In diesem Artikel geht es darum, den Zyklus der Frau als einen spirituellen, transformierenden Prozess wahrzunehmen. Zu erkennen, dass wir durch den Zyklus eine immer wiederkehrende Chance zur Entladung von Altlasten und zum Aufbau von neuen Ideen erhalten. Es geht darum, zuzulassen und uns auf einer tiefen Ebene mit unserem weiblichen Zyklus zu verbinden, ihn einzuladen und zu sagen: „Ja, verdammt! Komm! Nimm Platz in meinem Leben ein, lass mich wachsen, lass mich zur Königin werden!“

1000 Gründe, warum ich schon mit 19 im Wechsel sein wollte

Mit der roten Tante hatte ich so einige Probleme. Kräftezehrende Bauchschmerzen, die ständige Angst, dass was danebengeht und ich dann mit einem fetten Blutpfropfen auf meiner hellen Hose herumlaufe. Das „Weiße-Kleidung-Verbot, es könnte ja z. B. beim Pippimachen ein Urinspritzer mit Blut auf der Hose landen und dann werde ich verspottet und bin noch ekeliger, als ich mich eh schon fühle. Unregelmäßiges Bluten, mal kommt se´, mal kommt se´ net und wenn se´ kommt, dann ausgerechnet im Urlaub, wo ich endlich ausgelassenen Sex mit meinem Freund haben könnte, aber der will mich ja nicht, wenn ich blute. Dann die Angst, ob sie denn eh wiederkommt oder ob ich jetzt versehentlich einen Braten in der Röhre habe. Bäh, so ein blutendes Schwein bin ich. Ekelhaft! Warum werden wir Frauen so bestraft? Könnte ich doch schon Oma sein! Schreckliche Gedanken oder? 

Warum du über das Frau-sein anders denken solltest

Wir Frauen bluten, weil es die Natur so für uns vorgesehen hat. Punkt. Danke, dass du meinen Beitrag gelesen hast. Haha! Spaß beiseite, es geht um was Wichtiges!

Wie bereits bekannt, ist die Frau das stärkere Geschlecht. Damit ist natürlich nicht die körperliche Kraft gemeint – dafür haben wir unsere Männer -, aber die unbändige Kraft auf der Gefühlsebene, die Kraft zu bewegen und zu transformieren. Und der monatliche Zyklus ist nichts anderes als ein Transformationsprozess – eine Transformation vom kleinen Mädchen, wenn wir die Menstruation bekommen, zur weisen Königin, wenn wir im Wechsel sind. Eine alte Tradition besagt: Ein Mädchen, welches das erste Mal blutet, trifft ihre Weisheit. Über die Jahrzehnte des Blutens trainiert und entwickelt sie ihre Weisheit. Wenn sie aufhört zu bluten, wird sie ihre Weisheit. Dann ist sie in ihrer vollen Kraft und Power und wird zur Königin. Genaueres dazu folgt jetzt:

Fangen wir ganz locker an! Die magische Zahl 4 in den Zyklen!

Schauen wir uns die Zahl 4 im zyklischen Kontext an, dann stellen wir fest, dass diese sehr oft vorkommt. Wir finden sie in den Zyklusphasen der Frau (Menstruation, Follikelphase, Ovulation, Lutealphase), in den Jahreszeiten (Frühling, Sommer, Herbst, Winter) oder in den Himmelsrichtungen (Osten, Süden, Norden, Westen) und sogar der Ayurveda ist ein Quadrantensystem, obwohl oft nur von dem 3er-System Vata, Pitta und Kapha gesprochen wird.

Die 3 Phasen des Menstruationszyklus im Ayurveda

Die Menstruation im Ayurveda wird in 3  Zyklusphasen dargestellt- Rajahkala (Blutung/Vata-Zeit), Ritumati (fruchtbare Tage/Kapha-Zeit) und Rituvyatita-Kala (Unruhephase/Pitta-Zeit). In meinem letzten Ayurveda-Seminar bei Sascha Kriese (www.ayuseva.com), haben wir das Thema Zyklus der Frau aufgegriffen, und er hat uns die Zyklusphasen aus seiner Ayurveda-Linie erklärt, die ich euch heute gerne näherbringen möchte. Mehr zum Thema Zyklus findet ihr übrigens auch im Beitrag von meiner Kollegin Susanne Bauer „Die Magie des weiblichen Zyklus“.

Die 4 Phasen des Menstruationszyklus im Ayurveda

In der Skizze unten könnt ihr sehen, dass sich zu Vata, Pitta und Kapha noch Atman dazugesellt. Atman bedeutet Seele, die geistige Essenz, das höhere Selbst, das wahre ICH. „Aber Katrin, Herrschaftszeiten, was hat das bitte mit meinen Tagen zu tun?“ fragst du dich jetzt wahrscheinlich. Dann pass mal gut auf. Es folgt die Beschreibung der einzelnen Zyklusphasen und was sie mit dir machen. Mein Ziel ist, dich dazu zu bringen, mal genau auf deine Gefühle während deinem Zyklus zu achten und diesen mit deinem neuen Wissen so zu steuern, dass er zu deinen Gunsten verläuft.

Zyklisch leben! Entwickle eine tiefe, gefühlvolle Verbindung zu deinem Frau-sein! 1

Warum du in der Kapha-Phase Neues beginnen kannst

Überleg mal, wie es dir in der Zeit nach deiner Menstruation geht. Wie ist deine Stimmung? Kann es sein, dass du spürst, langsam wieder in deine Kraft zu kommen? Fühlst du dich befreiter, leichter, inspirierter? Spürst du, dass es Zeit für einen Neubeginn ist, bist du enthusiastisch und aufgeregt wie ein Kind, voller Freude auf was Neues? In der Kapha-Phase kommen deine Kräfte und deine Power langsam wieder zurück und du darfst dich voll auf alles was neu kommt einlassen. Neues erschaffen, Ideen sprießen lassen und dich voll ausleben.

Warum du in der Pitta-Phase Bock auf Party, Spaß und Sex hast

In dieser Phase lodert dein Pitta-Feuer. Du fühlst dich superheiß, bist extrem selbstbewusst und kannst alles schaffen. Du stehst voll in deinem Saft, und selbst der lästige Haushalt ist kein Problem mehr. Deine Superwoman-Energy läuft auf Hochtouren. Die Socken von deinem Mann liegen wieder mal neben und nicht im Wäschekorb? Kein Problem! Du  machst das schon! 

In einem meiner Lieblingsayurveda-Bücher von Hans Heinrich Rhyner, einer der absoluten Ayurveda-Pioniere, steht zur Pitta-Phase geschrieben: „… Sie besitzt eine große Ausstrahlung, ihr Mund und ihre Zähne sind feucht. Sie hört gerne Liebesgeschichten und wünscht sich sehnlich Sex. Ihre Lenden, Augen und Haare sind aufgelöst, ihre Arme, Brüste, Schenkel, Hüften und Bauch erbeben vor Erwartung.“ Es liest sich für mich fast wie ein Erotikroman, dabei ist es ein Ayurveda-Praxisbuch. Haha! Aber Ladies, kennen wir es nicht alle? 

Warum ich in der Vata-Phase weinerlich sein und mir eine Tafel Schoki gönnen darf

Boah, was ist denn jetzt los? Wie kann das sein? Noch war ich voller Power und jetzt fühle ich mich wie ein Häufchen Elend. Und wenn mein Mann die Socken noch einmal neben den Wäschekorb schmeißt, dann trenne ich mich endgültig von ihm. Jetzt reichts!

Tja Ladies, willkommen in der Vata-Phase, die Zeit, in der wir uns kraftlos, nachdenklich, aufgewühlt, wütend, weinerlich und schokoladegesteuert fühlen. Oftmals sogar putzend. Da räumen wir auf, schmeißen alles weg, was uns zu viel wird. Weg, weg, weg mit dem ganzen erdrückenden Zeug.

Warum ist die Vata-Phase oft so aufwühlend?

Die Vata-Phase war lange mein größter Feind. Gerade wenn in der Konstitution noch Vata vorherrscht, ist es die doppelte Belastung. Ich fühle immer einen tiefen seelischen Schmerz, dazu gesellen sich auch noch Bauchweh, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen etc. Und es fühlte sich so lange richtig scheibenkleistrig an, bis ich begriffen habe, dass genau jetzt die Zeit ist, in der ich mit allen Dingen in Kontakt komme, die in meinem Leben nicht funktionieren.

Warum ich in der Vata-Phase jedesmal eine Chance bekomme!

Mädls, das was jetzt so weh tut, möchte gesehen werden. Es möchte, dass du hinschaust. Was fühlst du ganz stark in dieser Zeit? Was kommt an Ängsten, Sorgen, negativen Gedanken hoch? Was genau bringt dich zum Weinen? Ist es Wut? Bist du wütend auf dich selber, weil du deine Grenzen nicht richtig setzt? Weil du alles mit dir machen lässt? Was in deinem Leben fühlt sich nicht authentisch an? Was gehört nicht zu dir? Wer bist du verdammt noch mal?

Und dann die Auswahl treffen!

Was darf mit der kommenden Blutung losgelassen werden? Welche Emotionen, die nicht zu dir gehören, lässt du mit dem Bluten raus aus dir? Was wirst du in der nächsten Zyklusphase ändern? Wirst du Grenzen setzen? Eine wichtige Info: Bei prämenstruellen Beschwerden in dieser Phase haben sich zu viele Probleme angesammelt, und du hast dir keine Möglichkeit gegeben, diese rauszulassen, hast alles runtergeschluckt. Dein Inneres schreit nach Loslassen. Filtere raus, was nicht mehr zu dir gehört und …

Lass es los mit deiner Blutung

Ahhh, jetzt kann es endlich raus! Schön, jetzt ist bist du in der Phase deines höheren Selbst, deinem Atman. Hier schwemmst du bewusst aus, was weg kann. Einmal Ablage B bitte (was für ein schönes Wortspiel :D). Jetzt triffst du ganz klar die Entscheidung: Das kann weg, das bleibt! Wie fühlst du dich während der Blutung? Spüre mal genau hin. Nimm ein Gefühl, einen Moment, einen Menschen, den du loslassen möchtest, und blute es raus. Sei ganz bewusst in diesem Moment. Lass los, was nicht zu dir gehört. Mach ein Ritual draus. Du bist eine Frau und hast die Power dazu – nutze sie auch!

Wie du dein Leben nach der IN- and OUT-Phase planst

Die Kapha-  und Pitta-Zeit ist die Phase, in der die Energie nach draußen geht – also die OUT-Phase. In dieser Zeit bist du in der richtigen Stimmung, um auf Partys zu gehen, soziale Kontakte zu knüpfen, vielleicht potentielle Partner/innen zu finden? Hier schaffst du Neues, bist in deiner vollen Kraft und hast die nötige Energie, Dinge umzusetzen. 

Die Vata- und Atman-Zeit hingegen ist die Phase, in der die Energie nach innen geht – also die IN-Phase. Da darfst du dir die Zeit für deine innerliche Prozesse nehmen. Du darfst dich zurückziehen und an dir selbst arbeiten, an deinem Innenleben, in dem du bewusst wahrnimmst und dir den Rückzug gönnst, den du für deine Transformation und fürs Loslassen benötigst. 

Die meisten Frauen leben entgegen ihres Zyklus‘

Achte mal darauf, wie es dir geht, wenn du während der IN-Phase auf Partys oder zu einem Bewerbungsgespräch gehst. Fühlst du dich da wirklich gut oder merkst du in dir, dass es sich nicht stimmig anfühlt? Probiere mal in dieser Zeit, extreme Power zu geben. Fühlst du dich dann nicht noch ausgelaugter und trauriger, weil vielleicht nicht alles so gelingt, wie du es dir wünscht, weil du nicht die Kraft hast für die Umsetzung?

Versuche mal in der OUT-Zeit komplett auf Rückzug zu gehen. Merkst du dann, wie unausgelastet du bist und welche Sehnsucht sich breit macht, was zu erleben und rauszugehen? Entwickle ein Gespür dafür und lebe nach den Zyklusphasen. Du wirst merken, dass vieles leichter geht und sich viel schöner anfühlt.

Wie lerne ich, meine Menstruation zu lieben und zu schätzen? 

Dieses neue Bewusstsein müssen wir trainieren. Uns Frauen wurde jahrelang ein komplett falsches Bild vorgesetzt, und wir haben gelernt, dass die Regelblutung etwas Ekelhaftes und Nerviges ist. Lerne ich aber in Kontakt mit mir selbst zu kommen, in dem ich mir die Zyklusphasen bewusst anschaue und probiere, im Einklang damit zu leben, werde ich die Kraft, die in jeder Phase liegt, ganz tief in mir spüren und merken, dass es ein Geschenk ist, in der einer Zyklusphase tiefe Schichten meines Unterbewusstseins zu erspüren, wahrzunehmen und mit der Blutung loszulassen, um für eine andere Zyklusphase wieder Platz zu schaffen, um neues, mir zuträgliches zu kreieren. Ein transformierender Kreislauf zu deinen Gunsten, wenn du es zulässt.

Ich wünsche dir alles Liebe dabei. Wende dich bei Fragen gerne an mich. Ich helfe dir in meinen Psychologischen Beratungen, dich in deinem Zyklus zu finden. Und kleiner Tipp: Bevor du eine Entscheidung triffst, blute erstmal drüber! 😉