Überall lesen und hören wir davon, doch nur wenige wissen so richtig wieso. Stress ist schlecht für uns, unseren Körper und auch für unser Hormonsystem. Doch wie kann es sein, dass sich ein voller Arbeitsplan auf meinen Zyklus auswirkt?

Stress ist für unseren Körper schon seit Urzeiten bekannt. Zu dieser Zeit bestand Stress allerdings aus fehlender Nahrung und schweren Gefahren. In beiden Fällen schaltet unser Körper in eine Art Notprogramm. In diesem Notprogramm schaltet der Körper dann nur noch in den Überlebensmodus – also in das bekannte „Fight-or-Flight-System“.

Übertragen wir das auf unsere heutige Zeit, mit hohen Aktenbergen auf dem Schreibtisch, Beziehungskrisen oder schlechter Ernährung, empfindet unser Körper immer noch die gleiche Gefahr wie damals in Urzeiten. Blöd daran ist, dass unser Körper, was den Stress angeht, sogar ein kleines Sensibelchen ist. Alles, was nicht gesund ist, den Schlaf beeinträchtigt oder uns belastet, wird dabei auf unser Stresskonto gezählt. Und da kommt schnell mal einiges zusammen. Das Glas Wein am Wochenende, die fünf Stunden Schlaf, weil man die Serie noch zu Ende schauen wollte oder eben der dicke Aktenstapel, der mich Montagmorgen bereits auf der Arbeit erwartet.

Unser Stress-Konto füllt sich

All diese Dinge summieren sich auf unserem Konto, und unser Körper arbeitet dagegen. Denn in jeder stressigen Situation wird unsere Stress-Achse aktiviert. In dieser Stress-Achse wird unter anderen Cortisol produziert, um unseren Stoffwechsel zu pushen, damit wir in all diesen Situationen dennoch funktionieren können. Cortisol zählt zu den Glucocorticoiden, die in unserer Nebenniere produziert werden. Normalerweise läuft die Cortisol-Produktion in einer schönen Kurve im Tagesverlauf ab. Bei Stress wird aber plötzlich viel zu viel davon produziert. Dadurch kommt einmal unsere Nebenniere an ihre Grenzen, aber auch unser Hormonsystem insgesamt. Denn nicht nur, dass hier viele wichtige Mikronährstoffe und Vitamine benötigt werden, das Cortisol wird dabei auch aus unserem Progesteron, also einem unserer wichtigsten Sexualhormone, gebildet.

Wird nun also durch den Stress viel zu viel Cortisol produziert, dann wird gleichzeitig auch viel zu viel Progesteron verbraucht. Über Kurz oder Lang fehlt uns das dominierende Hormon der zweiten Zyklushälfte. Progesteron wird nämlich überwiegend nach dem Eisprung durch den dabei entstehenden Gelbkörper gebildet. Es hält die zweite Zyklushälfte aufrecht und bereitet in dieser Phase auch die Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Einnistung einer befruchteten Eizelle vor. Das ist auch ein Grund, wieso auch Stress beim Kinderwunsch hinderlich sein kann. Reicht das Progesteron nämlich nicht aus, wird die Schleimhaut nicht richtig auf die Einnistung vorbereitet. Außerdem ist Progesteron auch ein besonders wichtiges Hormon während der Schwangerschaft, da es das Kind davor schützt, von unserem Körper abgestoßen zu werden.

So können Zyklusprobleme entstehen

Wenn wir allerdings bei unserem Zyklus bleiben, ist das Progesteron auch wichtig, um die zweite Zyklushälfte lang genug aufrecht zu erhalten. Diese sollte nämlich etwa 14 Tage andauern.  Ist das Progesteron nicht ausreichend, können in dieser Phase Schmierblutungen auftreten. Eine verfrühte Periode, aber auch PMS-Beschwerden sind hierdurch eine typische Folge. PMS – also das prämenstruelle Syndrom – beschreibt Beschwerden wie starke Stimmungsschwankungen, Heißhungerattacken, Wassereinlagerungen oder Ängste, die in den 1-2 Wochen vor der Periode auftreten und durch hormonelle Ungleichgewichte verursacht werden.

Über diesen Mechanismus kann sich Stress deshalb auf direktem Weg auf unseren Zyklus auswirken und unsere Hormone beeinflussen. Deshalb bleibt in stressigen Phasen gerne mal die Periode aus oder kommt direkt viel zu früh, wir bekommen Schmierblutungen oder leiden unter schweren Stimmungsschwankungen.

Schaffe Platz für Entspannung

Achte deshalb unbedingt gut darauf, deinen Körper in Stress-Phasen zu entlasten. Gönne dir Zeiten zum Runterkommen und Erholen. Waldspaziergänge, Yoga, Meditation oder einfach 1-2 entspannte Stunden auf dem Sofa können da schon viel bewirken. Wichtig ist nur, dass wir uns diese Auszeiten nicht erst gönnen, wenn wir schon k.o. sind, sondern bewusst in den Tagesplan mit einbauen.