Die monatliche Blutung ist so viel mehr als ein „notwendiges Übel“: Bewusst erlebt, kann es eine sehr bereichernde Zeit für Dich sein. Wer einmal verstanden hat, wie Frauen während ihrer Periode „ticken“ und wieso das so ist, kann sich sogar regelrecht auf diese spezielle Zeit im Monat freuen und sie geschickt für sich nutzen.

Und monatlich grüßt das „rote Murmeltier“: Die Menstruation ist für viele Frauen eine wiederkehrende Last, die sich – mal mehr, mal weniger regelmäßig – wiederholt. Wirklich beliebt ist die Blutung leider bei den wenigsten. Für viele Frauen, die mit Kinderwunsch zu mir kommen, sind die Blutflecken in der Unterwäsche sogar Ausdruck eines persönlich erlebten Dramas, dass „es“ schon wieder nicht geklappt hat. Wer gerade keinen Kinderwunsch hat, der erlebt seine Regel irgendwo zwischen „nervig“ und „muss frau eben durch“.

Schon wieder die Periode? Es nervt!

Wir ärgern uns, wenn sie direkt in unseren Urlaub fällt, wenn wir eigentlich gerne mit unserem Partner schlafen würden und wir uns dadurch aber behindert fühlen. Lies hier gern den Beitrag „Sex während der Periode“. Oder wenn uns die Blutung körperlich zusetzt und wir in irgendeiner Form nicht so leistungsfähig sind wie sonst. Knapp 90 % aller jungen Mädchen leiden unter Menstruationsbeschwerden und rund 60 % der Mädchen haben eine negative Einstellung zu ihrer Menstruation.

Wer freut sich schon über seine Periode?

Richtig freuen können sich Frauen dagegen über ihre Periode vor allem dann, wenn sie Sorge hatten, schwanger zu sein: Da wird die Blutung plötzlich als „erlösend“ empfunden, regelrecht herbeigesehnt und vielleicht mit allen Mitteln auszulösen versucht. Es gibt beispielsweise im Luna Yoga spezielle Übungen, bei denen das Becken stark hin und her gekippt wird, und denen nachgesagt wird, dass sich damit Blutungen auslösen können.

Mitten im Leben stehen

Ich finde es schade, dass wir Frauen uns so wenig über die wenigen Tage im Monat freuen, in denen wir bluten. Denn es bedeutet doch, dass Du in der Blüte Deines Lebens stehst. Auch die Menopause ist eine wundervolle, kraftvolle Zeit im Leben einer Frau – gleichzeitig ist es eine Phase mit anderen Qualitäten. Die Blutung zeigt an, dass Du in jener Lebensphase bist, in der Deine ganze Kraft darauf ausgelegt ist, Dinge zu empfangen, Dinge reifen zu lassen und sie nach außen in die Welt zu bringen.

Früher wurde das Ereignis rituell begangen

In alten Kulturen wird dieses Wesen der Menstruation heute noch gefeiert, früher wusste man auch bei uns um diese besondere Kraft – aber dieses Wissen ist in unserer modernen Zeit fast verloren gegangen. Fast, denn es gibt mittlerweile wieder einige neue Entwicklungen, bei der beispielsweise die erste Periode im Leben eines Mädchens wieder als kleines Ritual gefeiert wird. Und auch Bücher über die weibliche Menstruation, ihre machtvolle Bedeutung in früheren Epochen und ihre Bedeutung für das Leben einer Frau sind gerade wieder sehr im Kommen.

Die Gesellschaft suggeriert: Tage hin oder her – mit Tampon geht alles

Was aber kann das alles mit Dir und Deiner Periode zu tun haben? Vielleicht kennst Du dieses Verhalten auch von Dir: Wenn Du Tage hast, tust Du alles, um Dich davon möglichst wenig beeinflussen zu lassen. In unserer modernen Zeit wird uns suggeriert, dass es eine Zeit wie jede andere ist: Du kannst Sport machen, schwimmen gehen und warum um Himmels willen solltest Du in irgendeiner Form nicht so belastbar sein wie sonst. Schließlich bist Du nicht krank, Du hast nur Deine Periode. Nicht zuletzt die Werbung suggeriert uns doch, wie es richtig geht: Tampon rein, dann ist alles wie sonst.

Tu Dir etwas Gutes!

Ich möchte Dir mit auf den Weg geben, Dich einmal bewusst damit auseinander zu setzen, was das eigentlich für Dich bedeutet, dieses monatliche Bluten. Und wie Du diese drei bis sieben Tage sogar ganz toll für Dich nutzen kannst. Und vor allen Dingen: Wie Du Dich in dieser Zeit sogar wunderbar unterstützen kannst. Letzteres halte ich für besonders wichtig – denn in der Frauenheilkunde der Neuzeit wird meist erst dann etwas für den Körper der Frau getan, wenn es anders nicht mehr geht. Doch warum nicht dem eigenen Körper schon in gesunden Momenten etwas Gutes tun?

Einstimmen mit Tee

Wähle für Dich aus, was sich für Dich stimmig anfühlt. Alles kann, nichts muss. Vielleicht magst Du ja schon die Tage „vor Deinen Tagen“ zur Einstimmung nehmen. Vielleicht mit einem Tee, der den Bauch durchwärmt und sich krampflösend auf die Organe auswirkt, der gleichzeitig harmonisiert wie ausgleicht: Eine Mischung aus Frauenmantel, Schafgarbe, Gänsefingerkraut und Angelikawurzel könnte das etwa sein –  zu gleichen Teilen in der Apotheke anmischen lassen und dann Schluck für Schluck in Ruhe und gut warm schon an einigen Tagen vor Periodenbeginn bewusst trinken.

Tage der Ruhe einplanen

Vielleicht „planst“ Du Deine Periode im Monat auch schon ein, soweit Dir das denn möglich ist. Auch wenn es in der Natur ihrer Sache liegt, dass sie sich eben nicht „planen“ lässt: Nimm Dir für das Zeitfenster, das am Ende des alten Zyklus und am Anfang des neuen liegt, nicht so viel vor. Natürlich spricht nichts gegen Sport und körperliche Bewegung – das kann sich in Maßen sogar positiv auf die Menstruation auswirken. Doch der Fokus sollte mehr darauf liegen, es eben gerade zu vermeiden, dass sich der Körper an diesen Tagen besonders verausgabt. 

Es kommt alles in Fluss

Hier bewegt sich nämlich einiges: Nur, dass sich dies tief in Deinem Inneren vollzieht. Es kommt etwas in den Fluss. Mit der Gebärmutterschleimhaut, die abgestoßen wird, darf Altes gehen, löst sich auf, das nicht mehr zu Dir gehört, wird Platz geschaffen für Neues. Aber bevor dieses kommen darf, muss erst der Boden dafür bereitet werden. 

Sich von der Natur lenken lassen

Der weibliche Zyklus und die Natur, in der wir leben, hängen stark miteinander zusammen. Die Periode wird daher manchmal mit dem Winter verglichen – jener Zeit, in der sich die Natur zurückzieht, Kräfte bündelt, eine Pause einlegt, um wieder durchstarten zu können. Vielleicht hilft Dir dieses Bild, die Zeit Deiner Periode selbst besser zu verstehen und zu gestalten. Wärme und Behaglichkeit tun Dir jetzt gut. Kuschel Dich ein, leg die Füße hoch, verwöhne Dich selbst. Zieh Dich vom Trubel zurück und richte den Blick mehr nach Innen. 

PMS? Innere Stürme sind normal

Man weiß mittlerweile, dass die Periode eine Phase ist, in der man besonders sensibel ist. Ist die Zeit „vor den Tagen“ oft geprägt von „Herbststürmen“, in denen Du mal aufbrausend, mal frostig, mal impulsiv und energiegeladen durchs Leben tanzt, um Dich nur kurz darauf eher nebulös und undurchsichtig, träge und verhalten zu geben, ist jetzt die Zeit, in der Deine Kraft nicht im Außen, sondern in Deinem Inneren liegt. 

Zeit für Dich

Du wirst merken: Wenn Du auf Deine ureigenen Bedürfnisse achtest, was Dir wirklich in diesen Tagen gut tut, dann wirst Du Dich ganz  von selbst zurückziehen. Achte auf genügend Schlaf und Zeit, Deinen Träumen nachzuhängen. 

Magnesium und gute Fette helfen

Auch über die Ernährung kannst Du Dir jetzt etwas Gutes tun: Magnesium – als Nahrungsergänzungsmittel oder in Form von Nüssen, Vollkornbrot oder Hülsenfrüchten – entspannt Deinen Körper und wirkt präventiv gegen Krämpfe. Wertvolle Fette und Vitamin A in Form von fettreichen Fischsorten, Nüssen, Kokosfett, Karotten oder Süßkartoffeln, bieten Dir in dieser Phase besonders wichtige Nährstoffe, die Dich unterstützen, statt zu belasten. Viele Frauen neigen zu leichten Wassereinlagerungen, schon in der prämenstruellen Phase: Trinke daher ausreichend und versuche Deine Mahlzeiten eher mit frischen Kräutern oder Sellerie zu würzen als mit viel Salz. 

Die innere Stimme hören

Vor allem aber, nutze diese Tage dafür, Deine innere Stimme laut werden zu lassen. Das Ureigene darf jetzt den Ton angeben: Deine Intuition, Deine innere Weisheit. Es kommt nicht von ungefähr, dass man früher auch vom „Geheimnis der Menstruation“ gesprochen hat. Wenn Du Dir bewusst machst, was da eigentlich geschieht, kannst Du es vielleicht ein wenig besser verstehen. Die Gebärmutterschleimhaut wird nicht mehr gebraucht, es hat sich kein Ei eingenistet. Sie löst sich jetzt ab, wird mit Blut ausgespült. 

Einfach mal loslassen

Es ist also eine Zeit des Loslassens und des Neubeginns. Alles, was nicht mehr vonnöten ist, darf jetzt Platz machen für etwas anderes. Das passiert nicht nur in Deinem Körper, es vollzieht sich auch in Deiner Seele. Nutz also diese Tage für einen innerlichen Großputz. Wo stehst Du? Wie geht es Dir wirklich? Was willst Du wieder so tun, was verändern? Was darf im nächsten Monat anders werden? Wie die Schlange sich häutet, häutet sich auch die Gebärmutter und ersteht immer wieder neu – und mit ihr auch Du, wenn Du es zulässt. Ich finde dieses Bild großartig. Und steckt in dieser Zeitqualität, wenn wir sie denn geschickt für uns zu nutzen wissen, nicht so wahnsinnig viel Potenzial? 

Periode als Geschenk

Ich habe diese Chance, die wir da jeden Monat neu geschenkt bekommen, leider erst recht spät entdeckt. Weil ich es – wie so viele andere Frauen auch – lange nicht an mich herangelassen habe, die Periode als ein Geschenk zu erleben. Seitdem ich das kann, ist sie ein willkommener monatlicher Begleiter. Eine Phase des Monats, auf den ich mich richtig freue. Sie bedeutet Zeit für mich und meine Themen, Zeit für meine Bedürfnisse, Zeit für Weiterentwicklung. Ich wünsche Dir, dass Du Deine nächste Periode mit diesem Wissen vielleicht auch neu erleben kannst und Deinen inneren Frieden mit den „roten Tagen“ des Monats schließen wirst.