In diesem Beitrag geht es um unsere Schilddrüse, die „Peitsche“ unseres Organismus. Ich nenne sie so, weil sie eine der wichtigsten Organe zur Energiebildung ist. Welche Probleme treten auf, wenn von der Schilddrüse nicht mehr genügend T3/T4 Hormone gebildet werden? Und was könnte dahinterstehen, wenn es trotz genügender Hormone im Blut zu Symptomen der Unterfunktion kommt? Welche Möglichkeiten der Untersuchung gibt es und welche Therapien finden Anwendung? Hier gebe ich dir Antworten.

Kennst du den Aufbau und die Funktion der Schilddrüse?

Die Schilddrüse, unser schmetterlingsförmiges Organ, sitzt unterhalb des Schildknorpels vor der Luftröhre. Sie unterteilt sich in zwei Lappen (Flügel) und einer Brücke (Isthmus), die die rechte Seite mit der linken Seite verbindet. Die Lappen sind nochmals unterteilt in viele kleine Läppchen und in diesen Läppchen befinden sich jede Menge kleine Bläschen, die man Follikel nennt. Dort werden unter anderem die wichtigen Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) mit drei Jodmolekülen und T4 (Thyroxin) mit vier Jodmolekülen gebildet. Die Ausgangsstoffe, die zur Bildung der Schilddrüsenhormone gebraucht werden, sind zum einen Jod und zum anderen die Aminosäure Tyrosin.

Die Follikel sind mit Thyreoglobulin (einem Eiweiß) gefüllt, das die Hormone und Jod binden und somit speichern kann. Thyreoglobulin beinhaltet auch die Aminosäure Tyrosin. Das aus der Nahrung gewonnene Jod wird aus dem Blut in der Schilddrüse aufgenommen und muss dort durch einen oxidativen Prozess, mit Hilfe von Thyreoperoxidase (TPO), in eine verwertbare Form umgewandelt werden. Während dieses Prozesses entsteht Wasserstoffperoxid, das mit Hilfe von dem Spurenelement Selen abgebaut werden muss, da es ansonsten zu Entzündungen kommen kann. Durch diese Entzündungen kann es im schlimmsten Fall sogar zu einer Autoimmunreaktion, dem sogenannten Hashimoto-Syndrom, kommen. In sehr seltenen Fällen kann es auch aufgrund immer wiederkehrender Entzündungsprozesse zu einer Entartung dieser Zellen kommen. An dieser Stelle siehst du schon, wie wichtig Selen und Jod sind.

Wie können Schilddrüsenhormone wirken?

Die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone ins Blut wird über einen Hormonregelkreis des Hypothalamus in unserem Gehirn gesteuert. Dieser stellt zum Beispiel fest, dass zu wenig Schilddrüsenhormon unterwegs ist oder dass mehr Bedarf als sonst besteht. Er gibt die Information an die Hypophyse weiter. Die Hypophyse wird dann das Hormon TSH (Thyreoidea-Stimulierendes-Hormon) ausschütten und der Schilddrüse damit den Auftrag geben, T3 und T4 zu produzieren und auszuschütten.

Das Hormon T3 ist die überwiegend biologisch aktive Form der Schilddrüsenhormone. Das bedeutet, dass auch vermehrt T4 in T3 umgewandelt werden muss. Dieser Umwandlungsprozess findet vermehrt in der Leber und den Nieren statt. Sie sollten in einem optimalen Zustand sein, um den Prozess zu ermöglich. Außerdem ist für diesen Vorgang das Spurenelement Zink notwendig.

Was passiert nun bei einer Unterfunktion der Schilddrüse?

Die Unterfunktion der Schilddrüse, auch Hypothyreose genannt, geht einher mit einer verringerten Produktion der Hormone T3 und T4. Man kann allerdings auch unter Unterfunktionssymptomen leiden, obwohl genügend Hormone vorhanden sind, zum Beispiel aufgrund einer Umwandlungsstörung, Entzündungen oder einer Dyregulation an der Zelle. Die Schilddrüsenhormone sind zwar da (Blutbefunde), aber an der Zelle selbst wird nichts ausgelöst.

Welche Ursachen gibt es für eine Unterfunktion?

Eine Unterproduktion der Schilddrüsenhormone kann verschiedene Ursachen haben, hier:

  • Fehlen wichtiger Bausteine (Jod, Selen, Zink, Tyrosin), was z. B. auch zu einer Vergrößerung der Schilddrüse, der sogenannten Kropfbildung, führt.
  • Eine Umwandlungsstörung oder das Problem, dass die Hormone an der Zelle nicht wirken.
  • Rezeptoren an der Zelle können belegt sein oder sind gegenüber den Hormonen resistent geworden.
  • Seltener ist die angeborene Unterfunktion, die im schlimmsten Fall zu einer geistigen Retardierung und Minderwuchs des Neugeborenen führt, dem sogenannten Kretinismus.
  • Eine Operation oder medikamentöse Behandlung der Schilddrüse.
  • Das Hashimoto-Syndrom – die Autoimmunerkrankung. Dabei kommt es dazu, das von unserem eigenen Immunsystem Antikörper gegen die Schilddrüse gebildet werden.

Die Hashimoto-Autoimmunerkrankung

Die Antikörper greifen unsere Schilddrüsenzellen an und zerstören sie nach und nach. Der Schulmedizin ist nicht bekannt, weshalb es zu dieser Autoimmunreaktion kommt, aber als mögliche Gründe könnten Nährstoffmängel, Virusinfektionen, ein durchlässiger Darm (Leaky Gut), Allergien, Stress (Nebennierenschwäche), Schwermetallbelastung, Medikamente (wie zum Beispiel die Pille), psychische Themen oder eine genetische Ursache die Auslöser sein. Überwiegend Frauen leiden an Hashimoto.

Welche Blutwerte sind wichtig und wie arbeitet die Schulmedizin in diesem Fall?

In der Schulmedizin wird auf eine festgestellte Unterfunktion der Schilddrüse meistens mit der Gabe von synthetischem Thyroxin (T4-Hormon) reagiert und die Menge solange erhöht, bis die Blutwerte in einem bestimmten Rahmen liegen. Am häufigsten wird als Schilddrüsenwert das TSH geprüft, zum einen um die Dosierung zu kontrollieren und zum anderen als Wert für eine mögliche Störung. Das Problem ist, dass dieser Wert häufig nur allein betrachtet wird und dadurch kaum Aussagekraft besitzt. Wichtig ist es, fT3 und fT4, die freien („f“) Schilddrüsenhormon-Werte, zu prüfen.

Um ein Hashimoto-Syndrom auszuschließen müssen die Antikörperwerte TPO-AK (Thyreoidea-Peroxidase-Antikörper) und TG-AK (Thyreoglobulin-Antikörper) geprüft werden. Beide Arten von Antikörpern könnten auffällig sein und sprechen für ein Autoimmungeschehen an der Schilddrüse. Möglich wäre auch die Messung des rT3 (reverses T3). Dieser Wert kann bei Stress vermehrt gebildet werden und die Schilddrüsenrezeptoren an den Zellen blockieren, sodass die Schilddrüsenhormone dort nicht wirken können (siehe oben). Leider wird auf die Symptome des Patienten oder gar die Ursache weniger eingegangen.

Welche Zusatzuntersuchungen gibt es noch?

In den meisten Fällen wird, wenn ein Endokrinologe oder ein Nuklearmediziner untersucht, noch ein Ultraschall der Schilddrüse gemacht und zusätzlich nach möglichen Knoten geschaut. Falls Knoten gefunden werden, wird bei Bedarf noch eine Szintigraphie erstellt. Dabei wird ein radioaktiv angereichertes Kontrastmittel verabreicht, was sich gut in der Schilddrüse einspeichert und so bildlich dargestellt, wie die Zellen der Schilddrüse arbeiten. Es werden kalte und heiße Knoten unterschieden. Heiße Knoten sind Zellgebiete, die übermäßig arbeiten, und kalte Knoten, die zu wenig oder gar nicht mehr arbeiten. Da in ganz seltenen Fällen kalte Knoten, also Zellgebiete, die nicht mehr arbeiten, entarten können, wird in diesem Fall häufig zu einer Entfernung der Schilddrüse oder einem Teilbereich geraten.

Was ist die Aufgabe der Schilddrüsenhormone?

Die Schilddrüsenhormone sind als „Peitsche“ des Organismus zuständig für die Steigerung

  • des Grundumsatzes (Energiebildung in den Zellen, Ausübung der Tätigkeit der Zellen),
  • der Bereitstellung von Fett (Fettabbau) und Zucker (Glykogenabbau) im Blut,
  • des Eiweißaufbaus (anabole Wirkung, Muskulatur Aufbau),
  • des Längenwachstums und Wachstums des Zentralen Nervensystems und Gehirnreifung,
  • der Herzfrequenz (Pulssteigerung),
  • der Herzschlagkraft (Blutdrucksteigerung),
  • der Körpertemperatur.

Welche Symptome habe ich bei einer Unterfunktion der Schilddrüse?

Die Symptome einer Unterfunktion der Schilddrüse sind:

  • Müdigkeit, Lustlosigkeit, Antriebsschwäche bis Depression
  • Gewichtszunahme
  • erhöhtes Wärmebedürfnis
  • trockene, kühle, teigige Haut und trockene, strohige Haare oder gar Haarverlust, Verlust des äußeren Drittels der Augenbrauen
  • Neigung zu Verstopfung
  • Fettstoffwechselstörung
  • niedriger Blutdruck und/oder niedriger Puls
  • Vergesslichkeit
  • Muskelkrämpfe, Steifigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Zyklusstörungen und Unfruchtbarkeit
  • Kropfbildung ist möglich
  • Wenn Hashimoto die Ursache ist, dann vorübergehend auch Symptome einer Überfunktion wie z. B. eine kurzzeitige Gewichtsabnahme, Herzklopfen, Herzrasen, Angstzustände, Zittern, Reizbarkeit, nervöse Zustände, Hitzeintoleranz, vermehrter Appetit, Haarausfall
  • Manchmal kann Hashimoto mit weiteren Autoimmunerkrankungen zusammen auftreten.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Wichtig ist es, die genaue Ursache zu finden, weshalb es zu einer Unterfunktion oder Symptomen gekommen ist. Erst dann kann der/die Therapeut/in eine geeignete Therapie empfehlen. Als Betroffene/r weiß man dann genau, worauf man achten und was man ändern sollte. Lass dich dabei von einem/einer spezialisierten Therapeut/in, wie ich es bin, unterstützen und beraten. Mögliche Untersuchungen, um der Ursache auf den Grund zu gehen, könnten weiterhin sein:

  • Blutuntersuchung auf Mikronährstoffe
  • Haarmineralanalyse
  • Stuhluntersuchung
  • Abtasten oder ein Ultraschall der Schilddrüse in der Therapeutenpraxis

    Wenn die Ursache feststeht…

    … wird individuell der Therapieplan erstellt. Ich möchte dir hier ein paar Therapiemöglichkeiten darlegen:

    • Ernährungsmedizin: Häufige Empfehlung ist es, entzündungsfördernde und unverträgliche Nahrungsmittel aus dem Speiseplan zu entfernen (Gluten, Milch & Milchprodukte, Zucker u.v.m.).
    • Mikronährstofftherapie: Je nach Bild ist die Zufuhr bestimmter Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe und Aminosäuren notwendig.
    • Entgiftung und Ausleitungstherapie: Je nach Bild und Konstitution mittels Ernährung, Organunterstützung (Leber, Nieren) oder Infusionen.
    • Wenn Stress ein Thema ist, sollte geschaut werden, was den Stress verursacht. Eine Ordnungstherapie, Ernährung und eine Anpassung des Lebensstils sind gute Möglichkeiten.
    • Nebennierentherapie
    • Darmsanierung: Eine Dysbiose und Entzündungen im Darm können den Verlauf einer Therapie erschweren.
    • Schilddrüsenmassagen, Fussreflexzonentherapien und Massagen mit auf den Patienten abgestimmten ätherischen Ölen.
    • Yoga, Achtsamkeitsübungen, Entspannungstechniken und Meditation, insbesondere die Arbeit mit dem Halschakra.
    • Psychotherapie: Sehr gut sind zum Beispiel körperorientierte Psychotherapien.

     

    Fragen daraus sind:

    • Wie kommuniziere ich mit anderen und wie mit mir selbst?
    • Wie kreativ bin ich in meinem Tun?
    • Welchem Ärger, der mich innerlich zerfrisst, gebe ich Raum?

    Ich hoffe, ich konnte mit diesem Beitrag mehr Aufklärung zum Thema Schilddrüsenunterfunktion leisten und dir Anregungen dazu geben, auf was du achten solltest.

    Als Betroffene weiß ich, wie schwer es ist, mit einer Erkrankung der Schilddrüse zurecht zu kommen und diese gut zu versorgen. Aber es gibt gute Möglichkeiten der Heilung, manchmal auch ganz ohne Einnahme von Hormonen.