Der weibliche Zyklus ist ein kleines Wunder. Für die meisten Frauen ist er allerdings einfach nur gleichbedeutend mit einer sich monatlich wiederholenden Blutung, der Menstruation. Leider ist das Wissen über den eigenen Körper und seine Funktionen in den letzten Jahren irgendwie abhanden gekommen. Und das gerade dann, wenn Frau lange die Pille genommen hat.
Gerade in der Generation Pille-Community sowie in Mails und Nachrichten, die ich täglich bekomme, werden dazu häufig Fragen gestellt. Diese zeigen ganz eindeutig, dass ein Großteil der Mädchen und Frauen allen Alters völlig überfordert und ratlos ist, wenn nach dem Absetzen der Pille der natürliche Zyklus beginnt. Eigentlich ist das auch nachvollziehbar. Je früher man mit der Einnahme der Pille begonnen und je länger man sie genommen hat, desto kürzer war die Zeit, in der man einen echten Zyklus hatte. Die meisten Frauen können sich an diese Zeit nicht mal mehr erinnern.
Deshalb ist nach dem Absetzen der Pille die Angst groß. Wie lange ist ein Zyklus überhaupt? Wie stark darf die Blutung sein? Ist die Periode zu stark, zu schwach oder normal? Was ist eigentlich normal?
Zyklus und Periode während der Antibabypille
Bevor wir uns gleich mit dem weiblichen Zyklus und speziell der Menstruation widmen, noch eines vorab: Während der Einnahmedauer der Pille hat Frau keinen echten Zyklus und auch keine Periode. Die Blutung, die während der einwöchigen Pillenpause auftritt, ist keine Menstruation, sondern eine reine Abbruchblutung. Diese ist ganz einfach eine Reaktion des Körpers auf die abrupt aufhörende Zufuhr an synthetischen Hormonen. Eigentlich ist diese Blutung sogar völlig unnütz. Erfunden und eingeführt wurde diese Blutung von der Pharmaindustrie zu Beginn der Vermarktung der Antibabypille. Dies geschah sehr bewusst und zwar, weil man feststellte, dass sich Frauen unter der Einnahme der oralen Kontrazeptiva weniger wohl fühlten, wenn sie das Gefühl hatten, ihr natürlicher Zyklus würde beeinflusst werden. So schaffte man also einfach eine künstliche Blutung und schon hatten die Konsumentinnen ein sichereres Gefühl.
Das gleiche gilt für die Dauer des „Zyklus“ unter der Pille.
Auch dieser wurde bewusst modelliert. Wären die Entwickler damals in einer anderen Laune gewesen, hätten die Zyklen vielleicht 25 oder auch 34 Tage betragen. Sie haben sich damals aber für 28 Tage entschieden. Aus diesem Grund hält sich auch das hartnäckige Gerücht, ein natürlicher Zyklus müsste diese Dauer haben. Dem ist nicht so.
Menstruation: Was ist das eigentlich?
Die Menstruation – auch Regelblutung, Periode oder Monatsblutung genannt – tritt bei einer jungen Frau das erste Mal zu Beginn der Pubertät ein. Diese erste Blutung nennt man auch Menarche. Anschließend begleitet uns Frauen diese zyklische Blutung bis in die Wechseljahre. Die Menstruation ist nicht nur der Anfang eines neuen Zyklus und ein Zeichen von Fruchtbarkeit, sondern auch eine monatliche Reflektion deiner Gesundheit.
Der weibliche Zyklus dauert zwischen 21 und 35 Tage. Beginnend am ersten Tag der Periode, endet er mit dem letzten Tag vor der nächsten Periode. Der Zyklus verläuft in drei verschiedenen Phasen: Follikelphase, Ovulationsphase und Lutealphase. Jede dieser Phasen hat einen anderen Sinn und Zweck, wird von verschiedenen Hormonen dominiert und hat einen Einfluss auf unser Befinden.
Während dieser Zyklusphasen versucht der weibliche Körper, sich auf eine mögliche Empfängnis vorzubereiten.
Für den potentiellen Nachwuchs wird also alles auf Vordermann gebracht. Zunächst reifen einige Eizellen heran, von denen nur eine groß genug wird, um dann während des Eisprungs in die Gebärmutter zu gelangen. Zeitgleich wird die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut, um es der Eizelle im Falle einer Befruchtung so gemütlich wie möglich zu machen und eine Einnistung zu gewährleisten.
Stellt der Körper ungefähr 10 Tage nach dem Eisprung fest, dass in diesem Zyklus keine Befruchtung stattfand, muss er ein bisschen aufräumen. Die oberen Schleimhautschichten lösen sich ab und die Menstruation setzt ein. Dann beginnt der Zyklus wieder von vorne.
Was ist bei einer Periode normal?
Eine normale, gesunde Regelblutung dauert zwischen drei und sieben Tagen. Bei einigen Frauen kündigt sie sich durch Schmier- oder Tröpfchenblutungen (auch Spotting genannt) ein paar Tage vor Beginn der eigentlichen Blutung an. Auch das ist ganz normal, sollte aber nicht länger als 2-3 Tage vor Eintreten der richtigen Periode dauern. Diese beginnt tatsächlich erst dann, wenn dazu auch Hygieneartikel (Tampons, Binden, Menstruationstassen) benötigt werden.
Zum Ende der Menstruation hin kann die Blutung immer mehr nachlassen und auch hier kann es wieder zu Schmierblutungen (Spotting) kommen. Wie auch vor der Blutung, sollte das Spotting nicht länger als zwei bis drei Tage andauern. Jede Frau empfindet die Periode anders und natürlich variiert auch das Schmerzempfinden. Es ist durchaus normal, sich ein bisschen schlapper zu fühlen als sonst. Auch ein leichter Schmerz oder ein Ziehen gehört dazu.
Ich sage bewusst leichter Schmerz und ein Ziehen!
Da uns Frauen schon von kleinauf immer ein falscher Eindruck von der Periode vermittelt wird, ist es sehr wichtig, folgendes zu wissen und zu verstehen: Migräne, starke Schmerzen, die den Gebrauch von Schmerzmitteln erfordern, übermäßige Übelkeit und auch wirklich starke Blutungen sind nicht normal!
Uns Frauen wurde sehr lange und oft eingeredet, dass diese sich ständig wiederholenden Schmerzen und das Leiden während der Menstruation völlig normal sind und eben dazu gehören. Nein, dem ist nicht so.
Unregelmäßige Blutungen, schlimme Schmerzen, starke Blutungen & Co. sind in den wenigsten Lebensphasen einer Frau als normal einzustufen.
Nämlich nur dann, wenn sich hormonell etwas umstellt. Während der Pubertät, den Wechseljahren, nach Absetzen der Pille oder auch nach einer Schwangerschaft kann es durchaus mal sein, dass die Periode für eine ganze Zeit intensiver auftritt.
Befindet man sich aber nicht in einer der eben genannten Phasen, sind diese Probleme vor (PMS), während oder nach der Periode nicht normal und können sowohl ungefährliche Ursachen haben (Ernährung, Vitalstoffmängel, hormonelle Dysbalancen), als auch einen krankhaften Hintergrund wie Endometriose, Zysten oder andere gynäkologische Erkrankungen.
Was ist nicht normal?
Zu lange oder zu starke Blutungen sind ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Sollte das größte Tampon also nicht mindestens 2-3 Stunden ausreichen, ist die Blutung zu stark. Dauert sie länger als sieben Tage, ist sie zu lang. Außerdem sollten keine größeren Blutklümpchen auftreten. Natürlich können sich immer Gewebsreste mit ablösen, und wenn diese sehr klein sind, ist das auch kein Grund zur Sorge. Sobald diese Klumpen aber größer sind als der Nagel des kleinen Fingers, zählt das nicht zu einer normalen Periode. Weiterhin sind zu starke Schmerzen, Migräne oder Übelkeit ein Zeichen für ein „Problem“.
Eine normale Menstruation sollte keine Frau in ihrem Alltag einschränken. Ist das allerdings der Fall, kann das ein Indikator für verschiedene Krankheitsbilder oder Störungen sein.
Heftige Beschwerden während der Regelblutung können beispielsweise auf ein Hormonungleichgewicht, schlechte Ernährung, zu viel Stress oder im Zweifel auch auf eine Erkrankung wie Endometriose, PCOS oder eine Schilddrüsenfunktionsstörung hinweisen. Das gleiche gilt für einen zu langen, zu kurzen oder ganz ausbleibenden Zyklus.