wirst Du mit all Deinen unangenehmen Symptomen ernst genommen, denn für eine gute schulmedizinische wie alternative Therapie ist eine genaue Diagnose unabdingbar.