Die Pille steht immer häufiger im Verdacht, an diversen gesundheitlichen Beschwerden beteiligt zu sein. Meiner Meinung nach auch vollkommen zu Recht. Aber verursacht sie auch Unverträglichkeiten und Intoleranzen?
Immer mehr Frauen wenden sich von der hormonellen Verhütung ab und sind ganz schockiert von den vielen Veränderungen ihres Körpers. Nach dem Absetzen verschwinden aber meist nicht nur Beschwerden, die man bewusst als Nebenwirkung wahrgenommen hat, sondern auch einige, die man gar nicht mit der Pille in Verbindung gebracht hätte. Ganz vorne mit dabei: plötzlich verschwindende Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -intoleranzen.
Frauen, die jahrelang keine Laktose, Fructose oder Gluten essen konnten, bemerkten nach dem Absetzen der Pille auf einmal, dass sie die Lebensmittel wieder vertragen. Ist das ein Zufall? Handelt es sich vielleicht nur um Einzelfälle? Oder war es einfach glückliche Fügung? I doubt it.
Ein sehr prominentes Beispiel für dieses Post-Pill-Phänomen ist die YouTuberin Dagi Bee. Obwohl es auf ihrem Kanal eigentlich mehr um Beauty & Lifestyle geht, widmete sie im April diesen Jahres ein Video dem Thema Pille. Denn auch sie gehört zu den Frauen, die unter Nebenwirkungen litten und die tägliche Einnahme von Hormonen hinterfragte. Gegen Ende des Filmchens berichtet sie von den positiven Veränderungen nach dem Absetzen. Zu diesen gehört unter anderem auch, dass sie plötzlich wieder Milchprodukte verzehren kann. Laktoseintoleranz ade!
Ich kann wieder langsam Milchprodukte essen! Was halt auch richtig heftig war, weil ich immer wieder Bauchschmerzen bekommen habe, als ich Joghurt gegessen habe oder Milch getrunken habe oder sonstwas. Mittlerweile geht’s echt klar. Das ist richtig krank!
Wie entstehen Unverträglichkeiten und Intoleranzen?
Wie Unverträglichkeiten und/oder Intoleranzen entstehen, fragen sich leider die wenigsten Betroffenen. Wozu auch, es gibt ja zu jeder Intoleranz die passende Tablette. Was man sich aber bewusst machen sollte ist, dass sowohl Unverträglichkeiten als auch Intoleranzen nicht angeboren sind. Sie entstehen im Laufe des Lebens und sie haben eine Ursache. Der Körper entscheidet sich nicht einfach von heute auf morgen, dass er keine Milchprodukte mehr mag.
Den Ursprung des Übels findet man im Darm. Wie bereits in einem älteren Beitrag erklärt, spielt der Darm eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit. Unverträglichkeiten & Co. entstehen, wenn mit ihm etwas nicht in Ordnung ist. Leichte Reaktionen machen sich meist schon bei einer unausgewogenen Darmflora bemerkbar. Heftigere Reaktionen verspürt man meist erst, wenn die Darmschleimhaut bereits geschädigt ist.
Bei verschiedenen Medikamenten, falscher Ernährung, Stress und weiteren negativen Einflüssen leiden unsere Verdauung und die Darmflora. Auf Dauer führt das zu kleinen unschönen Rissen in unserer Darmschleimhaut. Durch diese kleinen Risse können nun winzige Partikel und unvollständig verdaute Nahrungsmittelbestandteile ins Blut gelangen.
Jetzt werden die Abwehrzellen des Immunsystems alarmiert!
Das Immunsystem nimmt diese Partikel als feindliche Eindringlinge wahr und geht sofort auf Angriff. Man kann sich das in etwa so vorstellen wie bei der Abwehr einer Grippe. Das Immunsystem nimmt den Eindringling wahr, startet die Abwehr und bildet Antikörper. Da dieses System sehr ausgeklügelt ist, merkt es sich diese bösen Partikel und reagiert ab diesem Zeitpunkt immer wieder, sobald es sie im Blut aufspürt.
Und geboren ist die Unverträglichkeit!
Was hat die Pille damit zu tun?
Die Pille hat enormen Einfluss auf unseren Körper. Tatsächlich auch auf Leber und Darm. Dieser unschöne Umstand kann sich bei einigen Frauen sehr negativ auf die Verdauung, die Darmflora und auch den Zustand der Darmschleimhaut auswirken. Zum einen sorgt eine überlastete Leber für weniger Gallenflüssigkeit, wodurch der Nahrungsbrei schlechter verarbeitet werden kann. Zum anderen füttert das in der Pille enthaltene synthetische Östrogen schädliche Hefepilze. Diese können dann immer größer und stärker werden und sich auch besser vermehren. Sehr unschön für unsere Darmflora. Wenn sie ohnehin schon geschwächt ist, kann es immer wieder zu Pilzinfektionen in Scheide und/oder Darm kommen. Eine weitere unschöne Tatsache brachte eine amerikanische Studie zu Tage. Die Erkenntnisse dieser Studie besagen: Frauen, die die Pille nehmen, haben ein weitaus höheres Risiko, eine chronische Darmerkrankung zu entwickeln.
Das alles kann unseren Darm so angreifen, dass er – wie bereits oben erklärt -, auf gewisse Lebensmittel früher oder später „allergisch“ reagiert. Also, ja! Die Pille kann durchaus zu Unverträglichkeiten führen.
Allerdings stellen die in der Pille enthaltenen synthetischen Hormone noch eine ganz andere Problematik dar. Zum einen versetzt das synthetische Östrogen den Körper häufig in eine Stresssituation. Dies geschieht in den Nebennieren und führt zur Produktion von Stresshormonen. Ist der Körper jedoch im Stressmodus, wird die Verdauung für den Körper zur Nebensache. Des weiteren wirkt die Pille auch auf die Schilddrüse, die das wiederum mit einer verminderten Verdauungsleistung quittiert. Bei vielen Frauen, die lange Zeit die Pille nehmen, stellt sich außerdem eine Östrogendominanz ein. Diese sorgt für einen andauernden entzündlichen Zustand im Körper und – wie sollte es auch anders sein – auch das macht dem Darm zu schaffen.
Die Endlosschleife
Dummerweise ist es so, dass sich hormonelle Störungen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten bzw. Probleme im Darm ständig gegenseitig pushen. So kann es bei dauerhaften und leider häufig unentdeckten Ungereimtheiten im Darm und Nahrungsmittelunverträglichkeiten vermehrt zu hormonellen Disbalancen kommen. Das Gleiche gilt für den umgekehrten Fall: Hormonelle Störungen können zu unschönen Darmerkrankungen und somit auch zu Intoleranzen und Unverträglichkeiten führen.
Nimmt man also die Pille, spielt man sozusagen Ping-Pong mit den möglichen Ursachen einer Unverträglichkeit oder Intoleranz.
Wie Hormone den Darm beeinflussen und umgekehrt hat auch die Heilpraktikerin Katja Trost sehr schön beschrieben.
Nahrungsmittelintoleranzen wie Laktoseintoleranz, Glutenintoleranz und Fruktoseintoleranz u.a. haben einen wesentlichen Bezug zu den Hormonen. Dabei ist es einerseits so, dass Probleme mit den Hormonen die Nahrungsmittelintoleranzen aufrecht erhalten, die Nahrungsmittelintoleranzen sich aber gleichzeitig auf die Hormone negativ auswirken.
Die Epidemie
Die häufigsten Unverträglichkeiten und Intoleranzen sind wohl Laktose, Fruktose, Gluten und Histamin. Wenn man davon nicht gerade selbst betroffen ist, gibt es aber mit Sicherheit jemanden im Freundes- oder Familienkreis, der mindestens eines dieser Probleme hat. In der Generation unserer Großeltern gab es diese neumodischen Probleme noch nicht. Das mag daran liegen, dass sich auch die Lebensmittelindustrie stark verändert hat, wir jede Menge Mist essen und ein hektischeres Leben führen als zu damaligen Zeiten. Dennoch bin ich persönlich davon überzeugt, dass die hormonellen Verhütungsmittel einen großen Teil zu der Unverträglichkeitsepidemie beigetragen haben.
… und du so?
Falls dir bei dir selbst aufgefallen ist, dass du auf manche Lebensmittel oder Inhaltstoffe auf einmal anders reagierst, solltest du dir vielleicht überlegen, ob du nicht auch betroffen bist. Sollte das der Fall sein und du verhütest hormonell, wäre vielleicht jetzt der richtige Zeitpunkt, um das mal zu hinterfragen.
Über die Autorin dieses Artikels
Isabel ist Gründerin von Generation Pille und Autorin der Bücher „ByeBye Pille“ und „Kleine Pille, große Folgen„. Ziel der Seite und jedem einzelnen Beitrag ist es, Frauen zu helfen, ihren Körper besser zu verstehen, Symptome zu deuten und sowohl körperliche als auch hormonelle Zusammenhänge zu begreifen. Der Fokus ihrer Beiträge liegt hierbei ganz klar auf den Themengebieten Frauengesundheit, Hormone, hormonelle Beschwerden und natürliche Verhütung.