Gründe, den Menstruationszyklus zu tracken, können z. B. der Umstieg auf natürliche Verhütung oder ein Kinderwunsch sein. Der Zyklus wird dabei im Hinblick auf fruchtbare und unfruchtbare Tage beobachtet und ausgewertet. Bei intensiverer Auseinandersetzung mit dem eigenen Rhythmus wird immer deutlicher, dass es sich bei der Zyklusbeobachtung um ein wunderbares „Tool“ handelt, welches den Zugang zur eigenen Körpersprache eröffnet und gleichzeitig ein Verständnis für individuelle Bedürfnisse schafft. Wie du bewusstes und bedürfnisorientiertes Zyklus-Tracking für dich nutzen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

 Wie du bewusstes und bedürfnisorientiertes Zyklus-Tracking für dich nutzt

Immer mehr Frauen entscheiden sich für ein hormonfreies Leben, steigen auf natürliche Verhütung um und nutzen dabei Zyklus-Tracking. Ganz allgemein definiert bedeutet das, dass du deinen Menstruationszyklus über einen längeren Zeitraum beobachtest und diese Beobachtungen festhältst, z. B. auf einem Zyklusblatt, in einer App oder in einem Tagebuch.

Zyklus-Tracking: Mehr als reine Datensammlung

Meist steht zu Beginn des Zyklus-Trackings vor allem das eigentliche Ziel im Vordergrund, also die Verhütung oder der Kinderwunsch. Im Rahmen der individuellen Selbstfürsorge richtig genutzt, kann das angeeignete Wissen und bewusste Zyklusachtsamkeit in meinen Augen für alle Lebensbereiche ein absoluter „Game Changer“ sein. Du lernst bei der Zyklusbeobachtung unglaublich viel über deine Körpersprache und die untrennbaren Wechselwirkungen mit deiner geistigen Verfassung.

Falls du bereits mit NFP vertraut bist, weißt du vielleicht, dass es im Rahmen dieser Methode auch verschiedene sog. Störfaktoren gibt, zu denen auch Stress und psychische Belastung zählen. Stress kann direkten Einfluss auf deinen monatlichen Rhythmus haben und für verlängerte oder verkürzte Zyklen, verstärkte PMS-Symptome oder eine ausbleibende Periode sorgen.

Deine Stimmungslage bewusst wahrnehmen

Stress ist ein sehr individuelles Thema. Und natürlich löst sich Stress mit Zyklus-Tracking nicht einfach in Luft auf. Allerdings sind wir uns oft gar nicht bewusst darüber, dass wir innerlich dauerhaft gestresst sind und was genau für diesen Stress verantwortlich ist – und hier kommt Zyklusachtsamkeit ins Spiel.

Bei der Zyklusbeobachtung dokumentierst du bestenfalls nicht nur die wichtigsten Fruchtbarkeitsparameter, sondern liest auch dein Stimmungsbarometer ab. Du kannst an dieser Stelle nun einen Schritt weiter gehen und nicht nur einfach die Stimmungslage „gereizt“ eintragen, sondern dich einmal ganz bewusst hinterfragen: Warum bin ich gereizt? Was genau hat mich heute wirklich gestresst? So kannst du Stück für Stück ein Gefühl für deine persönlichen Störfaktoren und für deine Bedürfnisse im Alltag entwickeln.

Individuelle Stressfaktoren erkennen

Stressfaktoren können unterschiedlichen Ursprungs sein, so spricht man vereinfacht gesagt u. a. von äußeren Stressoren (z. B. Lärm), inneren Stressoren (z. B. stark ausgeprägter Perfektionismus) oder auch psychosozialen Stressoren (z. B. schlechte Stimmung am Arbeitsplatz). Stressige Momente gehören zum Leben dazu, sind per se nicht bedenklich und geben uns häufig sogar die notwendige Power für anstehende Aufgaben. Viel mehr Aufmerksamkeit solltest du auf Stressfaktoren legen, die dauerhaft mitschwingen und im Alltagstrubel oft untergehen.

Der wichtige Knackpunkt ist hier: Belastet dich Stressor XY? Wenn ja, wie sehr belastet er dich und warum ist das so? Und noch wichtiger: Was kannst du tun, damit er dich nicht mehr belastet? Meist nehmen wir uns nicht bewusst die Zeit, um herauszufinden, inwieweit und wodurch wir uns beansprucht fühlen. So fehlt dann auch die Möglichkeit, gezielt nach Lösungen und geeigneten Bewältigungsstrategien zu suchen. Hierzu ein vereinfachtes Beispiel: Du arbeitest sehr viel, weil du alles richtig und perfekt machen möchtest und das führt letztendlich dazu, dass du sehr viel Zeit am Arbeitsplatz verbringst. Der innere Druck kann einen großen Stressfaktor darstellen, vielleicht noch mehr, als eine lange Arbeitszeit. Ziel könnte sein, einen Weg zu finden, dem Perfektionsdruck entgegenzuwirken und so wieder Spaß & Leichtigkeit an deiner Arbeit zu finden – eine Kündigung wäre dann vielleicht sogar hinfällig. Oft ist es ja unsere Einstellung zu den Dingen, die wir verändern sollen und können.

Tipps für deine Zyklus-Achtsamkeit

Stress ist so individuell wie der Mensch selbst, der ihn erlebt. Es ist daher gar nicht so einfach, den richtigen Weg und Umgang damit zu finden. Ich möchte dir hier dennoch ein paar Tipps geben, wie du Zyklus-Achtsamkeit in deinen Alltag integrieren kannst.

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(Zyklus)-Tagebuch führen

Notiere dir, wenn möglich täglich, zusätzlich zu den anderen Zyklusbeobachtungsparametern, wie du dich den Tag über gefühlt hast. Dabei ist es total egal, was du schreibst – bring einfach zu Papier, was dir in den Sinn kommt, ohne Bewertung. Wie bereits angesprochen, kann sich Stress durch körperliche Reaktionen zeigen. Verhält sich zum Beispiel deine Temperaturkurve in einem Zyklus anders als sonst, kannst du das mit den Einträgen der vergangenen Tage abgleichen und prüfen, ob belastende Ereignisse stattgefunden haben.

Auch, wenn du keine körperlichen Veränderungen feststellst, hilft dir dein Tagebuch, achtsamer mit dir selbst umzugehen. Ziel sollte es ja sein, Stressoren schon zu erkennen und zu eliminieren, bevor sie sich in körperlichen Signalen äußern.

Impulsfragen, die du in deinem Tagebuch als Hilfestellung nutzen kannst:

  • Habe ich mich heute entspannt oder gestresst gefühlt?
  • Kann ich das Gefühl gewissen inneren oder äußeren Umständen zuordnen?
  • Was kann ich aktiv & selbst tun, um den stressigen Auslöser zu entkräften oder mehr von den entspannten Momenten in mein Leben zu integrieren?

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Die Zyklusphasen bewusst für Stressmanagement nutzen

Die Zyklusphasen werden oft mit den 4 Jahreszeiten verglichen und ich finde das einen sehr schönen Ansatz, um innere und äußere Rahmenbedingungen für deine Bedürfniswelt zu schaffen:

  • Menstruationsphase = Winter (Rückzug)
  • Follikelphase = Frühling (Aufblühen)
  • Eisprungphase = Sommer (Kreativitätshöhepunkt)
  • Gelbkörperphase = Herbst (Loslassen, Reflexion)

Je mehr du dich damit auseinandersetzt, wie du dich wann fühlst und warum du wie reagierst, desto besser und eigenverantwortlicher kannst du dein Leben gestalten. Du wirst dann auch nach und nach feststellen, wann für dich der richtige Zeitpunkt ist, dich mit bestimmten Themen zu beschäftigen und wann nicht. Die einzelnen Zyklusphasen bieten hierfür einen super Anhaltspunkt und eine tolle Grundlage, um achtsamer mit dir selbst umzugehen. Nimm dir doch z. B. einmal bewusst vor, bestimmte Aktivitäten oder Aufgaben in die Zyklusphase zu legen, in der du dich energiegeladen und produktiv fühlst und nutze die andere Zeit für entspannte Selbstfürsorge-Momente. Beobachte dabei, wie sich das auf deine Stimmung und deinen Zyklus auswirkt.

Bitte denke daran:

Auch wenn du z. B. in der Zeit vor/während der Menstruation mehr Rückzug benötigst und etwas sensibler auf äußere Einflüsse reagierst, ist das für deine Mitmenschen kein Freifahrschein, dich blöd zu behandeln. Auch heißt das nicht, dass deine emotionalen Reaktionen an sich nicht gerechtfertigt und irrational sind. Du bist in dieser Zeit aber vielleicht einfach sensibler, dein Bedürfnis nach Ruhe will noch mehr als sonst gehört werden.

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Noch ein wichtiger Tipp!

Manchmal kann das Streben nach Routinen und Achtsamkeit selbst zum Stressfaktor mutieren. Es geht nicht darum, dass du jeden Tag deinen Zyklus und deine Stressoren „durchanalysierst“. Finde deinen ganz persönlichen Achtsamkeitsweg – tue das, was DIR gut tut! Konzentriere dich nicht zu sehr auf festgelegte Parameter, denn dadurch verlierst du den Zugang zur eigenen Bedürfnis-Intuition. Wenn du ganz ehrlich in dich hinein hörst, weißt du meist ganz genau, was dir gut tut und was nicht.

Wenn du Unterstützung auf deinem achtsamen Zyklusweg benötigst, kann du dich gern an mich wenden.