Von Autoimmunerkankungen hört man ja immer wieder. Aber was es genau bedeutet und wie sie überhaupt entstehen, weiß niemand so richtig. Immer wieder hören wir davon, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Doch stimmt das überhaupt? Und kann ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt eine Autoimmunerkankung begünstigen? All das erfährst du in meinem heutigen Artikel, in dem ich dir gerne das sehr komplexe Thema der Autoimmunerkrankungen verständlich näherbringen möchte. Ich wünsche Dir viel Spaß beim Lesen.
Was ist eine Autoimmunerkrankung?
Eine Autoimmunerkrankung ist eine chronische Erkrankung, bei der das Immunsystem körpereigene Zellen und Organe angreift oder zerstört. Es ist als eine Fehlsteuerung des Immunsystems zu verstehen. Wie wir wissen, ist unser Immunsystem relativ komplex. Nebenbei gesagt ist es, abgesehen von unserem Gehirn, die komplexeste uns bekannte biologische Struktur. Unser Immunsystem ist eine sehr machtvolle Armee aus Zellen, Gewebe und Organen, die unseren Körper vor der Außenwelt, Toxinen, Krankheitserregern, Viren, Bakterien etc. beschützt, damit sich diese nicht im Körper ausbreiten und Schaden anrichten können. 5 – 8 Prozent der Weltbevölkerung sind von verschiedensten Autoimmunkrankheiten betroffen. Tendenz steigend.
Wie kannst du eine solche feststellen? Im Blut werden so genannte Antikörper gemessen, die auf spezifische Erkrankungen hinweisen.
Und plötzlich wird unser Freund zum Feind.
Bei Autoimmunerkrankungen funktioniert genau diese Unterscheidung nicht mehr – unser Immunsystem kann nicht mehr zwischen „Gut“ und „Böse“ unterscheiden. Unser Immunsystem ist außer Kontrolle geraten und kann „böse“ Eindringlinge nicht mehr als „Feind“ erkennen. Stattdessen greift es fälschlicherweise körpereigene, gesunde Zellen und Organe an. Dadurch kommt es zu Entzündungsreaktionen im Körper, die weitreichende Folgen haben können.
Beispiele für Autoimmunerkrankungen:
Es gibt über 100 unterschiedliche Arten von Autoimmunerkrankungen. Theoretisch kann jedes Gewebe im Körper von einer Autoimmunerkrankung betroffen sein. Teilweise betrifft eine Autoimmunerkrankung nicht nur einzelne Organe, sondern den ganzen Körper (systematisch). Hier eine Liste mit den häufigsten:
Autoimmunerkrankung der Schilddrüse
- Hashimoto-Thyreoiditis
- Morbus Basedow
Autoimmunerkrankung der Haut
- Lupus erythematodes
- Psoriasis
- Lichen sclerosus
Autoimmunerkrankung des Darms
- Morbus Crohn
- Colitis ulcerosa
- Zöliakie
Eine Autoimmunerkrankung ist nicht mit einer Allergie zu vergleichen
Eine Allergie ist sozusagen das Gegenteil. Zwar ist in beiden Fällen eine Überreaktion des Immunsystems festzustellen, aber während bei einer Autoimmunerkrankung das Immunsystem gegen unsere körpereigenen Zellen zu stark reagiert, reagiert es bei einer Allergie zu stark gegen körperfremde Bestandteile (Allergene): Ein ähnlicher Mechanismus mit unterschiedlichen Reaktionen und Auslösern.
Wieso kann unser Immunsystem außer Kontrolle geraten?
Es lässt sich bis zum heutigen Tag nicht verlässlich bestimmen, wer aus welchem Grund an einer Autoimmunerkrankung erkrankt. Viele verschiedene Auslöser werden diskutiert.
Welche Auslöser können zu einer Überreaktion des Immunsystems führen?
- genetische Veranlagung
- Infektionen (z. B. mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber oder einer unbehandelten Streptokokkeninfektion)
- Umwelt-/Schadstoff- und Lebensstilfaktoren (wie Stress, Rauchen, UV-Strahlung, Ernährung, Zusätze in Kosmetika, Weichmachr u. v. m.)
- Nährstoffmängel
- Phasen der Hormonumstellung (Pubertät, Schwangerschaften, Wechseljahre)
- psychischer Stress
Leiden Frauen wirklich häufiger unter Autoimmunerkrankungen?
Leider ja. Frauen sind tatsächlich von den meisten Autoimmunerkrankungen deutlich häufiger betroffen als Männer. Unser Immunsystem unterscheidet sich nämlich stark von dem des Mannes. Das hat natürlich viele Vorteile, aber leider auch einige Nachteile. Das weibliche Immunsystem ist deutlicher aktiver und neigt somit schneller zu Überreaktionen, was zu einer Autoimmunerkrankung führen kann. Der Frauenanteil beträgt hier bis zu 80 %. Der größte Anteil fällt auf die Schilddrüsenentzündung Hashimoto-Thyreoiditis.
Auffällig ist zudem, dass sich gerade bei uns Frauen Autoimmunerkrankungen insbesondere in Phasen von Hormonumstellungen, wie zu Beginn des Menstruationszyklus, der Pubertät, der Schwangerschaft, kurz nach der Geburt und in den Wechseljahren, verstärkt bemerkbar machen. Daher geht man inzwischen davon aus, dass ein Ungleichgewicht unser weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron bei der Entstehung einer Autoimmunerkrankung ebenfalls eine Rolle spielt, wenn zum Beispiel eine Östrogendominanz vorliegt.
Tipp:
Bei hormonellen Beschwerden empfehle ich unbedingt einen Hormontest durchzuführen.
Symptome und Behandlung bei Autoimmunerkrankungen
Bei über 140 Erkrankungen fallen die Symptom sehr vielfältig aus. Daher ist es schwierig, eine Autoimmunerkrankung zu diagnostizieren. Leider lassen sich Autoimmunerkrankungen aktuell noch nicht vollständig heilen. Daher wird sich bei der Behandlung immer auf die Linderung der Beschwerden konzentriert – je nach Erkrankung wird mit antientzündlichen oder schmerzlindernden Medikamenten entgegengewirkt.
Bei eingeschränkter Organleistung wird mit fehlenden Substanzen, wie Schilddrüsenhormonen oder Insulin, gearbeitet. Das Immunsystem versucht man ggf. durch die Einnahme von Immunsuppressiva zu kontrollieren. Ziel ist es, dadurch die Abwehrreaktion des Immunsystem zu unterdrücken.
Naturheilkunde kann für zusätzliche Linderung sorgen
Um meiner Meinung nach Autoimmunerkrankungen erfolgreich zu behandeln und zu unterstützen, bedarf es einen ganzheitlichen Ansatz. Neben der medizinischen Seite mit der medikamentösen Unterstützung, braucht es ebenfalls eine Anpassung unserer Lebensgewohnheiten und Lebensstils sowie einen Blick auf die Psychosomatik. Gerade bei Autoimmunerkrankungen ist eine naturkundliche und komplementäre Begleitung sehr zu empfehlen, um das Krankheitsgeschehen abzumildern und den Verlauf positiv zu beeinflussen. Ziel ist es, entscheidend mehr Lebensqualität zu gewinnen. Die Diagnose „Autoimmunerkrankung“ kann zunächst aufwühlend sein, und viele Patientinnen fühlen sich erstmal hilflos.
Solltest du von einer Autoimmunerkrankung betroffen sein, dann lass dich nicht entmutigen, sondern suche dir Unterstützung bei einem/einer Spezialisten/in. In vielen Fällen lässt sich mit einer gezielten und individuellen ganzheitlichen Behandlung sowie einer Grundregulation das Krankheitsgeschehen abmildern und positiv beeinflussen.
Das kannst du aktiv zur Vorbeugung von Autoimmunerkrankungen tun:
Stress, Stimmung, Lebensumstände
Durch die Psychoneuroimmunologie wissen wir inzwischen, wie sich diese Faktoren auf die Zellbiologie auswirken und somit auf unser Immunsystem sowie das gesamte Befinden des Menschen steuern. Diese Erkenntnisse sollten wir für unsere Gesundheit aktiv nutzen. Reduziere also starke Belastungen, innerliche wie äußerliche, um dich in eine gesunde physische und mentale Kraft zu bringen.
Ernährung
Wie wir alle wissen, stellt die Ernährung die Grundlage unserer Gesundheit dar. So wundert es auch nicht, dass zahlreiche Studien belegen, dass bestimmte Lebensmittel einen direkten Einfluss auf den Krankheitsverlauf einer Autoimmunerkrankung haben können. Hier liegt der Fokus auf einer anti-entzündlichen Ernährung. In diesem Artikel erfährst du alles über eine Ernährung bei Hashimoto Thyreoiditis und anderen Autoimmunerkrankungen.
Nährstoffe
Häufig bestehen große Defizite in der Nährstoffversorgung bei Autoimmunerkrankungen. Daher ist es sinnvoll, eine Bestimmung sämtlicher Nährstoffe im Vollblut zu machen und den Spiegel über spezielle Nahrungsergänzungsmittel zu verbessern.
Darmgesundheit
Wir wissen heute, dass sich ein großer Teil des Immunsystems in unserem Darm befindet. Billionen von Darmbakterien schützen uns täglich vor Fremdsubstanzen. Wenn sich diese Schutzbarriere abbaut, weil sich die bakterielle Zusammensetzung verändert, dann kann das zu einer Überreaktion im Immunsystem kommen. Deswegen ist bei jeder Autoimmunerkrankung unbedingt auf die Darmgesundheit zu achten. Als ersten Schritt empfehle ich eine umfangreiche Stuhlanalytik durchzuführen. Hier kannst du dich zum Beispiel an Heilpraktiker/innen und Therapeut/innen wenden, die sich auf die Darmgesundheit spezialisiert haben. Einige Tipps, wie du deinen Darm unterstützen kannst, findest du im Artikel „Darmreinigung und dann?“.
Hormone
Wie ich im obigen Abschnitt schon erwähnte, können unsere Hormone eine große Rolle bei Autoimmunerkrankungen spielen. Daher ist es ratsam, dem Körper keine künstlichen Hormone zuzuführen. Ich empfehle Frauen mit einer Autoimmunerkrankung die hormonelle Verhütung abzusetzen. Dies bitte in Absprache mit deinem Arzt oder deiner Ärztin.
Mein Tipp für dich:
Die Zufuhr von Fremdhormonen kannst du deutlich reduzieren, indem du nicht aus Plastikflaschen trinkst und Schadstoffe in Alltagsprodukten vermeidest. Die ToxFox-App hilft dir dabei, Kosmetik- und Alltagsprodukte auf solche Hormone und Schadstoffe zu überprüfen.
Mein Schlusswort an dich
Hol dir immer Unterstützung. Jemanden, der dir einen Weg aufzeigt oder dich dabei unterstützt, ihn bis zum Ende zu gehen. Aber übertrage niemanden das Recht, alleine darüber zu entscheiden, was für dich gut oder schlecht sein könnte. Gebe diese Verantwortung bitte nicht ab. Gehe stets in die Eigenverantwortung und höre auf die Signale, die dein Körper dir mitteilen möchte.
Mein erster Appell an meine Patientinnen ist immer: Jede Heilung beginnt bei dir selbst. Sei achtsam mit dir selbst, lebe bewusst und spüre in dich hinein. Glaube an dich und habe Vertrauen.