Unser Hormonsystem arbeitet über eine Vielzahl komplizierter, fein abgestimmter Regelkreise. Alle können sich gegenseitig beeinflussen und hängen voneinander ab, sodass schon kleinste Störungen schwere Folgen haben können. Heute werde ich euch die Hypophyse vorstellen und zeigen, welche Rolle sie in unserem Hormonsystem spielt. Wer ist eigentlich der Boss unseres Hormonsystems? Wie laufen die Regelkreise in unserem Gehirn ab? Eine wichtige Information nicht nur für den Ablauf unseres weiblichen Zyklus‘.

Kennst du die Hypothalamus-Hypophysen-Achse?

Unser Hormonsystem wird im Gehirn geregelt. Im unteren Abschnitt unseres Zwischenhirns liegen der Hypothalamus und die Hirnanhangsdrüse, die sogenannte Hypophyse. Beide Partner arbeiten Hand in Hand, um die nachfolgenden Funktionen aufrecht zu erhalten.

Die 7 wichtigen Abläufe, auf die dieser Regelkreis wirkt:

  • Kreislaufsystem
  • Wasserhaushalt
  • Atmung
  • Nahrungsaufnahme
  • Körpertemperatur
  • Entleerung der Harnblase
  • Stuhlgang

Die Funktion des Hypothalamus – Der Boss

Der Hypothalamus ist das wichtigste Gebiet in unserem Gehirn und für die Regelung unseres Hormonsystems sowie das Kontrollzentrum unseres vegetativen Nervensystems zuständig. Er erhält alle Informationen über unser zentrales Nervensystem, Immunsystem und über die Prüfstellen unseres Blutsystems. Er wird in Kenntnis gesetzt, welche und wie viele Hormone gebraucht werden. Die Reaktion erfolgt sowohl für äußerliche als auch für innerliche Einflüsse.

Wenn er registriert, dass Hormone benötigt werden, schickt er so genannte Auslöser-Hormone (releasing hormon) auf den Weg. Diese kommen dann z. B. an der Hypophyse an und regen diese wiederum zu einer Aktion an.  Die Nachrichten laufen in zwei Richtungen – abwärts oder anregend bzw aufwärts oder hemmend. Letzteres heißt, dass der Hypothalamus auch registriert, wenn die Arbeit erfolgreich war. Dann sendet er das Signal „STOPP“ aus. 

Die Funktion der Hypophyse – die Abteilungsleiterin

Über Nervenbahnen und über das Blutsystem kommen die Auslöser-Hormone vom Boss zur Abteilungsleiterin. Sie liegt im sogenannten Türkensattel unseres Zwischenhirns und ist über den Hypophysenstiel mit dem Hypothalamus verbunden.

Die Hypophyse teilt sich in den Hypophysenhinterlappen und Hypophysenvorderlappen. Hier werden insgesamt 9 lebensbestimmende Hormone gespeichert bzw. produziert, die ich dir gern etwas näher vorstellen möchte:

2 Hormone, die der Hypophysenhinterlappen speichert und deren Aufgaben

Diese beiden Hormone kommen direkt vom Hypothalamus und werden hier gespeichert, um bei Bedarf ausgeschüttet zu werden.

  • Oxytocin, das Kuschel-Liebhab- und Bindungshormon
  • Anti-Diuretisches-Hormon, das Wasserrückresorptions-Hormon

Oxytocin:

Wirkt am Ende der Schwangerschaft wehenauslösend und fördert das Stillen. Es sorgt dafür, dass Mütter direkt auf das Schreien des Babys reagieren und die Bindung gestärkt wird. Beim Kuscheln, ob mit dem Kind, Partner oder Haustier, wird es vermehrt ausgeschüttet. Auch beim Orgasmus stärkt es die Bindung zum Partner.

ADH:

Reguliert unseren Blutdruck und Wasserhaushalt. Es wird bei zu niedrigem Blutdruck und vermehrt nachts ausgeschüttet und sorgt dafür, das Wasser in unserem Blutsystem bleibt und nicht über den Urin ausgeschüttet wird. Es sorgt zum Beispiel dafür, dass wir nachts nicht ständig auf die Toilette müssen.

7 Hormone, die vom Hypophysenvorderlappen produziert werden und deren Aufgaben

  • TSH: (Thyreoidea-Stimulierendes Hormon): Regt die Schilddrüse zur Bildung der Schilddrüsenhormone T3 und T4 an.
  • FSH: (Follikel-Stimulierendes-Hormon): Stimuliert die Eireifung bei der Frau und die Spermabildung beim Mann.
  • LH: (Luteinisierendes Hormon): Fördert den Eisprung der Frau und stimuliert die Testosteron Bildung beim Mann.
  • ACTH: (Adrenocorticotropes Hormon): Regt die Nebennierenrinde zur Bildung von Kortisol an (Stressverarbeitung).
  • MSH: (Melanozyten-Stimulierendes Hormon): Sorgt für die Pigmentierung der Haut.
  • STH: (Somatotropes Hormon): Fördert Wachstum und Regeneration.
  • Prolaktin: Stimuliert die Zellteilung der Brustdrüsen und fördert damit die Milchbildung.

Zum einfacheren Verständnis möchte ich dir den Regelkreis am Beispiel der Schilddrüsenhormone darstellen

1.) Der Hypothalamus realisiert: Es sind zu wenig Schilddrüsenhormone im Körper unterwegs.

2.) Der Hypothalamus sendet das Auslöser-Hormon (TRH) an die Hypophyse.

3.) Der Hypophysenvorderlappen reagiert darauf und sendet TSH an die Schilddrüse.

4.) Die Schilddrüse empfängt die Nachricht und bildet die Hormone T3 und T4.

5.) Sobald die Arbeit der Schilddrüse erledigt ist, meldet sie das zurück.

Ihr seht, wenn einer in diesem Regelkreis nicht richtig funktioniert, beeinflusst das den gesamten Mechanismus. Schauen wir uns die möglichen Erkrankungen der Hypophyse an. Sie teilen sich ein in Unterfunktion und Überfunktion.

1.) Unterfunktion des Hypophysenvorderlappens (Hypophyseninsuffizienz)

Eine Unterfunktion kann dafür sorgen, das einzelne oder mehrere, im schlimmsten Fall alle Hormone nicht mehr genügend oder gar nicht mehr ausgeschüttet werden. Die Ursachen könnten ein Hypophysentumor, eine Entzündung oder der Untergang des Gewebes der Hypophyse, zum Beispiel aufgrund einer Autoimmunerkrankung, sein. Auch eine Schädigung der Hypophyse durch eine Operation am Gehirn oder durch einen Unfall sind möglich. Seltener kann ein Ausfall der Hypophyse aufgrund starken Pressens unter der Geburt entstehen, hierbei kommt es zu einem Schock, der zum Ausfall führt.

Welche Symptome treten bei einem Ausfall bzw. Unterfunktion auf?

Je nachdem, welche Anteile und Hormone betroffen sind, kommt es zu entsprechenden Symptomen. Lasst uns zuerst auf die Schilddrüse schauen. Bei einem TSH-Mangel käme es zu folgenden Beschwerden:

  • starke Müdigkeit und Antriebslosigkeit
  • trockene, teigig geschwollene Haut
  • strohige Haare oder Haarausfall
  • Neigung zu träger Verdauung oder Verstopfung
  • schnelles Frieren
  • Gewichtszunahme

Wenn du mehr über die Schilddrüsenunterfunktion erfahren möchtest, schaut euch meinen Beitrag dazu an: Schilddrüsenunterfunktion – Wenn unser Schmetterling streikt

 

Weitere Beispiele

Wenn ACTH und MSH fehlen leidet man unter:

  • Schwäche und Energiemangel, man hat kaum Kraft, den Alltag zu bewältigen
  • niedrigem Blutdruck
  • niedrigem Blutzucker
  • Schwindel und Ohnmachtsanfällen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Gefahr des Austrocknens

Fehlt STH kommt es beim Erwachsenen zu:

  • vermehrtem Fettgewebe
  • Verlust der Muskelmasse
  • Blutfettwerte wie Cholesterin und Triglyzeride steigen

Fehlen die Geschlechtshormone FSH und LH, hat es massive Auswirkungen auf das zyklische Geschehen:

  • Ausbleiben der Menstruation
  • Verlust der Behaarung von Scham, Achseln und Augenbrauen
  • Libidoverlust
  • Potenzstörung

2.) Überfunktion des Hypophysenvorderlappens

Die häufigste Ursache für eine Überfunktion ist ein Hypophysenadenom, ein gutartiger hormonproduzierender Tumor. Dabei handelt es sich vermehrt um ein sogenanntes Prolaktinom, bei dem vermehrt Prolaktin ausgeschüttet wird. Bei Frauen kommt es dann zu:

  • Zyklusstörungen
  • ausbleibendem Eisprung
  • Sterilität
  • Brustwachstum
  • Milchfluss, ohne dass eine Schwangerschaft vorliegt

 Männer klagen über:

  • Impotenz
  • Libidoverlust
  • selten über Brustwachstum und Brustschmerzen

Bei einem Hypophysenvorderlappenadenom…

…kann es auch dazu kommen, dass zu viel STH ausgeschüttet wird. Die vermehrte Ausschüttung des Wachstumshormons nennt sich beim Erwachsenen Akromegalie. Die Symptome sind:

  • Wachsen der sogenannten Akren, das sind Kinn, Nase, Hände und Füße
  • Vergröberung der Gesichtszüge, aufgrund des Wachstums von Kiefer, Jochbein, Lippen und Zunge
  • Wachstum der inneren Organe, die je nach Organ große Schwierigkeiten bereiten können
  • Entwicklung von Diabetes mellitus

Aufgrund der Raumforderung eines Tumors, wie z.B. beim Adenom, kann ein Druck auf die Sehnervenkreuzung ausgeübt werden, so dass es zu Sehstörungen oder gar zu einer Erblindung kommen kann.

Die Diagnosestellung

Wenn man den Verdacht hat, es könnte eine Erkrankung der Hypophyse vorliegen, sollte man dies von einem Arzt bzw. einer Ärztin abklären lassen. Wende dich an ein endokrinologisches Zentrum. Hier werden die nötigen Untersuchungen wie Blutuntersuchung, Ultraschall oder Szintigraphie etc. veranlasst.

Bist du an weiteren Informationen zum Thema Hormone und Balance des Hormonsystems oder der Schilddrüse interessiert, kontaktiere mich gern. 

Weitere interessante Beiträge zum Thema Hormonbalance

Wenn euch das Thema Hormonsystem interessiert, lest auch hier nach: Hormonbalance: Was du selbst dafür tun kannst

Und wenn du erfahren möchtest, wie du mit Hilfe von ätherischen Ölen dein Hormonsystem unterstützen kannst, lies dazu meinen letzten Beitrag zum Thema: Aromatherapie mit ätherischen Ölen