Die Schönheit der Frau aus ayurvedischer Sicht

Wollen wir nicht alle schön sein? Was tun wir Frauen nicht alles dafür, um äußerlich lange jung und frisch auszusehen, um erste Fältchen erst gar nicht entstehen zu lassen, geschweige denn deutliche Linien im fortgeschrittenen Alter. Aber wie steht der Ayurveda eigentlich zum heutigen Schönheits- und Jugendwahn der Frau? In meinem heutigen Beitrag geht es um die ayurvedische Sicht auf die Schönheit der Frau – und wer bis zum Ende liest, erfährt wie frau ganz natürlich einiges für ihre „Strahlkraft“ tun kann.

Viele Frauen gehen eher kritisch mit sich selbst um, wenn sie in den Spiegel schauen. Ist doch jugendliches Aussehen in unseren Zeiten DAS gängige Schönheitsideal. Werden wir jünger geschätzt als wir sind, ist dies Balsam für unsere Frauenseele, und es gibt kaum etwas, das uns den Tag danach noch vermiesen könnte. Die 50-jährigen Frauen von heute gleichen äußerlich oft den 35- bis 40-jährigen Frauen. Schön einerseits, aber dies schafft eine Diskrepanz von zehn Jahren und mehr, die es gilt, auf allen Ebenen zu halten und auszugleichen. Das ist anstrengend, und viele Frauen zahlen für den jugendlichen Wahn einen hohen Preis: Faltenunterspritzungen, Collagen Booster und verschiedene Liftings boomen – nicht ganz ungefährliche Nebenwirkungen werden für ein jugendlicheres Aussehen gerne in Kauf genommen. In den Drogerien und Apotheken tauchen immer wieder neue, vielversprechende Kosmetikprodukte, aber auch Nahrungsergänzungsmittel auf, die alle DEN bahnbrechenden Erfolg versprechen. Und die Frauen stürzen sich drauf. 

Das Leben ist Wandel

In unseren Zwanzigern kümmert uns kein Alter. Wir blicken eher etwas beschämt drein, wenn wir in der Diskothek noch immer nach dem Ausweis gefragt werden. Eine 20-jährige Frau schminkt sich vielleicht eher aus dem Grund, reifer und erwachsener wirken zu wollen. Selbst noch 10 Jahre später, zwischen 30 und 40, sind wir in unserer Wahrnehmung alterslos, ein Unterschied ist kaum erkennbar. Die Hormone sind voll da und tun das ihre für eine pralle Gesichtshaut, kräftiges Haar und eine schöne Figur. Aber dann, mit abnehmenden Hormonspiegeln, nehmen die äußerlichen Veränderungen langsam zu. Sich damit anzufreunden, dass die Elastizität der Haut nachlässt und wir auf Fotos entdecken müssen, dass hier und da etwas unvorteilhaft herabhängt, kann schon mal am Ego kratzen. 

Wahre Schönheit kommt von Innen

Es lohnt sich daher schon in jungen Jahren, gut für unseren Körper zu sorgen. Eine frische, ausgewogene Ernährung, kein exzessiver Alkohol- oder Nikotinkonsum sowie ausreichend Schlaf und Bewegung – wir alle wissen um diese Faktoren. Gehen wir liebevoll und fürsorglich mit uns selbst um, hat das nicht nur Auswirkung auf unsere äußere Schönheit. Wir tun damit auch ganz viel Gutes für unser inneres Strahlen, dem der Ayurveda eine große Bedeutung schenkt. Unsere Ausstrahlung, unser Charisma – das ist die wahre Schönheit, die mit den Jahren eher noch strahlender werden kann. 

Jede Frau ist schön

Jede Frau ist auf ihre ganz besondere Art und Weise schön und anziehend. Und das hat nichts mit dem Alter zu tun. Je mehr wir im Einklang mit unserer eigenen Natur (Prakriti) leben und uns selbst mit all unseren Eigenschaften so annehmen wie wir sind, umso mehr fühlen wir uns in unserer Mitte. Sorgen wir gut für uns, leben wir authentisch und integer, entspringen daraus natürlich ausgeglichene Doshas und eine aus dem Inneren heraus strahlende Schönheit.

Ojas – das Geheimrezept der Schönheit

Was können wir tun, um die schönste Version unseres Selbst zu leben, ganz gleich in welchem Alter? Der Ayurveda kennt das Geheimrezept für dieses innere Strahlen: Ojas. Ojas beschreibt die essenzielle Lebensenergie und Immunkraft und heißt übersetzt tatsächlich auch „strahlen“. Ojas ist das Endprodukt eines gesunden Gewebestoffwechsels und verleiht uns unsere Ausstrahlung und tief innewohnende einzigartige Schönheit, die nichts mit dem Alter zu tun hat. 

Die gute Botschaft: Auf Ojas haben wir jeden Tag Einfluss. Es ist sozusagen das Endprodukt von all dem, was wir tagtäglich verdauen. Und das meint zum einen unsere Nahrung, aber ebenso auch alle Gedanken und Emotionen, unseren Lebensstil und unsere Haltung dazu. Ojas wird also täglich neu gebildet und mündet direkt in unser Herz. Von dort aus wird es über Transportkanäle (Srotas) im ganzen Körper verteilt und sorgt damit für Vitalität, Widerstandsfähigkeit und ein Lebensgefühl von Leichtigkeit und Begeisterungsfähigkeit. Ojas entscheidet darüber ob wir alt oder strahlend aussehen. Es ist die charismatische Kraft, die aus dem Innen kommt.

Ohne Agni kein Ojas, oder: Ohne eine gesunde Verdauung, kein inneres Strahlen

Ojas steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit Agni, unserem Körperfeuer und Verdauungskraft. Wenn Agni nicht gut funktioniert, kann Ojas nicht gespeist werden. Es ist also immer eine Frage der Dinge, die wir auf allen Ebenen verdauen können: körperlich, emotional und sinnlich. 

Ganz konkret gibt es Dinge, die unser Ojas grundsätzlich schwächen und wodurch wir uns unser inneres Strahlen nehmen. Dies ist immer dann der Fall, wenn wir mehr Energie verlieren, als wir durch einen ausgewogenen Lebensstil.

Alltägliche „Ojas Räuber“

Folgende Faktoren rauben uns tatsächlich unser inneres Strahlen: 

• nicht zuträgliche Ernährung
• Stress und Überarbeitung
• unglückliche Partnerschaft und toxische Beziehungen
• nicht gelebte Gefühle, unterdrückter Ärger, Sorgen, Grübeln, Depression
• ein Leben gegen die eigenen Werte
• übermäßiger Alkohol- oder Drogenkonsum
• rauchen
• exzessiver Sport und auszehrende Aktivitäten 
• Schlafmangel
• schlechte Verdauung 
• Krankheiten aller Art

Was die Schönheit der Frauen stärkt 

Tagtäglich haben wir aber auch die Chance, unser Ojas zu stärken. Dies z. B. durch:

• frische und konstitutionsgerechte Ernährung
• ausreichend Schlaf zur Regeneration
• viel Liebe, Zuneigung und Fürsorge für sich und andere
• zärtliche Berührungen und Ölmassage
• moderate Bewegung, die Spaß macht
• lachen
• erfüllende Beziehungen
• genussvolles, mit Liebe zubereitetes Essen
• mit Kreativität all die Dinge tun, die wir lieben 
• sich Zeit nehmen, Dinge achtsam tun, anstatt hektisch abzuarbeiten
• in der Natur sein, besonders bei Sonnenauf- und -untergang
• Yoga und Meditation
• achtsames Atmen / Atemübungen
• Ojas-aufbauende Kräuter wie Amla, Shatavari oder Brahmi

Zeit und Selbstfürsorge

Auf zwei der genannten Punkte möchte ich in meinem heutigen Beitrag ein besonderes Augenmerk legen, da ich beobachte, wie viel Mangel davon in unserer hektischen Gesellschaft häufig besteht: Zeit und Selbstfürsorge. 

Zweifelsohne leben wir heute in einer hektischen, pflichtgebundenen Welt. Der Tag ist meist geprägt von mehreren Terminen zwischen denen kaum Zeit zum Ausruhen und Aufatmen bleibt. Verantwortungen sind nicht von der Hand zu weisen, ebenso wenig einfach auszuschalten. Die Frage ist nur, wie wir unseren Alltag wahrnehmen und bewerten. Fühlen wir uns ständig getrieben und gehetzt oder sind wir in gewisser Weise auch in einem Flow, weil wir gerne geschäftig und umtriebig sind. Weil wir uns dadurch auch lebendig fühlen. 

Den kleinen Momenten Beachtung schenken

Schön wäre, wenn wir uns Zeit nehmen, allem in unserem Leben seine Bedeutung zuzugestehen. Nicht nur dem Großen und Außergewöhnlichen, sondern auch und insbesondere den scheinbar belanglosen Momenten. Denn neben den vielen Verpflichtungen eines Tages ist unser Alltag doch auch voll von kleinen, vermeintlich unbedeutenden Tätigkeiten. Ayurveda schenkt jedem Moment Bedeutung. Frag dich gerne mal: Wie erwachst du am Morgen? Räkelst und streckst du dich genüsslich, bevor du aufstehst? Was sind deine ersten Gedanken des Tages? Mit welcher inneren Haltung verbringst du deine halbe Stunde morgens im Bad? Was empfindest du, wenn du dich ankleidest? 

Die Fähigkeit, immer mehr im Hier und Jetzt zu sein, hat eine immense Auswirkung auf unsere Ausstrahlung, schenkt uns Kraftmomente und Energie. Schönheit beginnt mit Achtsamkeit. Unsere Gedanken und Emotionen wirken bis in die kleinste Zelle hinein. Daher geht es dem Ayurveda weniger darum, Fältchen kosmetisch zu verbergen. Er wünscht sich vielmehr Frauen, die so authentisch und integer mit sich selbst leben, dass alles an ihnen natürlich schön ist – und deshalb nichts übertüncht oder beschönigt werden braucht. Wahre Schönheit ist Ausdruck einer edlen Geisteshaltung. Wenn wir unsere innere Harmonie gefunden haben, werden sich wie von Zauberhand Gesundheit, Schönheit und Glück einfinden. 

Sich aktiv Zeit für Selbstfürsorge nehmen

Natürlich sollten wir uns auch unserem Körper – dem „Tempel unserer Seele“ – immer mal wieder liebevoll zuwenden. Dafür hält der Ayurveda ganz wundervolle natürliche Rezepturen bereit, die unseren Sinnen, insbesondere unserer Haut, schmeicheln. So zahlen wir gleich doppelt auf unser Beauty-Konto ein: Die liebevolle Selbstfürsorge nährt unser inneres Strahlen und wunderbar natürliche Wirkstoffe sorgen für eine nährende Hautpflege. 

Natürlich schöne Haut – die Ayurveda-Kosmetik

Für eine strahlende und gesunde Haut müssen wir weder weit gehen, noch viel Geld ausgeben. Die Natur hält eine Vielzahl frischer Zutaten bereit, und das meiste befindet sich ohnehin schon in unserer Küche. Das Motto: „Du bist, was du isst“ erstreckt sich im Ayurveda auch auf die äußeren Anwendungen. So lassen wir im Ayurveda auch nur Produkte an die Haut, die wir genauso gut auf den Essteller bringen würden. Chemische Emulgatoren, Duft- und Konservierungsstoffe, austrocknender Alkohol sind in der Ayurveda-Kosmetik völlig überflüssig. 

Die Hauttypen nach Ayurveda

Bei der Auswahl der Rezepturen ist zunächst einmal wichtig zu wissen, welchem Hauttyp man entspricht:

Vata: trockene Haut

Im ausgeglichenen Zustand: normal bis trocken, fein, zart, kühl, feine Hautporen, heller Teint, bräunt langsam, mäßig empfindlich bei Sonne und Hitze

Im unausgewogenen Zustand: sehr trocken, rau, spröde, sensibel, sehr dünn, kalt, schwache Talgproduktion, frühe Faltenbildung, dunkle Augenringe, verträgt weder Kälte noch Trockenheit, schnelle Sonnenbrandneigung

Pitta: empfindliche Haut

Im ausgeglichenen Zustand: normal bis empfindlich, geschmeidig, warm, gut durchblutet, heller, rosiger Teint, Sommersprossen, empfindlich bei Sonne und Hitze, wird leicht rot, schnelle Sonnenbrandgefahr

Im unausgewogenen Zustand: übersensibel, gerötet, gereizt, neigt zu Unreinheiten, Entzündungen, geplatzten Äderchen, vergrößerte Poren, verträgt keine Hitze

Kapha: fettige Haut

Im ausgeglichenen Zustand: normal bis leicht fettig, geschmeidig, straff, fest, kühl, heller bis blasser Teint, große Hautporen, bräunt leicht, unempfindlich bei Sonne

Im unausgewogenen Zustand: sehr fettig, unrein, feucht, aufgedunsen, teigig, übermäßige Talgproduktion, erweiterte Hautporen, Mitesser, Pickel, Akne, Ödeme, verträgt keine Kälte

Natürliche Beauty-Rezepte für alle Hauttypen

Was gibt es Schöneres, als unsere Haut mit einer selbst gemachten Gesichtsmaske zu verwöhnen! Mit den folgenden ayurvedischen Rezepturen wird das Hautgewebe bis in die tiefen Hautschichten hinein gereinigt, Mitesser und Unreinheiten werden gelöst und die Epidermis zu neuem Wachstum angeregt. Ein wertvoller Schub wichtiger Mineralien und Vitamine befeuchtet und glättet die Haut. Das Gesicht wirkt insgesamt frisch und vital. 

Aprikosen-Maske für die Vata-Haut

Zutaten: 2 reife Aprikosen (alternativ 3 getrocknete Aprikosen), 1 EL Sahne, Milch oder Aloe Vera Gel, ¼ TL Zimt, 2 – 3 EL Heilerde

1. Aprikosen waschen, entkernen und pürieren oder zu feinem Mus zerdrücken (getrocknete Aprikosen vorher ca. 1 h in heißem Wasser einweichen).
2. Mus mit Sahne, Milch oder Aloe-Vera-Gel sowie Zimt und Heilerde zu einer Paste verrühren.
3. Maske auf Gesicht, Hals und Dekolleté auftragen und 10 – 20 Minuten einwirken lassen. Anschließend die angetrocknete Maske sanft abrubbeln und mit lauwarmem Wasser abspülen.

Grüne Gewürzmaske für die Pitta-Haut

Zutaten: 40 g Bio Salatgurke, 1 TL Fenchelsamen, 1 TL Koriandersamen, 2 EL fein gehackte Koriander- oder Petersilienblätter, 1 – 2 EL Heilerde. Für die Augen: 2 Scheiben Gurke

1. Gurke waschen und fein raspeln, Fenchel- und Koriandersamen in einem Topf rösten, bis sie eine leichte Tönung annehmen. Dann mit einem Mörser fein mahlen. Fein gehackte Koriander- oder Petersilienblätter dazugeben und alles zu Mus zerstoßen.
2. Gurkenraspel in einem Sieb ausdrücken, um den Saft zu gewinnen. Heilerde zum Kräuter-Mus geben und mit 1-1,5 EL Gurkensaft zu einer cremigen Paste verrühren.
3. Maske auf Gesicht, Hals und Dekolleté streichen. Je eine Gurkenscheibe auf die Augenlider legen und 10 – 20 Minuten entspannen. Anschließend die angetrocknete Maske abrubbeln und mit kühlem Wasser abspülen.

Salbei-Zitronen-Maske für die Kapha-Haut

Zutaten: 10 g frische Salbeiblätter (ca. 15 Stück), 1,5 EL Zitronensaft, 2 EL Heilerde, ½ TL Honig

1. Salbeiblätter in einem Mörser zu feinem Mus zerstoßen und mit den restlichen Zutaten zu einer Paste verrühren.
2. Maske auf Gesicht, Hals und Dekolleté streichen. 10 – 20 Minuten einwirken lassen. Anschließend die angetrocknete Maske abrubbeln und mit lauwarmem Wasser abspülen.

In diesem Sinne: Ganz viel Freude beim liebevollen Zubereiten und Genießen – ein Hoch auf die Extraportion Ojas!