Einziger Ausweg Pille? Leider wird die Antibabypille bei vielen Krankheitsbildern als einzige Behandlungsmöglichkeit angepriesen. Gerade bei PMS und/oder Zyklusstörungen wird sie sehr gerne als die optimale Lösung verschrieben. Doch können diese ungeliebten Probleme mittels Pille richtig behandelt werden? Oder ist es mal wieder nur ein Abdecken der Beschwerden mit erheblichen Auswirkungen?

Leider geht der Trend immer mehr dahin, sich selbst ständig optimieren zu wollen. So kommt es auch, dass man Symptome nicht mehr als Signale/Hilferufe des Körpers wahrnimmt, sondern nur noch als Störung. Fehler, die behoben werden müssen. Die Pille ist dafür natürlich die einfachste Lösung. Mittels künstlicher Hormone werden alle unschönen Symptome von PMS oder Zyklusstörungen einfach abgeschaltet. Ungeachtet einer körperlichen Ursache, die vielleicht ganz leicht zu regulieren wäre, schaltet man seinen eigenen Zyklus einfach ab und ersetzt ihn durch einen künstlich vorgegebenen. Wären da nicht die Risiken, andere Symptome und tiefgehende Einschnitte, die diese kleine „Wunderpille“ so mit sich bringen kann.

Noch ein kleiner anschaulicher Vergleich: Wenn dein Computer einen Virus hat, schaltest du ihn einfach ab und benutzt ihn nicht mehr? Oder versuchst du, ihn zu reparieren? Den Virus ausfindig zu  machen? Ich bezweifle ganz stark, dass du ihn einfach abschalten würdest. Also wieso solltest du das mit deinem Zyklus tun?

Weibliche Hormone – Fluch oder Segen?

Ich glaube, der Grund für das große Verlangen vieler Frauen, hormonelle Probleme einfach auszuschalten, liegt daran, dass wir – seit wir „schulmedizinisch“ denken können – auf unsere Hormone reduziert werden. Wir werden mit dem Bewusstsein groß, dass Hormone daran Schuld sind, wenn wir schlecht gelaunt oder zickig sind. Sie sind ebenfalls die Schuldigen, wenn wir einmal im Monat Schmerzen haben, Migräne oder auch einen kleinen Wutanfall. Hormone sind offensichtlich etwas Negatives. Hormone machen uns schwach, wehleidig und unberechenbar! Oder nicht?

Nein! Hormone sind etwas Fantastisches! Sie sind Botenstoffe und sowohl Männer als auch Frauen haben die gleichen Hormone in ihrem Körper. Nur eben in anderer Konstellation und Menge.

Unser Körper und unsere Gesundheit sind abhängig vom Gleichgewicht der Hormone. In verschiedenen Organen und durch komplizierte Prozessen gebildet, sind sie alle voneinander abhängig, um unseren Körper am Laufen zu halten. In der Medizin spricht man vom „endokrinen System“. Die Hormonbildung beginnt bei einer Frau im Gehirn (Hypothalamus, Hypophyse), der Schaltzentrale unseres Körpers. Von dort aus werden Befehle an die Zielorgane (Schilddrüse, Nebennieren und Eierstöcke) gesendet, die dann die jeweiligen Hormone produzieren. Man muss sich dieses komplizierte Zusammenspiel vorstellen wie ein Uhrwerk. Hunderte von Zahnrädern, die perfekt ineinandergreifen, um die Zeiger zur richtigen Zeit zu bewegen, halten die Uhr am Laufen. Ohne diese wichtigen Botenstoffe wären wir nicht imstande zu leben. Sie sind an so gut wie jedem körperlichen Prozess beteiligt.

PMS ist, wenn die Hormone ins Wanken kommen…

Das Prämenstruelle Syndrom wird leider immer gerne in ein völlig falsches Licht gerückt. Zum Teil wird es als typisches, unumgängliches Frauenproblem dargestellt, welches jede Frau in ihrem Leben irgendwann bekommt. In dem Fall werden die Betroffenen mit ihrem Leid nie wirklich ernst genommen. Fast noch schlimmer ist aber, dass PMS häufig auch als „Krankheit“ bezeichnet wird, gegen die man nichts anderes machen kann, als die Pille zu nehmen. Nur weil es das Wort Syndrom im Namen trägt, ist es noch lange keine Krankheit!

PMS – das Prämenstruelle Syndrom – ist nichts von beidem. Weder ein typisches Frauenleiden, noch eine Krankheit. Es ist eine Vielzahl auftretender, meist unschöner Beschwerden, die durch Unstimmigkeiten in unserem fragilen Hormonsystem entstehen. Durch verschiedene Ursachen ist das Verhältnis von Östrogen und Progesteron, der beiden Zyklus regulierenden Hormone, gestört.  Ein Mangel an Vitalstoffen kann die Symptomatik zusätzlich verschlimmern.

Die Symptome sind also ein Zeichen unseres Körpers, dass etwas nicht stimmt und als solches sollten wir es auch annehmen. Das Gleiche gilt übrigens auch für andere Arten von Zyklusstörungen.

Wie äußert sich PMS?

Die Definition besagt: das Prämenstruelle Syndrom ist eine hormonelle Störung, die sich durch psychische und physische Symptome während der zweiten Zyklushälfte bemerkbar macht, die mit Beginn der Menstruation abklingen.

Prä = vor

menstruelles = die Regelblutung betreffend

Syndrom = bezeichnet ein wiederkehrendes Muster von Symptomen, welches sich bei verschiedenen Patienten in ähnlicher Form zeigt, deren Ursache sich nicht auf einzige Krankheit zurückführen lässt.

In den letzten Jahrzehnten wurden mehr als 150 Symptome von PMS aufgezeichnet. Die häufigsten Symptome sind…

Körperlich:

  • Brustspannen, schmerzende und geschwollene Brüste
  • Blähungen oder aufgeblähter Bauch
  • Verstopfung oder Durchfall
  • Schwindel, Benommenheit
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelverspannungen
  • Kopfschmerzen, Migräne
  • Schweißausbrüche, Hitzewallungen
  • Lärm- und Lichtempfindlichkeit
  • fettige, unreine Haut
  • Wassereinlagerungen, Gewichtszunahme
  • allgemeines Krankheitsgefühl & körperliche Schwäche
  • Heißhungerattacken
  • Schlafstörungen

Psychisch:

  • Anspannung, Nervosität, innere Unruhe
  • Angst, Panikattacken
  • Stimmungsschwankungen
  • Agressivität, Wutausbrüche
  • Trauer, Hoffnungslosigkeit bis hin zu depressiven Verstimmungen
  • Ungeschicklichkeit
  • Verwirrung
  • Konzentrationsstörungen
  • Vergesslichkeit
  • Unsicherheit, Schuldgefühle

Die Einteilung in verschiedene PMS-Typen hilft Therapeuten dabei, den individuellen Therapieplan für die Betroffenen anzufertigen und auf entsprechend bewährte Heilmethoden zurückzugreifen. Es hilft außerdem, die Zusammenhänge und ursächlichen Faktoren besser zu verstehen.

Welcher PMS-Typ bist du?

PMS-A (Anxiety = Angst)

Dies ist die größte Gruppe und umfasst ca. 65 – 75 % aller PMS-Betroffenen. Die häufigsten Symptome sind Angst, Irritation und ein gefühlsmäßiges Ungleichgewicht. Das kann sich sowohl als Traurigkeit bemerkbar machen, als auch durch leichte Reizbarkeit. Vielleicht sogar beides. Man ist leicht auf die Palme zu bringen und nah am Wasser gebaut. Bei diesen Frauen existiert ein hohes Östrogen-Niveau und ein niedriges Progesteron-Niveau. Die Einnahme von Vitamin B kann nötig sein.

PMS-H (Hyperhydration = Wassereinlagerungen)

Die Hauptsymptome dieser Frauen sind Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme,  eine Überempfindlichkeit oder Schmerzen in den Brüsten sowie die Gewichtszunahme. Das Aldosteron im Blutplasma ist hoch und führt zu einem Zurückhalten von Natrium. Rauchen ist eine wesentliche Belastung für diese Patientinnen, zusammen mit Kaffee, Cola und Schokolade. Eine Veränderung dieser Gewohnheiten führt zu einer Verbesserung des Zustandes. Die Nierentätigkeit sollte angeregt werden.

PMS-C (Craving = Verlangen)

Hunger, Hunger, Hunger! Diese Frauen verspüren oft ein großes Verlangen nach Süßigkeiten, Abgeschlagenheit und Müdigkeit. Das erklärt sich durch einen schwankenden Blutzuckerspiegel in der Zeit und kann folgende Symptome zur Folge haben: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Heißhungerattacken, Schwindel, Kreislaufprobleme. Empfehlenswert ist eine ballaststoffreiche Ernährung mit einem hohen Sättigungsgrad.

PMS-D (Depression = Depression)

Kennzeichnend für diese Gruppe, die in ihrer reinen Form die seltenste ist, sind Depressionen, Gedächtnisschwäche, Verwirrung, eine Tendenz zum Weinen sowie Schlaflosigkeit. Die Symptome sind wie bei PMS-A mental. Der Östrogenspiegel ist niedrig und das Progesteron hoch, also das Gegenteil von PMS-A. Beim Sport werden Glückshormone ausgeschüttet. Das lindert. Dazu gehört aber auch die bewusste Ent-Spannung.

PMS-O (Other = Sonstiges)

Die Leitsymptome entsprechen keinem der oben aufgeführten Typen.

PMS-T (Total Overall Symptoms = Gesamtsymptome)

Es treten verschiedene Symptome aus mehreren Gruppen auf.

… was tun bei PMS?

Es gibt natürlich einige Tipps und Tricks, mit denen man – je nach PMS-Typ – die Symptome etwas mildern kann und das auch ganz ohne Pille. Das ist zwar im Akutfall eine Hilfe, löst aber die Problematik nicht. Deshalb sollte „frau“ im Falle eines stark ausgeprägten prämenstruellen Syndroms die Ursache allen Übels finden und diese auch behandeln.

Die Ursache von PMS zu finden, ist eine Art Detektivarbeit, aber es lohnt sich! Denn ist die Ursache für ein Problem erst einmal gefunden, lassen sich mittels Behandlung nicht nur die Symptome bessern, sondern im besten Fall verschwindet das gesamte Beschwerdebild.

 

Hormon-Speicheltest deckt auf

Hilfreich ist ein Hormon-Speicheltest, um die Balance zwischen Östrogen, Progesteron und Testosteron zu erfahren. Auch die Bestimmung von Prolaktin sowie einigen Nährstoffen (Vitamin B6, B12, E, Zink, Kupfer) kann hilfreich sein.  In der Naturheilkunde haben wir viele Möglichkeiten eine hormonelle Dysbalance in Griff zu bekommen. Wir können am Zielorgan z.B. den Eierstöcken aber auch an der übergeordneten Steuerzentrale – der Hypophyse – ansetzen.

Allen Patientinnen in hormonellen „Schieflagen“ helfen gute Öle wie z.B. Leinöl. Borretschsamenöl oder Omega 3 Fettsäuren in Kapseln. Wie wäre es denn einmal mit Hormon-Yoga oder Bauchtanz. In beiden Kursen erfährt die Frau ein anderes, intensiveres Körpergefühl kennen, Verspannungen lösen sich, Hormone regulieren sich und das Selbstbewusstsein steigt. Ebenso kommt wieder Wärme in den Unterleib. Bei vielen gestressten und emotional belasteten Patientinnen sehe ich eine Stagnation im Unterleib. Die nötige Energie fließt nicht mehr. Rosmarin ist eine Pflanze, die ich besonders wertvoll finde. Sie erwärmt, fördert die Durchblutung und wirkt seelisch reinigend.