Es ist eine verzweifelte Suche. Die Suche nach dem richtigen Arzt. Seit einigen Jahren schleicht sich bei vielen das ungute Gefühl ein, dass man bei vielen Ärzten nicht gut aufgehoben ist, sobald es über eine Erkältung hinaus geht. Gerade wir Frauen mit unseren komplizierten Wehwehchen und „diesen Hormonen “ stellen die Ärzteschaft wohl vor große, unüberbrückbare Herausforderungen. Wie kommt es, dass sich so viele Frauen bei ihren Hausärzten, Gynäkologen oder Fachärzten nicht ernst genommen fühlen? Sind wir einfach alle Hypochonder oder wird uns wirklich nicht geholfen?

Ich möchte mir wirklich nicht anmaßen, die ganze Ärzteschaft über einen Kamm zu scheren. Doch es ist auffällig, wie viele Frauen in den letzten Jahren wirklich verzweifelt sind, weil sie von keinem Arzt die Hilfe bekommen, die sie so dringend brauchen. Vielleicht liegt es an unserem Gesundheitssystem, das viele Ärzte dazu bringt, Patienten wie am Fließband zu behandeln und so zu schlechter Diagnostik und oberflächlicher Symptombehandlung führt. Fehlende Zeit, wenig Empathie und am Ende eben auch kein Verständnis und wenig Hilfe. Dass in unserem System vieles falsch läuft, deckte schon die Verbraucherzentrale Hamburg auf, als sie einige Gynäkologen im Bezug auf die richtige Aufklärung bezüglich hormoneller Verhütung testete. Fast noch viel schlimmer fand ich das Interview mit dem Chef der Techniker Krankenkasse, der ganz offen und ehrlich über die Problematik von „Fake-Diagnosen“ sprach.

Diese Problematik betrifft nicht nur Gynäkologen, sondern auch Hausärzte, Internisten und jegliche Art von Fachärzten. Jetzt stellt sich nur die Frage: Was kann ich tun?

Gerade Frauen mit Nebenwirkungen bzw. Beschwerden durch die Pille sind von dem „Ärzteproblem“ betroffen. Häufig werden die Nebenwirkungen der Pille abgestritten – obwohl sie im Beipackzettel stehen – und die Patientin belächelt. Noch stärker betrifft es Patientinnen, deren Probleme durch das Absetzen der oralen Kontrazeptiva entstehen. Unterm Strich hat man es als Frau mit hormonellen Beschwerden oder Symptomen nach hormoneller Verhütung wirklich nicht leicht. Schnell ist man Hypochonder oder besser noch: psychisch instabil.

Damit das nicht passiert, sollte Frau sich gezielt und lösungsorientiert mit dem Projekt „Gesundheit“ beschäftigen.

 So findest du den richtigen Arzt!

Dazu braucht es vier wichtige Schritte.

In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit den ersten beiden.

Let’s go!

  • 1. Problem identifizieren
  • 2. Arzt finden
  • 3. Termin vorbereiten
  • 4. richtig kommunizieren

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Problem identifizieren!

Die Suche nach dem richtigen Arzt beginnt damit, dass du deine Beschwerden überhaupt deuten kannst. Beschäftige dich mal mit dir selbst, deinem Körper, deinem Befinden und den Symptomen, die dir zu schaffen machen. Wenn du selbst nicht weißt, was dir eigentlich fehlt, wird auch der Arzt erst mal nur im Trüben fischen. Leider hat kein Arzt hellseherische Fähigkeiten und ist darauf angewiesen, dass du ihm beschreiben kannst, was dir zu schaffen macht. Da viele Symptome zu sehr vielen verschiedenen Ursachen passen können, ist es wichtig, dass du selbst bestmöglich identifizierst, wo dein Problem eigentlich liegt.

Stell dir also folgende Fragen:
  1. Welche Symptome oder Beschwerden habe ich?
    (Schwindel, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Probleme beim Einschlafen usw.)
  2. Wann habe ich sie?
    (morgens, mittags, abends, nach dem Essen, nach speziellen Speisen oder Getränken usw.)
  3. Wie fühlen sich diese Symptome genau an?
    (Definiere sie genauer. Wo sind die z.B. die Bauchschmerzen? Ist es ein Ziehen, Krämpfe, Drücken..?)
  4. Wann traten die Beschweren zum ersten Mal auf?
    (Wochen, Monate, Jahre…? Nach Einnahme eines Medikamentes wie Pille oder Antibiotika?)
  5. Wie häufig treten sie auf?
    (mehrmals am Tag, in der Woche, im Jahr…)
  6. Gibt es Zusammenhänge bzw. zeitliche Zusammenhänge?
    (Jahreszeit, Wetter oder vielleicht mit deinem Zyklus?)
  7. Welche Medikamente nehme ich aktuell ein, welche habe ich in der letzten Zeit genommen?
    (Schilddrüsenmedikamente, Schmerztabletten, Antibiotika, Pille oder andere hormonelle Verhütung, auch Nahrungsergänzungsmittel, pflanzliche Präparate etc.)
  8. Sind meine Symptome vielleicht eine Nebenwirkung von meinen Medikamenten? 
    (Beipackzettel checken!)
Notiere deine Beobachtungen!

Stell‘ dir diese Fragen, beobachte deine Symptome und notiere dir alles, was dir dazu auffällt. Hier kann es sehr hilfreich sein, für einige Wochen eine Art Tagebuch zu führen. Das bedeutet, deinen Zyklus zu tracken, deine Ess- und Schlafgewohnheiten, Medikamente und natürlich deine Beschwerden zu notieren. So kommst du deinen Symptomen genauer auf die Spur und kannst dann deinem Arzt mehr sagen als „Ich weiß auch nicht. Ich habe ab und zu so einen Druck im Kopf. Machmal ist mir schwindelig und mein Bauch ist aufgebläht.“.

So kristallisiert sich aus deinen Notizen auch schon genauer heraus, zu welchem Arzt du wegen deiner Beschwerden gehen könntest. Sind deine Beschwerden zyklusabhängig, wäre vielleicht ein Gynäkologe, Internist oder Endokrinologe der richtige Ansprechpartner. Merkst du, deine Symptome treten immer nach dem Verzehr gewisser Lebensmittel auf, wäre neben deinem Hausarzt wahrscheinlich ein Gastroenterologe nicht verkehrt.

Der erste Ansprechpartner ist aber meist der Hausarzt. Aber auch dieser braucht so viele Informationen wie nur möglich, um dir mit seiner begrenzten Zeit bestmöglich helfen zu können. Ihm werden deine Notizen helfen, die richtigen diagnostischen Schritte einzuleiten oder dich, wenn nötig, an den passenden Facharzt zu überweisen.

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Den richtigen Arzt oder Heilpraktiker finden!

Die erste Voraussetzung für eine gute Behandlung ist mindestens, einen guten Arzt oder Heilpraktiker zu haben, der deine gesamte gesundheitliche Situation ganzheitlich im Blick hat, und bei dem die Fäden zusammenlaufen. Also eine Person, der du vertraust, die dich ernst nimmt und mit der du über alle Befunde, Blutwerte etc. von Untersuchungen anderer Ärzte sprechen kannst. Tendierst du eher zu einem Heilpraktiker, wirst du dir trotzdem einen Hausarzt als Verbündeten suchen müssen, da dieser wichtig ist, um Überweisungen auszustellen oder Labortests anzuordnen. Heilpraktiker sind zwar Gold wert, können dich aber im Zweifel nicht zu einem Facharzt überweisen. Die meisten Laboruntersuchungen können zwar auch Heilpraktiker leisten, diese werden aber von der Krankenkasse nicht übernommen.

Dein erster Schritt sollte also sein, dir einen guten Hausarzt zu suchen!
Worauf solltest du dabei achten?

Bei den meisten klassischen Schulmedizinern gehört es häufig zur Tagesordnung, wenig Zeit zu haben und einfach die offensichtlichen Symptome zu behandeln, statt die Ursache für die Problematik zu suchen. Leider führt das auch zu einer oberflächlichen Diagnostik. Einmal großes Blutbild und der Nächste bitte. Erfahrungsgemäß sind Internisten, die auch als Hausarzt tätig sind, ein bisschen genauer. Im besten Fall findet man einen Mediziner mit einem naturheilkundlichen Hintergrund. Das liegt ganz einfach daran, dass es in der Naturheilkunde für jedes Symptom auch eine Ursache gibt, die es zu finden gilt. Aus diesem Grund sind naturheilkundliche Ärzte einfach die besseren Detektive.

Leider sind diese nicht ganz so einfach zu finden, da es die verschiedensten Bereiche in der „natürlichen“ Medizin gibt und man deshalb genau wissen muss, nach was man googlen muss.

Damit es für dich ein bisschen einfacher wird, folgen nun ein paar Begriffe, die für einen Arzt mit dem richtigen Hintergrund sprechen:
  1. Naturheilverfahren
  2. Orthomolekulare Medizin
  3. Ernährungsmedizin
  4. Vitalstofftherapie
  5. Alternativmedizin
  6. Komplementärmedizin
  7. TCM (Traditionelle Chinesische Medizin)
  8. Homöopathie

Wenn du speziell nach jemandem Ausschau hältst, der dir bei hormonellen Beschwerden hilft, wie z.B. ein Gynäkologe oder Endokrinologe, und vermeiden möchtest, die Praxis wieder mit synthetischen Hormonen zu verlassen, achte zusätzlich auf folgende Leistungen:
  1. Phytotherapie
  2. Bioidentische Hormone
  3. Naturidentische Hormone

Heilpraktiker können auch eine sehr große Hilfe sein. Ich persönlich bin ein Fan dieses Berufsstands. Allerdings gibt es auch hier die verschiedensten Fachrichtungen, Diagnostik- und Behandlungsmethoden. Außerdem gibt es selbstverständlich auch hier schwarze Schafe. Deshalb solltest du auch bei der Wahl des richtigen Heilpraktikers auf einiges achten.

Da es bei Beschwerden während oder auch nach hormoneller Verhütung zu ganzheitlichen „Baustellen“ (Darm, Leber, Vitalstoffe, Hormone) kommen kann, vertraue ich persönlich nur auf Heilpraktiker, die sich auf Frauenheilkunde spezialisiert haben und Labordiagnostik anbieten. Ich bin ein kleiner Kontrollfreak und glaube meist nur das, was ich auch sehe. Deshalb finde ich Diagnostik durch Handauflegen, reine Gesprächsanamnese, Pendeln oder Chakren doch ein bisschen spooky. Das mag funktionieren und einigen helfen, aber ich möchte doch lieber mein Blutbild sehen.

Bei der Suche nach dem richtigen Heilpraktiker können dir also folgende Begriffe helfen:
  1. Frauenheilkunde
  2. Hormonelle Balance, Behandlung bei hormonellen Störungen
  3. Labordiagnostik (Blut-, Urin-, Stuhl-, Speicheltests)
  4. Ganzheitliche, natürliche Behandlung

Schneller Termin bei einem Facharzt

Einen Termin bei einem Facharzt, wie z.B. einem Dermatologen, Endokrinologen usw., zu bekommen, ist meist mit viel Geduld verbunden. In der Regel wartet man auf so einen Termin mindestens drei Monate. Viele Praxen haben auch Wartezeiten von über einem Jahr oder nehmen gar keine neuen Patienten mehr an. Damit du auf deinen Termin nicht so lange warten musst, hier noch ein guter Tipp:

Ruf deine Krankenkasse an und lass dir einen Termin vermitteln!

Krankenkassen sind dazu verpflichtet, dir einen Termin bei einem Facharzt zu organisieren und das innerhalb von maximal sechs Wochen. Meistens geht das sogar noch viel schneller. Allerdings setzt das voraus, dass du eine Überweisung von deinem Hausarzt hast. Einziger Nachteil: Du kannst dir die Praxis nicht aussuchen. Einen Wunsch darfst du natürlich äußern, aber eventuell müsstest du einen Termin bei der Praxis annehmen, die dir deine Krankenkasse vorgibt.

 

 Lass dir deine Befunde immer geben!

Jede Praxis ist dazu verpflichtet, dir deine Befunde, Blutergebnisse etc. auszuhändigen, wenn du das wünschst. Nimm das in Anspruch! Es ist wichtig, dass du immer weißt, was genau untersucht wird, dass du alle deine Befunde zur Hand hast und du so den Überblick behältst. Selbst wenn du denkst, du könntest damit nicht viel anfangen, ist es dennoch wichtig, sie zu haben. Vielleicht braucht sie mal ein anderer Arzt oder Heilpraktiker. Es macht wirklich keinen Spaß, nachträglich die Befunde der letzten 10 Jahren in verschiedenen Praxen zu organisieren, weil du sie unerwarteterweise für einen Termin brauchst. Das kann ich dir versichern. 🙂

Und hier gehts lang zum zweiten Teil des Artikels: KLICK

Verzweifelte Suche: So findest du den richtigen Arzt! 1
Über die Autorin dieses Artikels

Isabel ist Gründerin von Generation Pille und Autorin der Bücher „ByeBye Pille“ und „Kleine Pille, große Folgen„. Ziel der Seite und jedem einzelnen Beitrag ist es, Frauen zu helfen, ihren Körper besser zu verstehen, Symptome zu deuten und sowohl körperliche als auch hormonelle Zusammenhänge zu begreifen. Der Fokus ihrer Beiträge liegt hierbei ganz klar auf den Themengebieten Frauengesundheit, Hormone, hormonelle Beschwerden und natürliche Verhütung.