Das Thema Pap-Abstrich und die damit verbundenen Befunde werfen sehr häufig Fragen auf und führen schnell zu absoluter Panik, wenn das Ergebnis nicht einwandfrei ist. Genau aus diesem Grund wollte ich mich diesem Thema unbedingt annehmen. Allerdings bin ich auf diesem Gebiet definitiv keine Expertin und habe mir deshalb eine super kompetente Gastautorin geangelt.

Der heutige Beitrag kommt also nicht von mir, sondern von der fantastischen Heilpraktikerin Andrea Mohr. Sie ist spezialisiert auf Frauenheilkunde und behandelt in ihrer eigenen Praxis schon seit vielen Jahren Frauen aus ganz Europa. Neben Patientinnen mit hormonellen Beschwerden behandelt sie auch Frauen und Mädchen mit auffälligen Pap-Werten. Andrea ist also genau die Richtige für diesen Job. Los geht’s.

Schlechter Pap-Befund? Kein Grund zur Panik

Kennt Ihr Euren Pap-Abstrich? In den gynäkologischen Praxen heißt es nach der Routineuntersuchung oft nur:  „Wenn Sie nichts von uns hören, ist alles okay“. Und wenn dann der Anruf kommt, zeigen sich Verunsicherung, Angst und oft kommt es zu vorschnellem Handeln. Beginnen wir jedoch am Anfang…

Was genau ist ein Pap-Abstrich?

Der griechische Arzt George Papanicolao stellte in den 1940er Jahren in Amerika fest, dass dem Gebärmutterhalskrebs entzündliche Zellveränderungen vorausgehen, die er in fünf Stadien einteilte. Der Gynäkologe entnimmt dabei am Gebärmuttermund mit einem Bürstchen Zellen, die an ein zytologisches Labor verschickt und dort untersucht werden. Es wird also nicht direkt nach Krebs, sondern nach Vorstufen gesucht, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen.

Wie kann es zu veränderten Zellen kommen? Hier die gängigsten Verursacher:

  • HPV (das Humane Papillomvirus mit ca. 100 Subtypen, darunter die „high risk“-Varianten und die „low risk“-Varianten, die Feigwarzen auslösen)
  • Hormone (Einnahme künstlicher Hormone, auch Spiralen, hormonelle Umbruchzeiten wie Schwangerschaft, Stillzeit und Wechseljahre)
  • Schleimhautschäden
  • Rauchen (verhindert die Zellatmung und sorgt für Vitalstoffmängel)
  • Stress (auch Schlafmangel) – schwächt die Immunabwehr
  • Allergien und Autoimmunerkrankungen
  • geschwächtes Immunsystem
  • und sehr häufig auch „einfache“ Infektionen
Bild NFP-Onlinekurs

Abstufungen der Zellveränderungen

Gruppe I

Bedeutet ein unauffälliges Zellbild. Kontrolle in einem Jahr.

Gruppe II

Harmlose entzündliche, degenerative, altersentsprechende Veränderungen ohne weitere Auffälligkeiten. Kontrolle in einem Jahr. Der häufigste Befund sexuell aktiver Frauen. Früher gab es den Befund II W, wobei das „W“ für Wiederholung des Befundes stand.

Gruppe III

Gruppe III bedeutet unklarer Befund: stärker ausgeprägte entzündliche und/oder degenerative Veränderungen. Wiederholung des Abstriches, HPV-Test.

Gruppe III D

Leichte bzw. mäßige Zellveränderungen. Wiederholung des Abstriches in 3 Monaten, Kolposkopie ggf. Biopsie. Hier ist es wichtig zu berücksichtigen, wie lange dieser Befund schon besteht.

Ergänzung: Die Befunde der Gewebeuntersuchung werden mit der Abkürzung „CIN“ bezeichnet („zervikale intraepitheliale Neoplasie“).

  • CIN 1 steht dabei für noch frühe, aber kontrollbedürftige Befunde. Das äußere Drittel der Hautschicht ist verändert.
  • CIN 2 hier sind noch spontane Heilungen ohne Behandlung möglich, wenn auch seltener. Die äußeren zwei Drittel der Hautschicht sind verändert.
  • CIN 3 sind fortgeschrittene Krebsvorstufen. Die gesamte Hautschicht ist verändert, allerdings ist die Basalschicht noch unverletzt.

Gruppe IV A

Mäßige bis schwere Neoplasien oder ein Carcinoma in situ (begrenztes Karzinom), keine Anzeichen für ein sich ausdehnendes Karzinom. Kolposkopie, Biopsie, Konisation.

Gruppe IV B

Schwere Neoplasien, invasives Karzinom nicht ausgeschlossen. Daher Kolposkopie mit Biopsie, Konisation.

Gruppe V

Ein Pap-Befund Gruppe V bedeutet Zellen von Gebärmutterhalskrebs. Sofortige Kolposkopie und Biopsie bzw. Kürettage.

Was ist eine Kolposkopie?

Mit dem Kolposkop (Mikroskop-Lupe) wird die Umwandlungszone bis zu 30-fach vergrößert. Verdächtige Zellen werden mit Essigsäure betupft, die sich bei positivem Befund weißlich darstellen. Es können auch mit einer kleinen Zange eine oder mehrere Gewebeproben (Knipsbiopsie/Gewebeexzisionen) entnommen werden in der Größe eines Stecknadelkopfes. Das entnommene Gewebe wird histologisch untersucht und nach CIN-Werten (s.o.) eingeteilt. Da die Sensivität eines Pap-Abstriches nur gut 50% beträgt, ist das Kolposkop ein wichtiges ergänzendes Instrument. Viele gynäkologische Praxen besitzen gar kein Kolposkop. Hier kannst du dich informieren: www.dysplasiezentren.de

Außerdem sollten Frauen vor jedem Kontrollabstrich folgendes berücksichtigen, um diesen nicht zu verfälschen:

  • Untersuchung frühestens 5 Tage nach dem letzten Tag der Menstruationsblutung
  • ca. 3 Tage vor dem Arztbesuch auf Vaginalcremes, Spermizide oder Gleitmittel verzichten
  • 24 Stunden sex-frei leben, damit die geschwollenen Scheidenwände, Vaginalsekret und Samenflüssigkeit den Test nicht unnötig erschweren

Besprechen wir zuerst die Auslöser von vaginalen Infekten: Reibung, Bakterien, Pilze, Tampons, Slipeinlagen (Menstruationstassen bevorzugen!), Geschlechtsverkehr etc., hier ist alles mitbeteiligt. In der Regel bilden sich diese Vorstufen zu einem hohen Prozentsatz von alleine zurück. Eine Stärkung des Immunsystems und eine gute Behandlung der Schleimhaut, die unsere Abwehrbarriere bildet, am besten mit naturheilkundlichen Mitteln, ist ratsam.

Und nun zur HPV-Infektion

Im Laufe ihres Lebens infizieren sich mehr als 50 % aller Frauen mit dem humanen Papillomavirus. Auch dieser wird in den meisten Fällen durch das körpereigene Immunsystem über einen Zeitraum von ca. 8 bis 14 Monate bekämpft. Eine vorübergehende Infektion, die in Anlehnung zur viralen Infektion der Nasenschleimhäute auch als „zervikaler Schnupfen” bezeichnet wird, verläuft in der Regel völlig symptomlos. Schmerzen oder sonstige Anzeichen treten nicht auf, so dass die HPV-Infektion von den meisten Frauen nicht wahrgenommen wird. Wenn das Immunsystem das HP-Virus nicht eliminieren kann, bildet sich lokal am Gebärmutterhals eine chronische Infektion. Häufig wird uns Frauen vermittelt, dass „abwarten“ das einzige sei, was gegen Viren zu tun ist… die Naturheilkunde kann einiges tun (siehe unten).

 

Übrigens:
Wenn einer der Partner mit HPV infiziert ist, ist auch der andere mit hoher Wahrscheinlichkeit betroffen.

 

Bei bis zu 70 % der männlichen Partner einer Frau, die im HPV-Screening positiv getestet wurden, besteht ebenfalls eine Infektion, die jedoch oft nur kleinste Läsionen am Penis verursacht. HPV kann auch in der Haut des Penis lange unerkannt bleiben und auch dort ein Karzinom verursachen.

 

Gut zu wissen

Die Übertragungs- und Erkrankungsrate bei beschnittenen Männern ist extrem selten, da sich unter der Vorhaut keine Erreger einnisten können. Hygiene ist alles?! Kondome und Diaphragmen bieten einen guten Schutz, wenn auch keinen 100-prozentigen.

Wenn nach Monaten (des „Wartens“) immer noch auffällige Zellveränderungen bestehen, scheint der Körper mit der Infektion überfordert zu sein. Die Angst vor einer Krebserkrankung steigt, und so suchen immer wieder ratlose Frauen meine Praxis auf, denen beispielsweise als einzige Lösung eine Konisation empfohlen wurde.

Was passiert bei einer Konisation?

Aus dem Muttermund wird ein kegelförmiges Gewebestück mittels Skalpell (überholt), elektrischer Schlingenresektion, auch Loop genannt (erste Wahl) oder Laser (nach erfolgter Kolposkopie, die den genauen Bereich anzeigt) entfernt, welches dann histologisch untersucht wird. Die „Koni“ hinterlässt eine relativ große Wunde am Muttermund, deren Heilung mindestens zwei Wochen benötigt (Schonung). Ich begleite Patientinnen mit naturheilkundlichen Mitteln in dieser Zeit, damit sie alles gut überstehen.

Nach dem Eingriff kann es zu einer Verengung des Muttermundes kommen, der Schmerzen bei der Menstruation verursacht. Außerdem treten bei Frauen nach der Konisation häufiger Schwangerschaftskomplikationen auf.

Empfehlung

Generell empfehle ich bei länger bestehenden, auffälligen Befunden eine Zweitmeinung einzuholen und spezielle Dysplasie-Zentren aufzusuchen. Es besteht kein Grund zur Panik. Nimm dir Zeit und lass dich nicht drängen, sondern ausführlich beraten. Zellveränderungen finden nur langsam statt.

Naturheilkundliche Ansätze

Statt des üblichen „Nichts-tuns“ (Kontrolle in 3 – 6 Monaten), kannst du mit einem ganzheitlichen, individuellen Therapiekonzept beginnen.

1.  (Vaginale) Schleimhautpflege

Es wurde schon von der Wichtigkeit unserer Schleimhäute als Abwehrbarriere gesprochen. Wir haben in der Vagina ein saures Milieu mit einem pH-Wert von 4 bis 4,5 und es gibt einige Faktoren, die das Milieu stören können. Ein paar davon sind z. B. ständig wiederkehrende Scheideninfektionen oder das häufige Tragen von Tampons. Ein Kondom hat u. a. den Effekt, dass das basische Sperma den sauren pH-Wert nicht verändern kann und somit einen physiologischen Abwehrschutz darstellt.

Übrigens: Auch die Pille verändert den pH-Wert ungünstig und schwächt zudem unser Immunsystem.

Der Muttermund ist eine Übergangszone und damit besonders empfindlich. Hier geht die saure, keimbesiedelte Scheide in die alkalische und keimfreie Gebärmutter über – es treffen sich zwei verschiedene Zellgruppen. Kommt es hier zu „Auseinandersetzungen“, können Zellveränderungen die Folge sein. Zudem wird die Schleimhautabwehr durch Stress, Antibiose, Östrogenmangel, chemische oder mechanische Reize und eben ungeschützten Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern belastet (Kondome).

Regelmäßige pH-Wert-Kontrolle und Milchsäurepräparate nach belastenden „Ereignissen“ (Menstruation, Sex, Antibiotikaeinnahme etc.) tun gut. Übermäßige Hygiene schadet der sensiblen Schleimhaut. Wasser genügt in der Regel. Wenn unbedingt nötig, dann verweise ich auf Intimpflege mit Colostrum.

 

2. Abwehr steigern

Das Immunsystem allgemein stärken, Ernährung umstellen, Stress reduzieren, Darmmilieu stärken (dort sitzen 80 % unserer Immunabwehrkräfte). Die Anzahl „natürlicher Killerzellen“ erhöhen. Sie bekämpfen nämlich virusbefallene Zellen.

Bei Pap-Veränderungen kann eine Kur mit Betaglucanen, Enzymen oder Mistel hilfreich sein. Außerdem benötigt der Körper jetzt besonders viele Vitamine. Allen voran die Folsäure. Der Papillomvirus frisst nach einer Ansteckung dem Organismus Folsäure weg.

 

3. Darm-Check

Wird die ursprüngliche Bakterienflora im Darm wieder hergestellt, können auch die anderen Schleimhäute gesunden. Funktioniert der Dünndarm nicht richtig, werden wichtige Nährstoffe gar nicht verstoffwechselt, Vitamine und Mineralien also nicht gut aufgenommen. Außerdem sitzt im Darm unser größtes Immunsystem (davon sprachen wir ja schon). In meiner Praxis gehört die Prüfung der Darmgesundheit mit dazu.

 

4. Ernährung

Bei einer Entzündungsreaktion entstehen im Körper Prostaglandine. Sie sind an der Entzündungsreaktion beteiligt. Aspirin zum Beispiel unterbindet die Prostaglandinsynthese im Körper, um so Entzündungen in Schach zu halten. In vielen tierischen Nahrungsmitteln ist die Vorstufe der Prostaglandine, die Arachidonsäure, enthalten. Bei einer chronischen Entzündung der Vagina sollte daher die Zufuhr von Arachidonsäure (Omega-6-Fettsäure) eingeschränkt werden. Man sollte stattdessen den Anteil an Omega-3-Fettsäuren erhöhen, die z.B. in Leinöl oder Rapsöl enthalten sind. So kann die Entzündungsreaktion günstig beeinflusst werden. Dazu gehört die Versorgung mit dem kleinen Alphabet der Vitalstoffe A, B, C, D, E, Zink.

Generell gilt, wenig Fleisch (kein Schwein), keine Kuhmilchprodukte, übersäuernde Lebensmittel reduzieren (Fast-Food, Zucker, Kaffee, Weißmehl etc.), dafür viel Obst und Gemüse (Broccoli und andere Kohlsorten), fermentierte Lebensmittel, aber das wisst ihr ja sicher alles schon zur Genüge.

 

5. Stress – Psyche

Wir sprachen ja schon über die wichtige Rolle der Grenzfläche zwischen Vagina und Muttermund in Sachen körperlicher Abwehr. Bei veränderten Pap-Werten gilt es, auch die Rufe der Psyche zu beachten und zwar im Hinblick auf das Setzen eigener Grenzen. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema „Was ist mir wichtig in der Sexualität? Wo ist meine Toleranzgrenze?“ ist hilfreich. Gibt es ein „Nähe-Distanz-Problem“ oder wurde der Grenzbereich verletzt? Lernt „Nein“ zu sagen. Überprüft eure aktuelle Lebenssituation und sorgt für angemessene Entspannungsphasen (Qi Gong, Achtsamkeitsübungen, Meditation, Autogenes Training oder die Visualisierungsarbeit nach der Methode Wildwuchs **), körperliche Bewegung an der frischen Luft und ausreichend Schlaf. Findet euren Rhythmus.

Für die Leser von Generation-Pille zwei begleitende Tipps aus meiner Praxis

 

1. Dysplasie-Tee

  • Taubnesselblüten (15 g)
  • Frauenmantel (25 g)
  • Ringelblume (15 g)
  • Ackerschachtelhalm (25 g)
  • Brennnessel (25 g)
  • Thymian (10 g)
  • Bockshornkleesamen (35 g)

zerstoßen oder extra kaufen und selbst frisch mörsern. Zubereitung: 1 EL Kraut auf 200 ml Wasser, heiß aufbrühen und zugedeckt 10 Minuten ziehen lassen, Dosierung: 6 Wochen lang 3 Tassen täglich trinken

 

2. Kommt in Kontakt mit euch selbst.

Dabei hilft eine wunderbare ätherische Ölmischung nach folgendem Rezept:

  • 100 ml Rotöl (Johanniskrautöl) dazu
  • 80 Tropfen ätherisches Rosengeranienöl
  • 20 Tropfen ätherisches Lorbeeröl

Diese Ölmischung täglich abends sanft in die Haut der inneren Oberschenkelflächen, am Unterbauch und in der Leistengegend einmassieren. Das fördert den Lymphfluss und entlastet die Lymphknoten.

Bitte sucht eine/n erfahrene/n Heilpraktiker/in auf – eurer Gesundheit zuliebe. Selbstmedikation wirkt nur eingeschränkt, kostet Geld und lässt häufig den Frust und die Verunsicherung steigen.