Männer sind vom Mars und Frauen von der Venus. Ja, wir sind sehr verschieden. Anscheinend sind diese Marsianer mit anderen Eigenschaften beschenkt worden als wir. Denn – mal ganz ehrlich – mit Schmerzen oder gesundheitlichen Problemen können sie einfach nicht umgehen.

Sie kämpfen bei einer leichten Erkältung schon um das nackte Überleben, egal in welchem Alter. Bei jedem Wehwehchen schreien sie nach ihrer Mama und sind nach jedem Arbeitstag so erschöpft, als hätten sie an einem Tag die Welt erschaffen. Ich möchte behaupten: Wenn Männer Kinder gebären müssten, wären wir schon lange ausgestorben! Also JA, wir sind definitiv das stärkere Geschlecht.

Aber ist es fair, dass wir die Nebenwirkungen und Folgen der hormonellen Verhütung ertragen müssen, nur weil wir mehr aushalten?

Fangen wir mal von vorne an

1960 kam die erste Antibabypille auf den Markt. Nach anfänglichen PR- und Marketingschwierigkeiten bei der Markteinführung wurde sie vorerst nur als Medikament zur Regulation des weiblichen Zyklus verkauft. Die Empfängnisverhütung wurde hierbei nur als nette Nebenwirkung deklariert. Erst einige Jahre später durfte sie als Verhütungsmittel verschrieben werden.

Ebenfalls so lange dauerte es, bis sie auch ledige Frauen empfohlen werden durfte. Ab diesem Zeitpunkt gab es zwei Lager: Die einen fanden diese Art der Empfängnisverhütung ganz grausam und befürchteten, dass alle ledigen Frauen zu leichtsinnig mit ihrer Sexualität umgehen könnten. Die katholische Kirche ging sogar so weit, dass sie den Frauen Mord an den ungeborenen Kindern vorwarf und die Pille kurzerhand verbot. Bis heute wird die Pille vom Vatikan verteufelt.

Viel wichtiger ist aber das andere Lager

Nämlich diejenigen, die die Erfindung der Pille als absoluten Befreiungsschlag empfanden. Ein großer Schritt für die Selbstbestimmung der Frau, sexuelle Freiheit und ein Sinnbild der Emanzipation. Ich bin mir nicht sicher, ob sie das genauso gesehen hätten, wenn sie damals in die Zukunft hätten blicken können.

Um jetzt nicht noch weiter auszuschweifen, gehe ich nicht detailierter auf die Entwicklungsphasen der Pille ein. Die fragwürdigen Studien, die schlimmen Nebenwirkungen und die gruselige Geschichte sind einen eigenen Artikel wert. Eigentlich möchte ich auf einen ganz anderen Punkt hinaus:

Einer der vier Entwickler der ersten oralen Kontrazeptiva, der Biologe Gregory Pincus, forschte ursprünglich gar nicht an einer hormonellen Verhütungsmethode für Frauen, sondern für Männer!

Wieso also wurde die Pille damals für das weibliche Geschlecht auf den Markt gebracht, wenn es doch eigentlich ganz anders geplant war? Sie wurde von den Männern aufgrund der zahlreichen Nebenwirkungen ganz einfach abgelehnt! Ja, damals schon! Man ging also vor über 50 Jahren schon davon aus, dass Frauen Nebenwirkungen eher tolerieren würden als Männer. Was ja auch der traurigen Wahrheit entspricht, wie wir heute sehen können!

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50 Jahre und keine Lösung?

Seit über 50 Jahren wird immer wieder an hormoneller Verhütung für Männer geforscht und das seltsamerweise immer ohne Ergebnis! Egal ob eine Pille, eine Spritze oder ein Implantat für den Mann. Es scheitert. Entweder finden erst gar keine Studien statt oder sie werden, wie beispielsweise beim jüngsten Versuch, einfach abgebrochen. Warum? Weil diese Männer nicht bereit sind, die Nebenwirkungen zu ertragen.

Jetzt könnte man natürlich vermuten, dass das wirklich schlimme Nebenwirkungen sein müssen, die auch wir Frauen nicht akzeptieren würden, wenn deshalb ganze Studien abgebrochen werden. Es ging um Depressionen, Gewichtszunahme und Libidoveränderungen.

Hm… woran erinnern diese Nebenwirkungen nur? Ach ja! Die Pille!

Bei uns Frauen ist es also vollkommen in Ordnung, diese Nebenwirkungen zu haben? Wir werden nicht richtig über Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt,  falls wir doch Symptome äußern, werden wir nicht ernst genommen und sie werden geleugnet. Thrombosen, Schlaganfälle, Lungenembolien, die Vielzahl an Todesfällen seit Markteinführung, schwere Depressionen, Panikattacken, Libidoverlust, Migräne, Stimmungsschwankungen und vieles mehr… all das ist seit über 50 Jahren für Frauen akzeptabel?

Wenn eine Frau Depressionen hat, kommen die bestimmt nicht von der Pille, niemals. Das weibliche Geschlecht ist ja von Natur aus gefühlsduselig und hormongesteuert, da kann das schon mal vorkommen *Ironie aus*. Haben Männer während der Einnahme hormoneller Mittel Depressionen, wird das so ernstgenommen, dass man eine Studie abbricht?

Ich kann mir kaum vorstellen, dass man sich dieses Szenario damals vorgestellt hat, als man dachte, die Pille sei ein Fortschritt für die Emanzipation! Was ist das für eine Art der Emanzipation, wenn das Leiden der Frauen okay ist und das der Männer ein Problem darstellt?

An dieser Stelle möchte ich aus einem großartigen Artikel von Julia Seeliger in der TAZ zitieren, da ich ihn doch sehr unterhaltsam fand. Über die geschilderte Situation sagt sie folgendes:

„Vielleicht kommt das daher, dass viele Wissenschaftler und Entscheider bei Pharma-Konzernen männlich sind? Ein strukturelles Patriarchat: Männer haben Zeit, um Wissenschaft zu betreiben und dafür, Entscheider in Pharma-Konzernen zu sein. Zu der Zeit, wenn geklüngelt wird, müssen Frauen oft Kinder betreuen – und steigen deswegen in Wissenschaft und Pharmaindustrie nicht auf. Und am Ende haben wir den Salat: Verhütung mit Hormonen, aber bitte nur im Frauenkörper.

Die Pharma-Macker denken sich wohl: Frauen gehören ja eh nicht dahin, wo sie wirklich leistungsfähig sein müssen. Die käsige Blödheit, die die Hormone anrichten, die Kopfschmerzen – dann soll sie sich halt mal hinlegen, die Frau Hausfrau. Abends kommt dann der Mann nach Hause und rammelt ein bisschen rum, da ist es ja dann eh egal, wie es mit der Libido der Frau steht.

Wozu braucht eine Frau eigentlich diese „Libido“? Muss eine Frau klar denken können? Und Migräne, das haben die doch eh alle – wenn sie Sex vermeiden wollen. So sind sie die Frauen, da kann man getrost massenhaft Hormone reinfülllen, sie beschweren sich schon nicht.“

Das geht jetzt schon 50 Jahre so! Wann fangen wir eigentlich an, uns dagegen zu wehren?

Ich stelle mir ernsthaft die Frage, ob die Männer in dieser Geschichte gar nicht die „Schwächeren“, sondern einfach die Klügeren sind? Vielleicht gehen sie tatsächlich einfach bewusster mit ihrem Körper um. Eventuell lassen sie sich auch nicht so sehr von Ärzten beeinflussen wie wir. An dieser Stelle sollten wir uns eine Scheibe von ihnen abschneiden!

Werfen Männer einen Blick in einen Katalog von möglichen Nebenwirkungen, die sie für Verhütung ertragen müssten, verweigern sie einfach die Einnahme. Merken sie, dass ihnen ein Medikament nicht gut tut, lassen sie sich das nicht ausreden, sondern setzen es einfach ab!

Vielleicht geht es ja gar nicht um Emanzipation…

… oder darum, wer in den Augen der Pharma-Entwickler „mehr wert“ ist. Eventuell geht es einfach darum, wer in dieser speziellen Situation intelligent genug ist, seinem eigenen Körper zu vertrauen, auch einen Arzt zu hinterfragen und wer mündig genug ist, ein Medikament einfach abzulehnen.

Wir sollten aufhören, uns immer tierisch darüber aufzuregen, wenn eine neue Studie zur hormonellen Verhütung für den Mann gescheitert ist. Aufhören, uns als Opfer wahrzunehmen, die die hormonelle Verhütung weiterhin ertragen müssen.

Wie wäre es, wenn wir statt dessen in Zukunft einfach mehr auf unseren Körper hören, nicht jedem in einem weißen Kittel alles glauben und die Eier hätten, NEIN zu sagen!?