Wenn die empfindsamen Schleimhäute im weiblichen Intimbereich Beschwerden verursachen, spricht man im Fachjargon häufig von einer Östrogenmangel-Kolpitis. Die Frau im Mangel – das hört sich wieder einmal so negativ an, als ob uns ständig irgendetwas fehle… Hormone, Kraft, Libido, Verständnis …

Verständnis

Beginnen wir erstmal mit dem Verständnis. Passend zu meinem Motto: „Wissen ist ein Teil von Gesundheit“. Wenn es um unseren „medizinischen“ Intimbereich geht, dann schauen wir uns Östrogen und Milchsäurebakterien an. Wenn es um unseren „seelischen“ Intimbereich geht, dann geht es um Zuneigung, Schutz und Wärme. Zu Letztem später mehr.

Estriol (bzw. Östriol im Deutschen) wird als Schleimhaut-Hormon bezeichnet. Es gehört zur Familie der Östrogene. Von denen gibt es ganze Drei: Estradiol, Estriol und Estron, die unterschiedliche Aufgaben haben.

Estradiol

In der fruchtbaren Zeit reguliert Estradiol wesentliche Schritte im Menstruationszyklus, hat aber auch eine geschlechtsunspezifische Wirkung, wie z. B. einen reibungslosen Knochenstoffwechsel zu organisieren, die Durchblutung zu fördern, die Haut elastisch zu halten und sogar das Herzinfarktrisiko zu senken. Weiterhin sagt man Estradiol einen positiven Einfluss auf den Lipidstoffwechsel nach (senkt LDL Cholesterin), es soll die kognitive Leistungsfähigkeit erhöhen, die Libido verbessern (schon aus Sicht der Evolution muss Frau doch vor/zum Eisprung Lust haben) und vor „freien Radikalen“ schützen. In der ersten Zyklushälfte (hier herrscht das Estradiol) fühlen sich Frauen häufig aktiver, positiver, belastbarer und sogar „abwehrbereiter“.

Estron

Estron hat eine geringe biologische Wirkung. Es kann aber in das wirksame Estradiol umgewandelt werden. Das ist vor allen Dingen in der Menopause besonders hilfreich, da die Estradiol-Wirkung in den Ovarien langsam dem Ende zugeht. 20 – 30 % davon werden nämlich im Fettgewebe (mein Bäuchlein – mein Estronspeicher) und in den Nebennieren gebildet, nach den Wechseljahren sogar fast ausschließlich hier.

Estriol

Und nun der Schleimhautschutzgeber Estriol. Ich möchte euch die Angst vor diesem Hormon nehmen. Denn es hat nur eine geringe Affinität zu den Östrogenrezeptoren. Seine Wirkung in der Zelle beträgt nur ca. 1/10. Was heißt das? Wenn ein Hormon an einem Rezeptor andockt, dann ist das wie wenn ein Schlüssel in ein Schloss gesteckt wird und sich die Tür öffnet. Das Hormon kann eintreten und seine Wirkung vollziehen.

Estriol hat eine positive Wirkung auf uro-genitale Beschwerden (Vagina, Blase und Harnröhre), nicht nur in/nach den Wechseljahren, sondern auch jüngere Frauen leiden daran. Beispielsweise wenn eine Gestagenpille oder eine Hormonspirale genutzt wird/wurde. Hierbei sinkt der Spiegel der gesamten Östrogen-Familie. Estriol hat leider keine ausreichende Wirkung auf den Knochenstoffwechsel und ist somit zum Osteoporose-Schutz nicht geeignet.

Granatapfel

Um nochmal auf die Schleimhäute zurückzukommen. Einige meiner Patientinnen spüren (noch) keine vaginale Trockenheit. Doch es ist wie mit dem Durstgefühl… wenn der Durst kommt, leidet der Körper schon! Pflege rechtzeitig deine Intimbereich. Je früher desto besser. Anfangs muss es meist noch kein „Hormon“ sein, sondern etwas aus der Pflanzenheilkunde.

Der wunderbare Granatapfel! In seinem Kernöl zeigen sich östrogen-artige Substanzen. Der Granatapfel verleiht schöne Gleitfähigkeit (vor/nach dem Sex) und ein angenehmes, gepflegtes Gefühl im Vaginalbereich. Schon seine aufgeschnittene Struktur erinnert an den weiblichen Schoß mit seinen Follikelbläschen. Seit jeher gilt er als Symbol für Fruchtbarkeit und Leben. Der Genuss des Granatapfels verspricht und versprach schon im Altertum die immerwährende Erneuerung und ein ewiges Leben. Heute wissen wir, dass die Polyphenole unsere Zellen schützen (antioxidative Wirkung), Entzündungen an den Schleimhäuten reduzieren und das Wachstum von Erregern reduzieren.

Welche Anwendungsbereiche gibt es?

Heute wird der Granatapfel oft in Form eines hochwertigen Elixiers oder als Saft eingenommen. Die vaginale Anwendung in Form von Ovula bringt lokal den Feuchtigkeitshaushalt ins Gleichgewicht, während die spagyrische Arzneiform (als Tinktur) den Übergangsprozess ins reifere Alter von innen unterstützt.

Leidest du an Reizblase, ständigen Infekten im uro-genitalen Bereich? Dann ist es höchste Eisenbahn, eine hormonelle Therapie zusammen mit aufbauenden und abwehrsteigernden pflanzlichen Mitteln zu starten.

 

Estriol wirkt auch auf andere Schleimhäute

Weißt du, dass Estriol auch Wirkung auf die Schleimhäute im Mund, in den Augen, der Nase und den Ohren hat? Vielen Frauen spüren hier zuerst die Trockenheit. Mir geht es so mit den Kontaktlinsen, auf einmal bemerkte ich ein ständiges Reibegefühl! Sogar ein Tinnitus kann durch eine mangelnde Blutversorgung entstehen, denn wie soll Blut dorthin hingeleitet werden, wenn die Kanäle ausgetrocknet sind?

Auch unsere Gelenke benötigen eine Befeuchtung, schmerzhafte Reibung in den kleinen Gelenken beginnt manchmal schon in den 40ziger Jahren und wird später zur Abnutzungserscheinung. Nicht wenig Frauen haben eine lange Odyssee hinter sich mit diversen Besuchen bei Orthopäden, Rheumatologen, in MRTs etc. und dann war es doch „nur“ der Estriolabfall. Wie und was zu tun ist, hängt von deinen Estrogenwerten ab. Bei ähnlichen Beschwerden nutze ich die einfache Testung im Speichel* von allen drei Hormonen. Denn für mich gilt: So wenig wie möglich, nur so viel wie nötig.

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