Ich bin in vielen verschiedenen Online-Foren und sozialen Netzwerken aktiv und auch dort ist das Thema „Pille“ oder hormonelle Verhütung allgegenwärtig. Frauen jeden Alters teilen ihre Erfahrungen, geben sich gegenseitig Tipps und debattieren eifrig. Es findet ein regelmäßiger Austausch statt.
Grundsätzlich finde ich das auch sehr gut, doch beim Lesen dieser vielen Online-Einträge musste ich eines erschreckend feststellen: Kaum eine dieser Frauen ist sich darüber bewusst, wie gravierend der Unterschied zwischen den „Hormonen“, wie sie in der Pille (oder auch Hormonspirale, Nuvaring, etc.) verwendet werden, und den körpereigenen, echten Hormonen ist.
Vielleicht liegt es daran, dass in beiden Fällen immer von Hormonen als Überbegriff gesprochen wird. Eventuell könnte es auch daran liegen, dass für viele Gynäkologen die ausführliche Aufklärung leider nicht an erster Stelle steht oder wir Frauen einfach nicht genug hinterfragen.
Woran auch immer es liegt, fest steht: Die meisten Frauen sind nicht ausreichend informiert!
Legen wir los mit einem kleinen Hormon-Wissens-Kurs
Die meisten Pillenpräparate sind sogenannte Kombipräparate und enthalten somit die synthetische Variante der uns bekannten Hormone Östradiol (das wichtigste der drei Östrogene) und Progesteron. In der biochemisch veränderten, körperfremden Form haben sie allerdings nicht nur eine völlig andere molekulare Struktur wie ihre natürlichen Vorreiter, sie haben auch völlig andere Aufgaben und Eigenschaften als unsere körpereigenen. Es handelt sich hierbei keinesfalls um Hormone, sondern um „Medikamente mit hormonähnlicher Wirkung“.
Eigenschaften unseres körpereigenen Progesterons
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unterstützt die Schleimhaut in der Gebärmutter und die Einnistung eines befruchteten Eis
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Hauptfaktor für die Entstehung einer Schwangerschaft
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wird nur nach dem Eisprung gebildet
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fördert das Haarwachstum
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hat positiven Einfluss auf unser Gehirn und die Wahrnehmung
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fördert Wasserausscheidung und verhindert Wassereinlagerungen
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es gilt als stärkstes natürliches Antidepressivum
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strafft und festigt das Bindegewebe
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schützt vor Venenbeschwerden
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wirkt sich positiv auf die Nervenfunktion aus
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schützt vor Gewebsveränderungen und Zysten in der Brust
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beugt aufgrund seiner krampflösenden Wirkung Schlaganfällen und Herzinfarkten vor
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ist ausschlaggebend für den Fettstoffwechsel und den Blutzuckerspiegel
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verhindert Infarkte, Embolien und Thrombosen
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hat eine positive Wirkung auf den Knochenaufbau
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stärkt die Blasenfunktion
Eigenschaften der synthetischen Formen, auch Gestagene genannt
(Drospirenon, Levonogestrel, Dienogest, Nomegestrol, Chlomadinon, Desogestrel)
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verhindert die Eireifung
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verhindert den Eisprung
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verhindert die Bildung der Schleimhaut in der Gebärmutter
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erhöht das Thrombose-, Schlaganfall-, Embolie-, und Herzinfarktrisiko
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wirkt sich negativ auf den Blutzuckerspiegel aus und begünstigt die Insulinresistenz
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begünstigt Haarausfall
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begünstigt Stimmungsschwankungen und Depressionen
Eigenschaften unseres körpereigenen Östradiols
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an der Steuerung des Menstruationszyklus beteiligt
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beteiligt an der Reifung der Eizelle im Eierstock
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verändert den Schleimpfropf im Gebärmutterhals während des Eisprungs, um eine Empfängnis zu erleichtern
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erhöht die Konzentration des sogenannten guten HDL-Cholesterins (gutes Cholesterin – Grundstoff für viele Hormone)
Eigenschaften der synthetischen Form
(meistens Ethinylestradiol)
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verhindert die Heranreifung der Eizelle
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verhindert Ausbildung der Gebärmutterschleimhaut
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verdickt den Gebärmutterhalsschleim, damit Spermien nicht in die Gebärmutter gelangen
Spätestens jetzt sollte allen klar sein, dass diese „Medikamente mit hormonähnlicher Wirkung“ absolut keine Ähnlichkeit mit unseren körpereigenen Hormonen haben.
Schlimmer noch, ihre Wirkweise beruht immer auf dem genauen Gegenteil von dem, was unsere eigenen Hormone eigentlich tun.
Was noch erschwerend hinzukommt…
Unsere natürlichen Hormone sind ein ausgefuchstes und in sich stimmiges System. Wichtig hierbei ist, dass dieses ausgeklügelte System nur dann richtig funktioniert, wenn Östrogen und Progesteron im richtigen Verhältnis zueinander stehen. Sie sind wie Ying und Yang und fungieren mit ihren verschiedenen Eigenschaften als Gegenspieler füreinander. Dieses Gleichgewicht wird von der Pille (egal ob Kombi- oder Monopräparat) vollständig zerstört. Auf Dauer entsteht eine Östrogendominanz!
Wer kann es dem Körper da noch verübeln, dass er während der Einnahme oder nach dem Absetzen der Pille ein bisschen durcheinander kommt?
Über die Autorin dieses Artikels
Isabel ist Gründerin von Generation Pille und Autorin der Bücher „ByeBye Pille“ und „Kleine Pille, große Folgen„. Ziel der Seite und jedem einzelnen Beitrag ist es, Frauen zu helfen, ihren Körper besser zu verstehen, Symptome zu deuten und sowohl körperliche als auch hormonelle Zusammenhänge zu begreifen. Der Fokus ihrer Beiträge liegt hierbei ganz klar auf den Themengebieten Frauengesundheit, Hormone, hormonelle Beschwerden und natürliche Verhütung.