Bist du in einer Beziehung und möchtest auf hormonelle Verhütung verzichten? Du fragst dich, ob NFP die richtige Wahl ist? Dieser Artikel soll dich darin bestärken, das Thema (natürliche) Verhütung mit deinem Partner zu besprechen und auch gemeinsam anzugehen. Außerdem erfährst du, wie NFP und Zykluswissen deine Beziehung über die Verhütung hinaus bereichern können.

Das Interesse an natürlicher Verhütung ist groß

Du kannst auf verschiedene Weisen verhüten: hormonell (Pille, Hormonring), mechanisch (Kondom, Diaphragma, Spirale), chemisch (Spermizide) oder eben natürlich (NFP) – auch eine Kombination ist möglich. Dir geht es vielleicht wie anderen Frauen: Das Interesse an natürlicher, hormonfreier Verhütung wächst, wird aber auch von Vorurteilen oder Zweifeln an Sicherheit und Alltagstauglichkeit begleitet.

Wichtig: Natürliche Verhütung bzw. NFP ist zunächst ein Überbegriff für alle nicht-hormonellen, nicht-mechanischen und nicht-chemischen Verhütungsvarianten. Bei der natürlichen, symptothermalen und sehr sicheren NFP-Methode „nach Sensiplan“ bestimmst Du dein fruchtbares Fenster mithilfe bestimmter Körperzeichen in jedem Zyklus auf’s Neue. Diese Kombination aus Selbstbeobachtung und festen Regeln unterscheidet die Methode von der unsicheren, rein wahrscheinlichkeitsbasierten Kalendermethode, die aber ebenfalls unter den Begriff der „natürlichen“ Verhütung fällt.

Ist natürliche Verhütung das richtige für Deine Beziehung?

Welches Verhütungsmittel für Deine Beziehung in Frage kommt, solltest Du zum einen für Dich herausfinden und natürlich auch mit Deinem Partner besprechen und abstimmen. Meiner Ansicht und Erfahrung nach ist es wichtig und hilfreich, die passende Verhütungsmethode gemeinsam zu wählen. Die Informationen zu den verschiedenen hormonfreien Verhütungsalternativen könnt ihr gemeinsam sammeln und im Hinblick auf Vor- und Nachteile abwägen – das ist nicht nur Arbeitsteilung, sondern stärkt auch das „Wir-Gefühl“ Eurer Beziehung.

Wenn Du bereits weißt, dass Du auf hormonelle Verhütung verzichten möchtest, will ich Dich darin bestärken, mit Deinem Partner offen über Deine Beweggründe und Wünsche zu sprechen und ihm zu erklären, wie es zu Deinem Entschluss kam. Verhütungsentscheidungen betreffen beide Partner gleichermaßen, und die Pille ist keine alternativlose Empfängnisverhütung. Bitte Deinen Partner, sich auch selbst zu dem Thema zu informieren. Kommunikation und gegenseitiges Verständnis ist wie bei allen Themen in einer Beziehung auch in Sachen Verhütung wichtig und bildet die Basis für weitere Entscheidungen.

3 Tipps für eine natürliche Verhütung in der Beziehung

1

Bildet ein Team

Entscheidest Du Dich mit Deinem Partner für den Einsatz von NFP, solltet ihr die Regeln der Methode auch gemeinsam erlernen, anwenden und auswerten.

2

Nutzt das Zykluswissen aktiv für eure Beziehung

Sobald Du Dich mit der Methode NFP auseinandersetzt, erfährst Du viel Neues über die Vorgänge Deines Menstruationszyklus‘ und die Auswirkungen auf Deine Stimmung, Deine Bedürfnisse und Dein Energielevel. Dieses Wissen kann auch für deinen Partner ein absoluter „eye-opener“ sein.

3

Kommuniziert und reflektiert gemeinsam

Tausche Dich regelmäßig mit Deinem Partner darüber aus, ob ihr mit der Verhütungsmethode zufrieden seid. Mögliche Bedenken und daraus resultierendes Verhalten können sich zum einen auf Deinen Zyklus, aber natürlich auch auf die Beziehung auswirken und somit den Erfolg und die Zufriedenheit mit NFP einschränken.

Gründe, warum auch Dein Partner die NFP-Regeln und Deinen Zyklus verstehen sollte

Die Chancen für eine erfolgreiche Anwendung der NFP-Methode stehen günstiger, wenn auch Dein Partner die hormonellen Abläufe und die Methodenregeln versteht, erlernt und auch weiß, wie sie ausgewertet werden. (Quelle & Studien: „Natürliche Familienplanung heute“, Elisabeth Raith-Paula, Petra Frank-Herrmann). Durch das gemeinsam angeeignete Wissen kann Dein Partner deinen Menstruationszyklus sozusagen aktiv „miterleben“: Er (er)kennt die Tage deines Eisprungs und somit auch das fruchtbare Fenster.

Auf diese Art und Weise nehmt ihr beide die Verhütung gleichberechtigt in die Hand und stärkt euer Gefühl von Verständnis und Wertschätzung füreinander. Neben rein „organisatorischen“ Vorteilen – Dein Partner kann z. B. dafür zuständig sein, im fertilen Fenster die Verantwortung für eine zusätzliche Verhütung durch ein Kondom zu übernehmen – kann sich das gemeinsame Auseinandersetzen mit dem Thema häufig sehr positiv auf die Beziehung im Allgemeinen auswirken und Kommunikation, Intimität und Nähe fördern. Du kannst Dein Zyklusblatt für euch beide irgendwo ablegen oder ihr nutzt eine Partner-App, dann seid ihr beide immer auf dem aktuellen Stand.

Zyklusbedürfnisse in der Beziehung beachten

Jeder Menstruationszyklus ist trotz gewisser Methodenregeln dennoch sehr individuell und wird auch entsprechend subjektiv empfunden. Das Erlernen von NFP und die Auseinandersetzung mit Deinem Zyklus ist meist der Beginn eines komplett neuen Körperverständnisses, welches Dir mehr Selbstbestimmung und Selbstvertrauen schenkt. Die hormonellen Veränderungen innerhalb Deines Zyklus’ können sich bei Dir auf unterschiedliche Weise äußern und es kann etwas dauern, bis Du Deinen persönlichen Rhythmus intuitiv wahrnehmen, verstehen und akzeptieren kannst. Insbesondere dann, wenn Du von hormoneller auf natürliche Verhütung umsteigst. Auch Dein Partner kann sich darauf einlassen, die individuellen Regeln deines Zyklus’ kennenzulernen und mithilfe dieses Wissens auf die unterschiedlichen Bedürfnisse deiner Zyklusphasen eingehen.

Es kann eure Beziehung sehr wertschätzend gestalten, wenn Dein Partner über das Thema Verhütung hinaus auch deine Bedürfnisse innerhalb der Zyklusphasen wahrnehmen kann. In meinem Artikel Zyklustracking für mehr Achtsamkeit habe ich bereits auf den Vergleich der 4 Jahreszeiten mit den 4 Zyklusphasen hingewiesen. Wisst ihr beide, in welcher Phase Du Dich aktuell befindest und wie Du Dich dabei fühlst, könnt ihr euren Alltag entsprechend gestalten. Dein Partner kann beispielsweise in Zeiten, in denen Du Dich nach mehr Rückzug sehnst, bestimmte Aufgaben übernehmen, die viel Energie und Kraft fordern. Je besser auch Dein Partner Deinen Zyklus und seine Sprache kennt, umso wohlwollender kann er auch Deine (zyklischen) Bedürfnisse erkennen und entsprechend auf sie eingehen.

Zykluswissen ist für alle wichtig und interessant

Ich möchte alle Menschen in allen Beziehungskonstellationen ansprechen und ermutigen, sich mit dem Thema Menstruationszyklus – je nach individuellem Bedürfnis – zu beschäftigen. Wissen rund um den Zyklus kann für jeden Menschen ganz unabhängig seines Geschlechts von Bedeutung sein und helfen, die eigenen und auch die Bedürfnisse der anderen besser zu verstehen. Diese Erkenntnis lässt sich für alle Beziehungen im Leben (auch im Job) zu nutzen.

Immer wieder höre ich im Zusammenhang mit Zykluswissen und Zyklusachtsamkeit Sätze wie: „Warum habe ich das nicht vorher gewusst?“, und das nicht nur von Frauen. Übrigens ist es auch im Hinblick auf einen möglichen gemeinsamen Kinderwunsch hilfreich, wenn sich beide Partner schon vorab mit den biologischen Vorgängen und den fruchtbaren Fenstern auskennen. Vor kurzem schrieb mir ein Mann nach einer Zyklusberatung: „Mein erster Gedanke heute morgen: Passt die Stimmung zur Jahreszeit?“

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