Persona – zur Verhütung geeignet oder eher nicht? Das ist eine Frage, die ich in Bezug auf die erste Findungsphase nach dem Absetzen der Pille sehr oft höre. Immerhin musste man sich durch die hormonelle Variante lange Zeit um seine Fruchtbarkeit keine Gedanken machen. Setzt man ab, steht man erst mal vor einer Herausforderung. Wie verhüte ich jetzt und welche Tools sind überhaupt geeignet?
WICHTIGES UPDATE
Der Vertrieb des Persona Verhütungsmonitors wurde im Januar 2022 in Deutschland eingestellt. Deshalb ist der Verhütungsmonitor nicht mehr überall im Handel erhältlich. Frauen, die den Persona benutzen, können die Persona-Teststäbchen aber noch eine Zeitlang (solange der Vorrat reicht) über bestimmte Online-Anbieter oder (Versand-)Apotheken erwerben.
Pille abgesetzt und jetzt? Kondome sind doof, NFP zu kompliziert, das Einsetzen einer Spirale tut weh, Zykluscomputer sind super teuer und was ist eigentlich ein Diaphragma? Das sind die typischen Gedanken einer Frau, die nach dem Absetzen auf einmal feststellt, dass sie keinen Plan hat, wie es mit ihrer Verhütung weitergehen soll. An diesem Punkt waren wir alle irgendwann. Ausnahmslos. Da die Beratung und Aufklärung in Sachen hormonfreier Verhütung bei den meisten Gynäkologen zu wünschen übrig lässt, steht man mit dem Thema meist allein da. Völlige Reizüberflutung.
Genau an diesem Punkt landen viele Frauen bei der offensichtlich „unkompliziertesten“ Methode und liebäugeln mit dem Persona*, einem Hormon-Messcomputer. An ein paar Tagen im Monat auf ein Stäbchen zu pinkeln ist ja auch viel leichter, als sich mit seinem Zyklus intensiv beschäftigen zu müssen. Zudem ist dieser Computer auf den ersten Blick mit ca. 75,00 € – 100,00 € auch weitaus günstiger als die anderen Zykluscomputer auf dem Markt. Ein weiteres Verkaufsargument ist meist, dass es „zuverlässiger“ ist, die Hormone auszuwerten als beispielsweise mit einem Tool wie daysy „nur“ die Temperatur als Indikator zu wählen. Billig, easy in der Anwendung und super zuverlässig? Nein.
Wie funktioniert der Persona?
Der Grundgedanke dieser „Verhütungsmethode“ ist eigentlich super: Während des weiblichen Zyklus‘ tut sich im Körper so einiges. Zum einen gibt es Symptome wie die Temperaturveränderung, die Position des Muttermundes und die Konsistenz des Zervixschleimes, die bei der Symptothermalen Methode wie NFP zur Auswertung der fruchtbaren Tage genutzt werden. Des weiteren verändert sich auch die Konzentration gewisser Hormone im Körper. Der Persona* nutzt diese hormonellen Veränderungen, um vorauszusagen, wann du fruchtbar bist und wann nicht.
Östradiol (E3) und das Luteinisierenden Hormon (LH) sind die beiden Hormone, die der Persona für die Ermittlung deines Eisprungs benötigt. Hierzu sollte gesagt sein: Diese beiden Hormone steigen von Beginn deines Zyklus‘ immer weiter leicht an und erreichen während des Eisprungs ihren Peak. Danach fallen sie wieder ab. Um diese Veränderungen feststellen zu können, nutzt der Persona* den Morgenurin. Hierzu pinkelt man einfach morgens auf einen Teststreifen und schiebt diesen dann in den Monitor. Im ersten Zyklus muss man das an 16 festgelegten Tagen machen, im zweiten an 8 und ab dem dritten Zyklus noch an 6 Tagen. Zusätzlich wird geraten, an jedem Tag, an dem man womöglich Sex haben möchte, nochmals zu messen, falls das nicht zufällig einer der Testtage war. Bis hier hin klingt auch alles noch ganz vielversprechend. Jetzt kommt das große Aber.
Hormone sind keine zuverlässige Quelle
Hormone sind eine großartige Sache und überlebenswichtig, aber eins sind sie nicht: zuverlässig. Jedes Organ des Hormonsystems wie z.B. die Schilddrüse, die Nebennieren, natürlich die Eierstöcke und die Hypophyse im Gehirn beeinflussen sich gegenseitig. Sprich: Die Hormonwerte können ständig schwanken. Es gibt eine ganze Latte an Dingen, die die Hormonwerte verfälschen, stören oder beeinflussen können. Dazu gehören zum Beispiel allgemeine Hormonschwankungen bei PCOS, PMS, Erkrankungen der Schilddrüse oder auch der Nebennieren, die die Sexualhormone beeinflussen sowie unregelmäßige Zyklen. Selbst falsche Ernährung oder Untergewicht haben Einfluss auf die Hormone. Hinzu kommen auch unerkannte Erkrankungen der Nieren und der Leber, die die Hormonausscheidung über den Urin verändern können.
Ganz besonders nach dem Absetzen der Pille wird der Hormonhaushalt die ersten Monate noch von den synthetischen Hormonen der oralen Kontrazeptiva bestimmt. Es dauert mindestens drei Monate, bis der größte Teil der Pillenhormone aus dem Körper verschwunden ist. Es kann einige weitere Monate bis hin zu Jahren dauern, bis Frau wieder einen regelmäßigen Zyklus mit einem ausgeglichenen Hormonverhältnis hat. Deshalb ist in dieser Zeit ein Persona eine ganz schlechte Idee.
Selbst mit Bilderbuchzyklus nicht sicher genug
Selbst wenn Frau einen perfekten, regelmäßigen Zyklus hat, kann es zu Problemen kommen. Denn auch dann wird nur eine Sicherheit von 94% erreicht. Das bedeutet: Bei richtiger Anwendung werden von 100 Frauen innerhalb eines Jahres trotzdem 6 ungewollt schwanger! Das liegt daran, dass der Persona* den Anstieg der Hormone evtl. zu spät bemerkt und dementsprechend nicht als potentiell fruchtbar anzeigt. Im Vergleich dazu mal die Zahlen der klassischen Symptothermalen Methode NFP: Hier sind es nur 3 von 1.000 Frauen, die innerhalb eines Jahres ungewollt schwanger werden können.
Ein weiterer Nachteil, der auf den ersten Blick nicht gleich bedacht wird: Zur Messung wird der Morgenurin benötigt. Morgenurin ist der Urin, den man nach der längsten Schlafphase hat, mit der höchsten Konzentration an Hormonen. Nicht aber, wenn man in der Nacht mal auf Toilette war. Dann ist der Morgenurin nicht mehr so hoch konzentriert wie er eigentlich sein sollte. Nicht umsonst sagt selbst der Hersteller auf seiner Webseite, ich zitiere:
„Sie dürfen Persona NICHT verwenden, wenn Sie eine Schwangerschaft absolut nicht akzeptieren könnten.“
Kosten im Überblick
Wie anfangs schon erwähnt, wirkt der Persona im Vergleich zu den gängigen Zykluscomputern erstmal günstig. Der Anschaffungspreis variiert je nach Angebot und Nachfrage zwischen 75,00 € und 100,00 €. Die laufenden Kosten werden aber häufig übersehen. In diesem Fall sind laufende Kosten die benötigten Teststreifen. Wir erinnern uns: Im ersten Zyklus benötigt man mindestens 16 Stück, im zweiten mindestens 8 und in den Zyklen danach jeweils mindestens 6. Das sind aber nur die Messungen, die von dem Gerät erwartet werden. Hinzu kommen die vom Hersteller empfohlenen Zusatzmessungen, nämlich jedes mal, wenn man gedenkt, Sex zu haben. Hier sollten also noch einige Stäbchen dazu kommen.
Eine Packung mit 32 Teststreifen kostet im Schnitt 40,00 €*. Je nach sexueller Aktivität kann das also sehr teuer werden. So kommt man im ersten Jahr schon auf den Preis, den man einmalig und ohne Folgekosten für einen Zykluscomputer ausgegeben hätte. Es rentiert sich also nicht.
Ovulationstest als Zusatz
Grundsätzlich sind Ovulationstests – und eigentlich ist der Persona nichts anderes – ein recht guter Zusatz für die natürliche Verhütung mit der Symptothermalen Methode. Ob man sich nun für NFP nach Sensiplan, die Hilfe einer App wie Ovy oder einen Zykluscomputer entschieden hat, man kann bei allen Varianten gerne noch sicherheitshalber an den „kritischen“ Tagen einen Ovulationstest machen. Diese gibt es beispielsweise verhältnismäßig günstig von Clearblue. Dafür braucht man aber keinen eigenen Computer. Die Teststreifen gibt es auch kostengünstig und ohne Persona.
F A Z I T
Befindet man sich in einer glücklichen, festen Beziehung, in der eine Schwangerschaft kein Problem ist, oder möchte vielleicht sogar auf eine Schwangerschaft hinarbeiten, ist der Persona* absolut in Ordnung. Möchte man allerdings absolut keinen Nachwuchs, sollte man lieber eine andere Methode wählen.
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