Hast du auch die Erfahrung gemacht, dass nach einer Covid-19-Infektion dein Zyklus durcheinander geraten ist? Was es damit auf sich hat und was es zu beachten gibt, erfährst du in meinem neuesten Blogbeitrag.

Nach bestimmten Virusinfektionen, wie bei EBV (Eppstein-Barr-Virus) und jetzt auch bei Covid (Corona-Virus), können sich vielfältige Beschwerden entwickeln. Bekannt sind das Chronic-Fatigue-Syndrom (CFS) mit starker Müdigkeit, Erschöpfung, „Brain Fog“ – also neurologischen Einschränkungen – sowie Konzentrationsstörungen.

Long Covid, Post Covid?

Von Long Covid spricht man, wenn bis zu 4 Wochen nach der Erkrankung immer noch Symptome bestehen. Post Covid nennt man Symptome, die erst 6 – 12 Wochen nach Genesung auftauchen und die sich anderweitig nicht erklären oder zuordnen lassen. So kämpft sich die Forschung durch ein Wirrwarr von über 200 Symptomen. 

Wie beeinflusst Covid unser Hormonsystem?

Untersucht wurde schon vieles, darunter auch das Endokrinum (Hormonsysten). Durch die Infektion mit Sars-CoV-2 kann es zu Mikroentzündungen an den Hormondrüsen und den Schleimhäuten kommen. In Folge sind Zyklusverschiebungen möglich. Der Eisprung kann ausfallen, die Periode kann ausbleiben. Vor allem beim Kinderwunsch kann es sein, dass sich ein Paar dadurch Sorgen macht.

Die gute Nachricht ist: Laut bisheriger Datenlage sind die Mikroentzündungen nach wenigen Wochen bis Monaten vollständig ausgeheilt. Die meisten Frauen in meiner Praxis berichten von 1 oder 2, maximal 3 Zyklen, die „anders“ sind als vorher. Danach läuft alles wieder normal.

Eine Infektion ist auch Stress für den Körper und Stress frisst Hormone auf

Durch die Infektion kann außerdem akuter psychischer Stress ausgelöst werden. Zum Einen kann das durch die Ungewissheit über den Krankheitsverlauf kommen, zum Anderen trägt die soziale Isolation durch Quarantänebestimmungen dazu bei. Wir wissen, dass Stress unsere Hormone extrem beeinflussen kann! Im Fall von Long Covid – bezogen auf den Menstruationszyklus – spricht man auch von hypothalamischer Amenorrhö, also dem Ausbleiben der Blutung aufgrund einer gereizten Stressachse. Stresshormone wie Cortisol können die Bildung von Geschlechtshormonen wie LH, Östrogen und Progesteron einschränken. Fazit: Der Eisprung und die Empfängnis sind beeinträchtigt.

Die gute Nachricht: Lässt der Stress nach und regeneriert sich der Körper, verschwinden diese Symptome und der Zyklus normalisiert sich wieder.

Du möchtest mehr wissen?

Alle, die etwas tiefer in die Prozesse des Körpers eintauchen möchten, lesen gern die folgenden Erläuterungen. Unsere Hormone werden gesteuert durch den Hypothalamus, als Teil des Zwischenhirns, und die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) im Gehirn sowie der Nebennieren und der Schilddrüse. Diese endokrinen Organe haben auf der Oberfläche ihres Gewebes erhöhte Konzentrationen von sogenannten ACE2-Rezeptoren. Genau diese Rezeptoren sind es, die das Corona-Virus als Eintrittspforte nutzt. Entsprechend kann das Organ bei Virusbefall erstmal nur abgeschwächt arbeiten.

Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion

Beispielsweise konnte man bei Covid-19-Patient/innen eine Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion durch die vom Virus verursachten Mikroentzündungen beobachten. Es entstand die Symptomatik einer Schilddrüsenunterfunktion, bei der es zu starker Müdigkeit, Schwäche, Kurzatmigkeit und Konzentrationsproblemen kommen kann.

Im weiteren Verlauf konnte die Forschung beobachten, dass die Hormonspiegel sich jedoch nach ca. 30 Tagen ohne entsprechende Substitution von selbst wieder normalisierten.

Herabgesetzte Funktionalität der HHGA

Bei ca. einem Drittel der Patientinnen konnte man eine herabgesetzte Funktionalität der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse (HHGA) beobachten. Der Hypothalamus aktiviert die Produktion des follikelstimulierenden Hormons (FSH) und des luteinisierenden Hormons (LH) in der Hypophyse. Beide Hormone regen in den Eierstöcken die Produktion von Östrogen und Progesteron an. Gibt es virusbedingt eine Neuroinflammation, also eine Entzündungsreaktion in den Gehirnzellen, kann dies also Auswirkungen auf die Funktionalität der Keimdrüsen und der Fruchtbarkeit haben.

Meine wichtige Message an dich

Sexualhormone scheinen in vielen Fällen auch die Schwere des Krankheitsverlaufs zu bestimmen sowie für die Entwicklung etwaiger Langzeitfolgen eine Rolle zu spielen.

Generell lässt sich sagen, dass prämenopausale Frauen, also Frauen in ihren fruchtbaren Jahren, mit guten Östrogen- und Progesteronspiegeln besser vor einem schweren Verlauf sowie vor der Ausbildung von Langzeitfolgen geschützt sind als Frauen nach der Menopause.

Genauso sind jüngere Männer mit noch hohen Testosteronspiegeln besser geschützt als ältere Männer mit erniedrigten Testosteronspiegeln. Progesteron, Östrogen und Testosteron wirken in ihren biologisch normalen Mengen auch schützend gegen Entzündungen.

Apropos Männer

Nicht nur Frauen, auch Männer sind betroffen, denn auch die männlichen Keimdrüsen werden von der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse gesteuert. Es können also zeitweise auch Beeinträchtigungen bei der Bildung und Reifung der Spermien bestehen. Manche Männer berichten von zeitweiligen Hodenschmerzen während und nach der Covid-Infektion.

Leidest du auch an der häufigen Nebenwirkung Haarausfall?

In meiner Praxis begegnen mir derzeit häufig Frauen, die ca. 2 – 3 Monate nach einer Covid-Infektion von verstärktem Haarausfall berichten. Ob die Patientinnen vor der Infektion geimpft waren oder nicht, scheint keinen Unterschied zu machen. 

Beim Haarausfall spielen ebenfalls sowohl der Stress des Immunsystems als auch die Mikroentzündungen an den Haarwurzeln eine Rolle. Generell sind Haarerneuerungen nach Infekten völlig normal. Auch der Haarausfall ist in der Regel nur ein vorübergehendes Symptom, die Haarfollikel bleiben erhalten und das Haar wächst nach. Bis die Haare sichtbar nachwachsen, kann es allerdings einige Wochen dauern. 

Übrigens

Alle in diesem Artikel genannten Folgen einer Covid-19-Infektion – also CFS (Chronic Fatique Syndrome), Zyklusveränderungen oder Haarausfälle – können ebenso Folgen einer Covid-19-Impfung sein! Immun- und Hormonsystem sind stets eng miteinander verknüpft.

Fazit

Auch wenn wir noch nicht sicher abschließend alles über Long Covid und Post Covid wissen, so können wir doch sehen, dass in den allermeisten Fällen die Selbstheilungskräfte des Körpers ganze Arbeit leisten und Heilung jederzeit möglich machen. Zyklusveränderungen, Hodenschmerzen und Haarausfälle sind nur vorübergehende Begleiterscheinungen nach dem überstandenen Infekt.

Als Heilpraktikerin unterstütze ich Patient/innen, die entsprechende Beschwerden mitbringen, bei einer antientzündlichen Ernährung, stabilisiere das Immunsystem über den Darm und reguliere, wenn nötig, das Hormonsystem. Ich möchte allen Lesern und Leserinnen Mut machen, sich routinemäßig vorsorgend um sich und den eigenen Körper zu kümmern sowie auf die Kräfte des Immunsystems und der Heilung zu vertrauen. In eurer Nähe findet ihr viele gute Therapeuten, die euch bei Bedarf dabei gerne unterstützen werden.