Die Monatsblutung wird von vielen Frauen als monatliches Übel wahrgenommen. Es ziept, zwickt und schmerzt während der Blutung. Oft geht es schon mit Stimmungsschwankungen und Brustspannen vor den Tagen los. Meine Erfahrung aus der Praxis zeigt, dass der weibliche Zyklus besonders dann als Übel wahrgenommen wird, wenn die Hormone, der Lifestyle, die Stressbalance und/ oder die Ernährung nicht optimal ausgerichtet sind. Für mich ist der weibliche Zyklus der reinste Luxus, den wir Frauen uns leisten. Bist du bereit, mehr über den Zauber deines Zyklus zu erfahren?
Zauber #1: Der Zyklus beginnt in unserem Gehirn
Unser Gehirn ist unser oberstes Sexualorgan, wusstest du das? Zu Beginn des Zyklus – also während der Menstruation– sendet das Gehirn (genauer gesagt die Hirnanhangdrüse) wichtige Botenstoffe zu unseren Eierstöcken. In den beiden Eierstöcken liegen seit unserer Geburt etwa 400.000 Eizellen im Winterschlaf. WOW! Die Eizellen warten nur darauf, von den Hormonen wachgeküsst zu werden.
Zauber #2: Unsere Eizellen werden wachgeküsst
Wie heißt das Hormon, das unsere schlafenden Eizellen wachküsst? Es ist das zauberhafte FSH (Follikel-stimulierendes Hormon). Pro Zyklus werden etwa 20 bis 25 Eizellen in unseren Eierstöcken „aufgeweckt“ und es bildet sich ein Eibläschen (Follikel) um diese Eizellen. In der Hülle des Eibläschens entstehen die weiblichen Geschlechtshormone (Östrogene), die die erste Zyklusphase bestimmen.
Zauber #3: Das Östrogen bildet den roten Teppich für die Spermien
Das Östrogen ist das weibliche Geschlechtshormon, welches die erste Zyklusphase bestimmt. Dieses Hormon bleibt nämlich nicht im Follikel, es löst sich ab und schwärmt nun in den ganzen Körper aus – in jede einzelne Körperzelle. Natürlich kommen die Östrogene auch an die Geschlechtsorgane – sozusagen an die Bühne des Lebens 😊. Dort haben diese Hormone viele wichtige Aufgaben. Eine davon ist es, die Gebärmutterschleimhaut, die bei der letzten Menstruationsblutung abgegangen ist, nun wiederaufzubauen. Und die Östrogene machen das wie die Maurer – sie bauen, wie bei einem Rohbau, eine Schicht nach der anderen behutsam auf.
Eine weitere wichtige Aufgabe des Östrogens ist folgende: Sie gehen direkt an den Gebärmutterhals und öffnen den Muttermund. Dort bildet sie eine ganz besondere Flüssigkeit: Den sogenannten Zervixschleim. Je mehr Östrogene im Laufe der ersten Zyklusphase gebildet werden, umso flüssiger wird der Zervixschleim. Dieser flüssige Schleim bildet den roten Teppich für die Spermien, die sonst das saure Scheidenmilieu nicht überleben würden. Auf diese Weise können die Spermien gut zum Ort des Geschehens schwimmen. Das ist Magie oder? 😊
Zauber #4: Die Königin wird gewählt
Aus den 20 bis 25 aufgeweckten Eizellen wählt der Körper nun eine Eizelle aus – und nur diese Königinnen-Eizelle darf größer werden und sich bis zum Eisprung weiterentwickeln. Und am Ende der ersten Zyklusphase ist es dann so weit: Die Hülle platzt und die auserwählte Eizelle „springt“ aus dem Eierstock. Die Eizelle wird mit Hilfe von Fimbrien (Schleimhautfasern) des Eileiters sofort in den Eileiter aufgenommen. Dort ist sie nun 12 bis 18 Stunden befruchtungsfähig. Also genau in dieser Zeit können Spermien diese Eizelle befruchten. WOW!
Zauber #5: Die Vorbereitung für den Gast
Der Eisprung markiert den Übergang von der ersten Zyklusphase zur zweiten Zyklusphase. In der zweiten Zyklusphase verbleibt die Hülle, aus der die Eizelle freigesetzt wurde, im Eierstock zurück und wandelt sich in den sogenannten Gelbkörper um. Im Gelbkörper wird vor allem das Progesteron (= Gelbkörperhormon) gebildet. Dieses Hormon ist das Hormon der zweiten Zyklusphase.
Die wichtigste Aufgabe des Progesterons ist es, die Gebärmutterschleimhaut (die von den Östrogenen im Rohbau aufgebaut wurde) nun mit allem möglichen Luxus auszustatten: Nährstoffen, Vitaminen, Eiweiße, Zucker – alles was für den Gast benötigt wird, der möglicherweise jetzt entstanden ist oder noch entstehen wird. 😊 Die zweite Aufgabe des Progesterons ist es, den Muttermund als Tor zum Leben wieder zu schließen, denn es werden keine Spermien mehr benötigt. Durch die Produktion von Progesteron steigt auch die Körpertemperatur in der zweiten Zyklusphase um 0,2 und 0,5 °C an. Und genau das führt uns zum nächsten Zauber. 😊
Zauber #6: Der Übereifer des Körpers
In der zweiten Zyklusphase zeigt der Körper echten Übereifer: Obwohl er gar nicht sicher weiß, ob eine Befruchtung und eine Einnistung stattgefunden hat, fängt die Brustdrüse an, sich auf eine Milchbildung vorzubereiten, die eigentlich erst 9 Monate später benötigt wird!
Und das Progesteron macht noch was: Es wandert wieder zurück zum Gehirn und sagt zur Hirnanhangdrüse: „Pass mal auf – solange wir als Progesteron arbeiten und wir noch nicht wissen, ob sich da die Eizelle einnisten wird – in dieser Zeit macht es überhaupt keinen Sinn, dass ihr wieder neue Eireifungshormone (FSH) freischickt.“ Deshalb stoppt das Progesteron jegliche weitere Eireifung. Ein weises System oder?
Zauber #7: Der Gast ist angekommen
Hat sich möglicherweise eine Blastozyste (aus der sich der Embryo entwickelt) 5-7 Tage nach der Befruchtung in der Gebärmutter eingenistet, dann wird ein Schwangerschaftshormon gebildet und in den Körper der Frau ausgesendet – bekannt als das Beta-HCG. Genau dieses Hormon können wir Frauen im Schwangerschaftstest nachweisen.
Erreicht das Schwangerschaftshormon Beta-HCG den Gelbkörper, passiert etwas Einzigartiges: Der Gelkörper empfängt jetzt die Botschaft von dem Schwangerschaftshormon, dass der Gast angekommen ist. Das ist der Startschuss für den Gelbkörper, sich in den Schwangerschaftsgelbkörper zu verwandeln, der nun für die nächsten 3 Monate das Kind versorgt. Danach übernimmt die Plazenta (Mutterkuchen) diese Aufgabe – Tolle Arbeitsteilung und ein unglaublich ausgeklügeltes System – unser weiblicher Zyklus!
Zauber #8: Kein Gast ist angekommen
Wenn keine Befruchtung stattgefunden hat (was natürlich weitaus häufiger vorkommt), wird die Gebärmutterschleimhaut ebenso identisch luxuriös ausgestattet – mit einem Unterschied: Das Schwangerschaftshormon Beta-HCG wird nicht gebildet. Und so weiß der Körper ca. 10-16 Tage nachdem die Eizelle gesprungen ist, dass keine Befruchtung stattgefunden hat. Daraufhin zieht sich der Gelbkörper zurück, die Hormonkonzentration an Progesteron sinkt. Das bedeutet, dass die Gebärmutterschleimhaut nicht mehr aufrechterhalten werden muss und die Menstruationsblutung einsetzt.
Durch das Sinken der Progesteronproduktion wird auch die Blockade im Gehirn aufgehoben, neues FSH wird ausgeschüttet und der nächste Zyklus beginnt.
Fazit
In diesem Artikel hast du mehr darüber erfahren, wie ausgeklügelt und magisch die inneren Prozesse des weiblichen Zyklus ablaufen. Das motiviert doch bestimmt, den eigenen Zyklus mehr zu verstehen und die Weisheit des Körpers wertzuschätzen. Es lohnt sich!