Jetzt haben wir es schwarz auf weiß. Ärzte und Hersteller haben den Zusammenhang zwischen der hormonhaltigen Spirale und Beschwerden vieler Trägerinnen über Jahre bestritten. Doch jetzt ist es belegt: Hormonspiralen können sehr wohl zu Depressionen und weiteren psychischen Problemen führen!
Frauen, die mittels Pille oder Hormonspirale verhüten und über schlimme Beschwerden körperlicher oder psychischer Art klagen, werden seit Jahren nicht ernst genommen. Insbesondere wenn es um Symptome „psychischer“ Natur geht, wird die Ursache niemals bei den hormonellen Verhütungsmethoden gesucht! Die Patientin wird einfach als psychisch instabil, depressiv oder verrückt abgestempelt. Was dann folgt, ist entweder die Überweisung zu einem Psychiater oder auch gleich die Verschreibung von Antidepressiva.
Die Hormonspirale kann ja nicht daran schuld sein. Wie auch? Sie wirkt ja nur lokal. Die Hormone bleiben da, wo man sie eingesetzt hat und gelangen keinesfalls in den Blutkreislauf, wo sie Schaden anrichten könnten. Ganz unmöglich, dass dieses kleine Stück Plastik Depressionen verursachen könnte. *Ironie off*
Es ist mehr als traurig…
dass es immer erst einen wissenschaftlichen Nachweis braucht, um von Ärzten mit seinen Beschwerden und Symptomen ernst genommen zu werden. All die Frauen, die mit dem Einsetzen der Hormonspirale Monat für Monat ein Stück Lebensqualität verloren haben, waren sich auch vor diesem Experiment schon über die Auswirkungen der kleinen Plastikspirale bewusst. Doch alles, was nicht durch die Forschung belegt ist, existiert in der Welt der Medizin nicht.
Auch wenn ich nach wie vor absolut nicht verstehen kann, wie ein Mensch mit Medizinstudium, Examen, Assistenzarzt-Zeit und anschließender Facharztausbildung in Gynäkologie oder auch Endokrinologie ernsthaft annehmen kann, dass Hormone wirklich nur lokal wirken können. Das ist aber eine andere Geschichte…
Beweis endlich geliefert!
Eigentlich wollte der Professor für neurobiologische Psychologie Steven Kushner etwas ganz anderes untersuchen. Doch während seines Experiments, bei dem seine Teilnehmerinnen sozialem Stress ausgesetzt wurden, fiel auf, dass einige der Frauen heftiger reagierten als andere. Bei ihnen wurde sowohl eine weitaus höhere Cortisolausschüttung (Stresshormon), als auch eine erhöhte Herzfrequenz festgestellt. Auffällig! Der gemeinsame Nenner dieser Frauen? Sie waren alle Trägerinnen einer Hormonspirale! Diese Entdeckung veröffentlichte er kürzlich in der Fachzeitschrift „Psychoneuroendocrinology“.
Kushner bestätigt: Hormonspiralen wirken keinesfalls lokal!
Nachdem nun bekannt ist, dass der Inhaltsstoff Levonogestrel sich negativ auf den Cortisolspiegel auswirkt, lassen sich auch die Beschwerden erklären. Momentan geht man davon aus, dass gerade die vielen psychischen Nebenwirkungen wie beispielsweise Panikattacken, Depressionen, Schlafstörungen und innere Unruhe mit dem Cortisolanstieg einhergehen.
Natürlich bestreitet der Hersteller Bayer nach wie vor den Zusammenhang zwischen den Beschwerden und den Hormonspiralen Jaydess, Mirena und Kyleena. Immerhin wurden seit 1990 bereits 45 Millionen dieser kleinen, praktischen Teile eingesetzt. Nach wie vor wirbt Bayer in den Infobroschüren mit der „lokalen“ Wirkung und lässt sich bestimmt auch von Steven Kushners Entdeckung nicht davon abbringen. Allerdings hoffe ich, dass durch die Veröffentlichung dieser Entdeckung wenigstens den Ärzten und Patientinnen die Augen geöffnet werden.
Für alle Trägerinnen von Hormonspiralen, deren Beschwerden nicht ernst genommen wurden, ist diese Entdeckung auf jeden Fall eine Bestätigung und ein absoluter Befreiungsschlag!
Levonogestrel findet sich auch in der Pille
Vielen kommt der Wirkstoff Levonogestrel sicher bekannt vor. Gut aufgepasst! Levonogestrel befindet sich auch in Pillen der zweiten Generation wie beispielsweise Evaluna, Leios oder Minisiston. Auch bei den Nebenwirkungen der Pille findet man als Patientin nur wenig Hilfe. Denn natürlich kann auch die Pille absolut keine Depressionen oder Panikattacken auslösen. Ja, nee, ist klar. 😉
Cortisol beeinflusst nicht nur die Psyche
Für mich persönlich bedeutet diese Entdeckung noch viel mehr als den nachweislichen Zusammenhang mit Depressionen. Denn Cortisol kann noch viel mehr! Auch wenn es in den aktuell in der Presse auftauchenden Artikeln nur um psychische Probleme geht, möchte ich noch auf einen ganz anderen Blickwinkel zu dieser Veröffentlichung hinweisen. Als ich mir die Ergebnisse dieses Experiments angesehen habe, klingelten sofort meine Alarmglocken. Wahrscheinlich nicht nur bei mir, sondern auch bei jedem ganzheitlichen Mediziner, Heilpraktiker und Frauenheilkundler. Ganz einfach, weil Cortisol einen enormen Einfluss auf den gesamten Körper und die Gesundheit hat. Hier ein kleiner Exkurs.
Cortisol ist ein Hormon, welches in den Nebennieren produziert wird. Ihren verwirrenden Namen haben sie aufgrund ihrer Position: Sie sitzen wie kleine Hütchen auf den Nieren und gehören zu den endokrinen Drüsen. Sie bilden also Hormone, unter anderem Cortisol, Adrenalin, Testosteron und noch einige mehr. Cortisol ist unheimlich wichtig, denn es hilft uns, Stress zu bewältigen. Deshalb wird es auch das „Stresshormon“ genannt. Außerdem ist es unverzichtbar für unser gesamtes Immunsystem, den Fettstoffwechsel, die Blutzuckerbalance und viele weitere lebenswichtige Prozesse im Körper.
Fight or Flight!
Cortisol ist verantwortlich für den „Fight or Flight-Effekt“ (also kämpfen oder flüchten): Verspürt der Körper irgendeine Form von Stress, Infektion, Bedrohung oder Gefahr, steigt das Cortisol im Körper an und drosselt alle „unwichtigen“ Körperfunktionen herunter. Unwichtig sind in dem Moment beispielsweise Verdauung, Schilddrüsenfunktion oder Fettstoffwechsel. So stellt unser unheimlich intelligenter Körper sicher, dass wir alle uns zur Verfügung stehenden Kräfte nutzen können, um diese akute Stresssituation zu meistern. Ist das erledigt, fällt der Cortisolspiegel wieder ab und unser Körper arbeitet normal weiter.
Ist der Cortisolspiegel auf Grund „äußerer Einwirkung“ wie der Pille oder Hormonspirale nun aber dauerhaft erhöht, denkt der Körper, er befände sich in einer ständigen Gefahrensituation. Er fährt herunter, wichtige Körperfunktionen werden vernachlässigt. Das kann zu weitreichenden Folgen führen, die über die eben besprochenen psychischen Beschwerden hinausgehen, wie zum Beispiel:
- Beeinträchtigung des Stoffwechsels
- Schwächung der Muskeln und des passiven Bewegungssystems (Knochen, Sehnen, Bänder)
- hindert den Fettabbau und fördert Bauchfett
- Insulinresistenz, Diabetes
- verlangsamte Verdauung, Blähungen, Verstopfungen, Unverträglichkeiten
- Heißhunger
- erhöhter Blutdruck, verminderte Durchblutung
- unterdrückte Immunabwehr
- negative Auswirkung auf Neurotransmitter (Dopamin, Serotonin, Melatonin)
- verminderte Schilddrüsenleistung
- Sexualhormone werden nicht mehr gebildet
- Panikattacken, Agressionen, Depressionen, Antriebslosigkeit
- Erschöpfung, Müdigkeit
- Schlafstörungen