Die schlimmsten Folgen, die durch die Einnahme der Pille verursacht werden können, wie z. B. Thrombosen, Schlaganfälle und Embolien, sind dank zahlreicher TV-Berichterstattungen vielen von uns schon bekannt*. Diese Fälle kommen leider häufiger vor als man denkt. Meist schrecken diese heftigen Fälle nur eine kurze Zeit ab. Zwar nehmen sie immer mehr zu, trotzdem haben wir das Gefühl, es könnte uns selbst nicht treffen. Wie groß ist schon die Wahrscheinlichkeit?! Leider nicht so gering wie wir vermuten! Doch es gibt wesentlich mehr hormonell bedingte Folgeerscheinungen als die meisten wissen, und darüber wird einfach zu wenig gesprochen. In diesem Artikel bekommst du eine kurze Übersicht.

 

*Dank der „Initiative für Thrombosegeschädigte“ findet dieses Thema immer häufiger Aufmerksamkeit in der Presse. Informationen hierzu findest du auf risiko-pille.de.

Hormonelles Ungleichgewicht

Ein Ungleichgewicht in unserem Hormonsystem kann zu allen nur erdenklichen Krankheiten und Symptomen führen. Wie schon erwähnt, sind Hormone die stillen Herrscher unseres Körpers. Somit sind sie in der Lage, unsere gesamte Gesundheit zu beeinflussen. Das gefährliche daran: Bleibt ein hormonelles Ungleichgewicht unerkannt, wirkt es sich wie ein Lauffeuer auf das gesamte endokrine System aus.

Häufige, anfangs noch ungefährliche Probleme durch die Pilleneinnahme können sein: Östrogen- und/oder Progesteronmangel, Östrogen- und/oder Progesterondominanz, Ausbleiben der Regel, fehlender Eispung, PMS, Testosteronüberschuss und viele viele mehr. Dieses Ungleichgewicht verursacht nicht nur heftige Symptome, sondern führt auf Dauer zu weiteren Erkrankungen.

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Schilddrüsenfunktionsstörungen

Viele der Pillenkonsumentinnen leiden während der Einnahme oder auch nach dem Absetzen der Pille an einer Schilddrüsenfunktionsstörung, in den meisten Fällen einer Unterfunktion. Zum einen wird dies durch die Wechselwirkung zwischen Schilddrüsen- und Sexualhormonen begünstigt (z. B. drosselt zu viel Östrogen die Aktivität der Schilddrüse), zum anderen ist die Pille auch ein Vitamin- und Mineralstoffkiller (der Verlust von Jod z. B. kann ebenfalls eine Unterfunktion der Schilddrüse verursachen). Auch die dauerhafte Überforderung der Leber durch die Pille wirkt sich negativ auf die Schilddrüse aus. Denn in der Leber wird das Schilddrüsenhormon T4 in das benötigte aktive T3 umgewandelt. Gelingt der Leber diese Umwandlung nicht, bekommt die Schilddrüse Probleme.

Hier ist allerdings Vorsicht geboten! Leider wird viel zu häufig nicht nach der Ursache der Funktionsstörung gesucht, sondern meist direkt mit Schilddrüsenhormonen behandelt. Falls diese Funktionsstörung allerdings die Folge eines hormonellen Ungleichgewichts ist, kann die Behandlung mit den herkömmlichen Schilddrüsenmedikamenten auch nach hinten losgehen.

Du solltest vorsichtig sein, wenn…

  • du vor der Verwendung hormoneller Verhütungsmittel keinerlei Probleme mit der Schilddrüse hattest,
  • es keine familiären Vorbelastungen gibt,
  • wenn du trotz „guter Einstellung“ – also guter Werte – immer noch Symptome hast,
  • dein Arzt die Dosierung immer weiter erhöht, du aber keine Besserung spürst.

Das könnten Anzeichen dafür sein, dass deine Schilddrüse vielleicht nicht das eigentliche Problem ist, sondern nur auf ein hormonelles Ungleichgewicht reagiert. In diesem Fall sollten deine Hormone gründlich untersucht werden, um die richtige Ursache für deine Beschwerden zu finden.

Störungen der Nebennierenfunktion

Je nach Präparat kann man durch die Einnahme der Pille entweder einen dauerhaft zu niedrigen oder dauerhaft zu hohen Cortisolwert haben. In beiden Fällen kann es zu einer Fehlfunktion der Nebennieren kommen. Cortisol ist unheimlich wichtig für unseren Körper, denn es hilft uns, Stress zu bewältigen. Unser Körper empfindet sowohl psychische und körperliche Belastungen als auch Infekte oder entzündliche Prozesse im Körper als Stress.

Weiterhin ist Cortisol unverzichtbar für unser gesamtes Immunsystem, den Fettstoffwechsel, die Blutzuckerbalance und viele weitere lebenswichtige Prozesse im Körper. Die Pilleneinnahme kann somit eine Nebennierenschwäche bis hin zu einer Nebenniereninsuffizienz verursachen oder begünstigen.

Post-Pill-Syndrom

Ja, dieses Syndrom gibt es wirklich! Da bestimmte Symptome häufig nach Absetzen der Pille zusammen auftreten, wurde der Begriff „Nach-Pille-Syndrom“ geschaffen. Nach jahrelanger Einnahme der Pille muss das Hormonsystem oft erst aus dem Tiefschlaf geweckt werden. Der Körper hat einfach verlernt, selbst Hormone zu bilden und einen Zyklus am Laufen zu halten.

Dieses Syndrom beinhaltet folgende Symptome:

PCOS (Polyzystisches Ovar-Syndrom)

Ein Krankheitsbild bekommt immer dann den Namen „Syndrom“, wenn mehrere Symptome auftreten und sich zu einem Gesamtbild zusammenschließen. Im Fall des PCO-Syndroms sind das beispielsweise folgende:

  1. polyzystische Ovarien – viele kleine perlschnurartig angeordnete Bläschen in den Eierstöcken
  2.  Zyklusstörungen – seltene oder ganz ausbleibende Regelblutung (Oligomenorrhoe, Amenorrhoe) bzw. fehlender Eisprung
  3. Hyperandrogenämie – erhöhte männliche Hormone im Blut, äußere Zeichen sind ein männliches Behaarungsmuster (z.B. vom Bauchnabel abwärts, an Kinn und Oberlippe usw.), Akne oder fettige Haut (Seborrhoe) sowie Haarausfall.

Auch dieses Krankheitsbild ist bedingt durch eine von vielen möglichen Hormonstörungen im Körper.

Leider wird hier häufig zu schnell diagnostiziert und so reichen manchen Ärzten schon das Ausbleiben der Regelblutung oder die kleinen Zysten, um Patientinnen die Diagnose PCOS zu stellen. Nach Absetzen hormoneller Verhütungsmittel ist es allerdings keine Seltenheit, dass eine Östrogendominanz entsteht, der Eisprung und die Regel ausbleiben und somit ganz schnell die besagten Zysten entstehen. Statt diesem Prozess entgegenzuwirken, wird bei PCOS ironischerweise die Pille als Behandlung empfohlen.

In den letzten Jahren wurde erkannt, dass das PCO-Syndrom nicht nur für Zyklusstörungen, fehlende Eisprünge und vermehrte Behaarung verantwortlich ist, sondern auch zu Stoffwechselveränderungen wie Insulinresistenz (eine Form des Prä-Diabetes), Fettstoffwechselstörungen und Schilddrüsenunterfunktion (Hashimoto-Erkrankungen) führen kann. Das Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes mellitus als auch für Herz-Kreislauferkrankungen ist beim PCO-Syndrom erhöht.

Vitamin- und Mineralstoffmängel

Die Einnahme der Pille führt meist zu einem auffällig verminderten Vitamin- und Mineralstoffspiegel im Blut. Das betrifft hauptsächlich Vitamin C, Vitamin D3, Vitamin B12, Vitamin B6, Magnesium, Selen, Eisen, Jod und Zink.

Diese Speicher können meist nicht durch gesunde Ernährung allein wieder aufgefüllt werden. Mangelt es dauerhaft an diesen wichtigen Vitalstoffen, kann das langfristige Folgen haben und ebenfalls zu unschönen Symptomen führen, die nicht selten mit dem Krankheitsbild einer HPU/KPU (Hämopyrrollaktamurie/Kryptopyrrolurie) verwechselt werden. Oft wird die Einnahme der Pille als Ursache für eben diese Stoffwechselstörung genannt. Ein gesundes Hormongleichgewicht ist von einer ausgewogenen Nährstoffversorgung abhängig.

Probleme mit der Leber

Da die Pille mitsamt ihren chemischen Wirkstoffen geschluckt wird, muss sie zu allererst an der Leber vorbei, bevor sie an ihre eigentlichen Wirkungsorte gelangt. Die Leber, unsere körpereigene Entgiftungsstation, erkennt die Gefahr, schlägt sofort Alarm und versucht, diese künstlichen Substanzen abzubauen. Sie wird also permanent an den Rand der Verzweiflung getrieben, weil sie der täglichen Belastung synthetischer Hormone einfach nicht gewachsen ist.

Über die Entwicklung von Tumoren in der völlig erschöpften und ausgelaugten Leber dürfte sich kaum noch jemand wundern. Andere Schäden einer durch die Pille gequälten Leber können Gelbsucht und Gallenstau innerhalb des Lebergewebes sein. Es wird vermutet, dass die Wahrscheinlichkeit einer Gallenblasenoperation bei Pillenkonsumentinnen höher ist. Des Weiteren führt eine überlastete Leber zu Verdauungsproblemen und Darmerkrankungen.

Probleme mit dem Darm

Unser Darm macht 80 % unseres Immunsystems aus. Er schützt unseren Körper mit einer Armee von Billionen winziger Mikroorganismen (unserer Darmflora) vor gefährlichen Einwirkungen und ist zuständig für die Aufnahme der Nährstoffe aus der Nahrung. Auch hier hinterlässt die Pille verbrannte Erde, denn sie ist sehr schlecht für unsere Darmgesundheit und häufig Ursache für viele verschiedene Darmbeschwerden.

Ist unsere Darmflora einmal geschwächt, hat das zur Folge, dass auch unser Immunsystem schwächelt und unser Körper die Nährstoffe nicht richtig verwerten oder schlimmstenfalls gar nicht aufnehmen kann, sondern komplett ausscheidet. Hinzu kommt eine schlechte Verarbeitung der Nahrung, so dass sich Gifte und Säuren im Darm und im Körper ablagern können. Auch gilt der Darm als Ursache für die Entwicklung für Ernährungsunverträglichkeiten, Intoleranzen und Allergien.

Diabetes & Insulinresistenz

Auch hier mischen die Hormone mit. Deshalb steht die Pille unter dem Verdacht, an der Entstehung von Diabetes beteiligt zu sein. Unter dem hormonellen Einfluss kann das Bauchspeicheldrüsenhormon Insulin (Ja, Insulin ist auch ein Hormon!) Probleme bekommen, den Anstieg des Blutzuckerspiegels einwandfrei zu kontrollieren. Dies kommt in etwa einer Insulinresistenz nahe, die sich bei falscher Behandlung zum Diabetes entwickeln kann. Aus diesem Grund wird Diabetikerinnen auch von der Pille abgeraten.

Fazit

Diese Krankheitsbilder bzw. Funktionsstörungen unseres Körpers können zu einer Vielzahl von unschönen Symptomen führen, die in vielen Fällen sowohl von Patientinnen als auch von Ärzten nicht richtig erkannt und behandelt werden. Leider werden die Beschwerden meist auch nicht mit hormoneller Verhütung in Verbindung gebracht, weshalb bei vielen Frauen „psychosomatische Beschwerden“ diagnostiziert, sie als Hypochonder abgestempelt und gar nicht behandelt werden.