„Stress? Ich kenne keinen Stress, ich kenne nur Strass.“ Dies war mal eine Aussage von Karl Lagerfeld. Und wenn er wüsste, wie recht er damit hatte.

In diesem Artikel schreibe ich über Stress. Zunächst gehe ich kurz auf die Definition von Stress und die Stressarten ein. Anschließend kläre ich die oft gestellte Frage, ab wann Stress eigentlich gefährlich wird und ob er überhaupt schädlich ist. Am Schluss bekommst du noch einige Tipps und Übungen, wie du besser mit Stress umgehen kannst. Und es wartet sogar ein kleines Geschenk auf dich. Ich wünsche dir ein freudiges und stressfreies Lesen.

Was ist Stress überhaupt?

Stress kommt ursprünglich aus der Physik. Letztendlich geht es darum, wie stark man einen Körper belasten kann, bevor er bricht. Dies ist eigentlich ganz anschaulich und lässt sich auch genau auf uns Menschen übertragen. Wie weit können wir gehen? Und wann fängt der Körper an, uns die ersten Signale zu senden? Kurz gesagt: Stress ist ein Alarmzustand des menschlichen Organismus. Und wohl eines der Hauptprobleme unserer Zeit.

Dabei ist Stress eigentlich eine ganz normale und lebensnotwendige Reaktion unseres Körpers auf psychische und physische Reize – also eine Art neutrales Warnsignal auf äußere Einflüsse. Aber unter der Last wird Stress zur Erkrankungen. Unsere Stresshormone sind ziemlich nützlich und ohne sie könnten wir nicht überleben. Woher weiß unser Körper, was lebensnotwendig oder lebensgefährlich ist? Wer entscheidet hier? Du entscheidest das! Besser gesagt: dein Gehirn.

Wir müssen zwei Stressarten unterscheiden:

  • Eustress = guter Stress
  • Disstress = schlechter Stress

Eustress kann man als kontrollierbaren Stress bezeichnen – ein Gefühl oder eine Situation, die als “machbar” eingestuft wird. Zum Beispiel eine schöne Herausforderung, mit der wir umgehen oder sie bewältigen können (Prüfung, Hochzeit etc.). Hierbei wird in unserem Gehirn das Belohnungszentrum aktiviert. Erfolge werden in unserem Körpersystem abgespeichert, und es werden Glücksgefühle ausgeschüttet.

Disstress ist eher der unkontrollierte Stress. Wenn wir Situationen als nicht zu bewältigen oder als zu gefährlich einstufen, weil wir erstmal keine Lösung für die Situation parat haben. Dann entstehen Gefühle wie Sorge, Angst, Ohnmacht, Überforderung, Panik. Was für dich guter oder schlechter Stress ist, ist abhängig von deiner Wahrnehmung und deinen Erfahrungen. Der einzige Mensch, der Einfluss darauf hat, was uns stresst, das sind letztendlich wir selber. Stress ist also immer subjektiv und hängt von deiner Bewertung ab.

Was ist überhaupt „stressig“ für uns und warum?

Es fängt alles mit einem Reiz an, einem sogenannten äußerlichen Stressor, den wir mit unseren Sinnen (sehen, riechen, schmecken, hören, fühlen) wahrnehmen. Dieser Reiz wird an unser Gehirn weitergeleitet, und die Situation wird dort bewertet. Dieser Prozess passiert automatisch und meistens unbewusst. Es wird analysiert, ob die Situation für uns gefährlich ist oder nicht. Innerhalb von Millisekunden wird nach vergangenen Erfahrungen und Erinnerungen gesucht, ob es bereits ähnliche Situationen gab und ob wir diese bewältigen konnten oder nicht. 

Wenn die Situation nicht gefährlich ist, dann fährt unser System runter, und wir können uns wieder entspannen. Wenn die Situation als bedrohlich eingestuft wird, wir sie aber dennoch bewältigen können, weil genügend Strategien oder Ressourcen vorhanden sind, lässt sich der Stress beeinflussen und ebenfalls runter regulieren. Wenn wir aber keine Lösung finden, dann bleibt der Stress hoch und wir bleiben im Alarmzustand. Tipp: Eine Speichel-Analyse deines Stresshormons Cortisol (und dem Gegenspieler DHEA) kann einen guten Überblick zur Bestimmung deiner akuten Stressbelastung geben.

Was passiert bei Stress im Körper?

Unser Körper befindet sich jetzt in einem Notprogramm und er schaltet in einen Überlebensmodus – in das sogenannte „Fight-or-Flight-System“. Unser Körper ist dann in akuter Alarmbereitschaft und wir haben einen extrem hohen Energieverbrauch. Unser ganzer Stoffwechsel, unser Nerven- und Hormonsystem und jedes einzelne Organ werden dadurch beeinflusst. Denn alles, was jetzt nicht überlebenswichtig ist, wird automatisch unterversorgt bzw. gedrosselt. Ist diese Reaktion jetzt schon gefährlich für uns? Nein. Im Gegenteil, sie ist für uns erstmal von Vorteil, da sie uns auf anstrengende Herausforderungen vorbereitet und schützt. Wenn wir ausreichend Ressourcen zur Verfügung haben, dann hält diese Stressreaktion auch nicht lange an und wir bauen ihn wieder ab. Das macht der Körper ganz von alleine, denn wir haben eine eingebaute automatische Stressbremse. In der Regel weiß unser Körper selber, wann Schluss ist.

Sind wir ausreichend mit dem Stresshormon Cortisol versorgt, merkt das unser Gehirn normalerweise, und die weitere Produktion von Cortisol wird gestoppt. Unser parasympathisches Nervensystem (das ist der Teil des Nervensystems, der für Entspannung sorgt) wird aktiviert und wir werden ruhiger und entspannter. Wenn unser Körper es nicht schafft, sich selbst zu regulieren (z. B. fehlen  Bewältigungsstrategien, Mikronährstoffe, körperliche und mentale Fitness etc.), nimmt der Stress Überhand und der Cortisol-Wert bleibt erhöht. Diese Überbelastung bringt unsere eingebaute Stressbremse durcheinander.

Der beste Sportler dieser Welt kann nicht ständig Höchstleistung erbringen

So geht es unserem Hormon- und Nervensystem auch. Der Cortisolspiegel fängt irgendwann wieder an zu sinken, und wir fallen in einen Erschöpfungszustand. Je nachdem, wie stark dieser Erschöpfungszustand ausfällt, kann er gesundheitliche Folgen (Burnout, Depression etc.) mit sich bringen. Deswegen ist es wichtig, schon vorher auf chronischen Stress zu reagieren.

Schluss mit dem Stress

Ob diese Stresskassade im Körper ausgelöst wird oder nicht, hängt – wie oben bereits erwähnt – von unserer eigenen Wahrnehmung ab. Stress nimmt zwar immer den gleichen Ablauf im Körper, doch was uns stresst, ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Wir können daher niemanden anderen die Schuld für unseren Stress geben, auch nicht den äußeren Umständen. Dafür sind allein wir verantwortlich und wie wir mit ihm umgehen. Den Umgang damit kannst du lernen.

Wir selbst sind es, die die Verantwortung für unsere Gesundheit haben. Wir müssen begreifen, warum wir eine Situation als stressig empfinden. Erst dann ist ein geeigneter Ausweg aus dieser Stresssituation möglich. Erkennen wir also unsere Stressoren, können wir entsprechende Vermeidungs- und Verarbeitungsreaktionen aktivieren. 

Dabei können Dir folgende Fragen und Übungen helfen

1) Erschaffe dir einen Überblick deiner unterschiedlichen Lebensbereiche: Betrachte deine zentralen Lebensbereiche (Beruf, Beziehung, Umgebung, Gesundheit, Familie, Freunde etc.) und bewerte sie.

  • Wie zufrieden bist du auf einer Skala von 1-10?
  • Wo fühlt es sich in deinem Leben richtig und stimmig an (d. h. leicht) und wo eher nicht (d. h. schwer)?

2) Finde deine Stressoren und Kraftquellen

  • Was sind deine Stressoren? Was zieht dir Energie?
  • Was sind deine Kraftquellen? Was gibt dir Energie?
  • Sind deine Stressoren und Kraftquellen im Gleichgewicht?
  • Lädst du dich genug und ausreichend auf?
  • Wenn nein, warum nicht und was kannst du täglich tun, um mehr in deine Kraft zu kommen?

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    So banal diese Fragen auch erscheinen mögen, bilden sie die Grundlage für einen gesünderen Umgang mit Stress. Daher empfehle ich dir, damit unbedingt anzufangen.

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    Einfluss von Stress auf die Geschlechtshormone

    Stress hat einen großen Einfluss auf unsere Geschlechtshormone. Was Stress genau mit deinen Hormonen macht, kannst du hier nachlesen: Nebennieren: Was Stress mit deinen Hormonen macht! Die langanhaltend hohe Konzentration an Stresshormonen bei chronischem Stress hat unter anderem einen negativen Effekt auf die Schilddrüse, das Immunsystem, das Verdauungssystem und auf die Geschlechtsorgane.

    Stress kann sich auch auf unseren Zyklus auswirken und uns aus dem Hormongleichgewicht schleudern. Die Folgen sind:

    • unregelmäßiger Zyklus
    • komplettes Ausbleiben der Periode
    • PMS-Beschwerden (die erhöhten Stresshormone unterdrücken die Progesteronproduktion im Körper)
    • unerfüllter Kinderwunsch

    Wie Stress unsere Fruchtbarkeit beeinflussen kann, kannst du hier nachlesen: Wie beeinflusst Stress die Fruchtbarkeit?

    Fazit

    In meinen ganzheitlichen Coachings mache ich fast täglich die Erfahrung, dass der häufigste Grund für ein hormonelles Ungleichgewicht der Stress ist. Hormonelle Dysbalancen sind meistens mehr als reine Hormonprobleme. Um wirklich nachhaltig etwas zu verändern, müssen wir an die Ursache ran. Da reicht es oft nicht aus, nur eine Hormoncreme aufzutragen. Unsere Stressoren, und was wir dafür halten, sind fast immer beteiligt – ob bewusst oder unbewusst. Deswegen würde ich auch immer daran arbeiten. Ich hoffe, mit meinen Fragen (und dem kostenlosen Stressoren-Test) kommst du deinem Stress auf die Spur.

    Entwickle passende Bewältigungsstrategien für dich, die deinem Nerven- und Hormonsystem suggerieren, dass die Situation nicht mehr als gefährlich eingestuft werden. Du kannst durchaus die Stressreaktion in deinem Körper ändern. Lerne, wie du bestimmte Situationen und Reize nicht mehr so stressig empfindest, wie unser System das annimmt. Stress ist nichts Schlechtes. Wir müssen nur verstehen, wie wichtig er für unseren Lebens- und Entwicklungsprozess ist und wie wir ihn richtig einsetzen. Dann kann Stress wirklich zu Strass in deinem Leben werden.