Meinen heutigen Artikel widme ich dem Thema Östrogendominanz. Ein Problem, von dem viele Frauen betroffen sind und welches meines Erachtens  schulmedizinisch kaum behandelt wird und auch nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt bekommt. Ich möchte dir aufzeigen, wie es zu einer Östrogendominanz kommen kann, welche Symptome sie macht und wie du mit einfachen, alltäglichen Dingen dagegen angehen kannst.

Definition

Die Östrogendominanz stellt ein Ungleichgewicht zwischen den Sexualhormonen Östrogen und Progesteron dar. In einem Artikel habe ich einen passenden, verständlichen Vergleich gefunden, welchen ich hier sinngemäß wiedergeben möchte:

Bildlich gesprochen kannst du dir das Östrogen als „sexy sprudelnde Partyqueen“ vorstellen, denn Östrogen macht dich attraktiv. Es bringt deine Haut zum Strahlen und begünstigt die Wirkung von Collagen. Unsere Partyqueen hat eine großartige Zeit, bis sie „einen zu viel trinkt“. Dann bringt sie sich selbst und alle um sich herum in Schwierigkeiten. Hier kommt die vernünftige Freundin, das Progesteron, ins Spiel. Denn solange diese Freundin in der Nähe des Östrogens ist, hilft sie durch ihre ruhige und ausgleichende Art, dem Östrogen zu ihrem besten Selbst zu werden. Sie ist die Freundin, die auf das Östrogen aufpasst und verhindert, dass Schlimmeres passiert. Daher solltest du immer schauen, dass Östrogen und Progesteron im Gleichgewicht zueinanderstehen und das Progesteron unterstützen. Nun dann kann es seinen Job richtig erledigen (Quelle).

Was sind die häufigsten Anzeichen und Symptome eines Östrogenüberschusses?

  • PMS (Prämenstruelles Syndrom)
  • Kopfschmerzen und Migräne (v.a. kurz vor der Periode)
  • Starke Blutungen, verkürzte Zyklen
  • Stimmungsschwankungen (Reizbarkeit, Ängstlichkeit, Depressionen)
  • Schlafstörungen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit
  • Energielosigkeit, Erschöpfung
  • Gewichtszunahme und auch Fettzunahme am Bauch, Hüfte, Taille und Oberschenkel
  • Brustspannen und fibrotische Brüste
  • Schilddrüsenprobleme
  • Kalte Hände und Füße

Wir kommt es zu einer Östrogendominanz?

Hier sind an erster Stelle die künstlichen Hormone zu nennen, die am stärksten in unser empfindliches System eingreifen wie die Antibaby-Pille, die Hormonspirale, der Ovularing, das Hormonstäbchen sowie die Hormonersatztherapie in den Wechseljahren. Solltest du aber schon länger keine künstlichen Hormone anwenden und trotzdem von den Symptomen geplagt werden, könnte es sein, dass du keine regelmäßigen Eisprünge hast. Denn unser Körper braucht den Gelbkörper (corpus luteum), um daraus Progesteron herzustellen. Zusätzlich benötigt der Körper ausreichend Vitamine und Mineralstoffe, um die Progesteronumwandlung bestmöglich zu unterstützen.

Und jetzt stellt sich die nächste Frage: Welche Gründe gibt es für ausbleibende Eisprünge?

Hier die drei häufigsten:

1.     Stress
Durch zu viel Stress, Diäten (zu hohes Kaloriendefizit), körperliche Überlastung (Leistungssport), keine Ruhephasen, psychischen Stress (Beziehungs- und Familienstress), Stress auf der Arbeit, oft begleitet von einer Nebennierenschwäche, ist der Eierstock nicht in der Lage, eine Eizelle vollständig ausreifen zu lassen. Der Eisprung fällt aus.

2.     Perimenopausale Phase
Zu Beginn der Wechseljahre kommt es durch ein Ungleichgewicht der Hormone verstärkt zu Zyklen ohne Eisprünge. Schuld daran ist u. a. das Hormon Inhibin, welches in der 2. Zyklushälfte die Ausschüttung des FSH (Follikelstimulierendes Hormon) verhindert. Parallel können jetzt auch in der 2. Zyklushälfte weiter Follikel heranreifen. Dadurch gibt es Follikel in verschiedenen Reifestadien. Das Chaos ist vorprogrammiert. Der Rhythmus aus FSH, Östrogen und Progesteron ist aus dem Gleichgewicht. Der Östrogenspiegel steigt und der Progesteronspiegel sinkt.

3.     Nach dem Pille-Absetzen
Solange deine Eierstöcke noch nicht wieder selbstständig arbeiten, kommt es eher zu einem Östrogenüberschuss durch Xenoöstrogene (später mehr), dir wir über die Umwelt aufnehmen.

Glaubst du, an einer Östrogendominanz zu leiden?

Dann empfehle ich dir zu einer Hormonstatusbestimmung (entweder im Speichel oder im Blut). Es hilft dabei, den richtigen Behandlungsweg zu finden. In meiner Praxis unterstütze ich dich gern, gerade auch in der Prämenopausenzeit. Wenn du in dieser Zeit zu handelsüblichen Wechseljahrspräparaten greifst, kannst du möglicherweise deine Symptome noch verstärken. Auch eine Mikronährstoffbestimmung kann Klarheit bringen, ob du mit den sogenannten Kofaktoren (Vitamine und Mineralstoffe), die für deine Hormonsynthese wichtig sind, ausreichend versorgt bist.

Was kannst du selbst tun?

Hier gebe ich dir ein paar Tipps, wie du einer Östrogendominanz in deinem täglichen Leben entgegenwirken kannst.

Ernährung

Achte darauf, dich möglichst frisch, ballaststoffreich und schadstoffarm zu ernähren. Iss gerne:

  • entzündungshemmende Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind wie z. B. Fisch, Algen, Nüsse und Leinöl
  • Obst, Gemüse und sogenannte Kreuzblütler, hierzu zählen unter anderem Brokkoli, Blumenkohl, Kohlrabi, Grünkohl und Rosenkohl – hier hilft uns vor allem der Wirkstoff Sulforaphan, der die Östrogenrezeptoren reguliert
  • pflanzliche Proteine aus Linsenfrüchten und Co. – und auch fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Kefir, Kombucha und Sauerkraut unterstützen deine Darmflora

Was du hingegen meiden solltest sind Zucker, Alkohol und einfache Kohlenhydrate wie z. B. Weißmehl. Sie stressen den Darm und können Entzündungen begünstigen.

 

Nährstoffe

Schaue, dass du ausreichend Nährstoffe in deine Ernährung einbaust und supplementiere ggf. fehlende Nährstoffe. Die wichtigsten sind:

  • Magnesium: Ist für hunderte Enzyme und Stoffwechselprozesse verantwortlich, welche das Hormongleichgewicht unterstützen.
  • Vitamin B6: Wenn es ausreichend vorhanden ist, unterstützt du die Progesteronsynthese und deine Leber.
  • Vitamin D3: Spielt eine Rolle bei der Regulierung des Östrogenspiegels und unterstützt dein Immunsystem.

Leber unterstützen

Mittels diverser Enzyme und Sauerstoff spaltet die Leber Toxine auf und leitet sie über die Ausscheidungsorgane aus. Auch deine Ernährung kann die Leber unterstützen. Iss Bitterstoffe, wie sie z. B. in Chicorée, Artischocke und Rucola vorkommen. Oder unterstütze sie durch ein Bitterstoffpräparat. Reduziere alles, was deine Leber zusätzlich belastet. Wenn deine Leber mit dem Abbau von Toxinen beschäftigt ist, dann ist ihre Fähigkeit, das Blut von Östrogen zu reinigen, stark beeinträchtigt. Meide daher Alkohol, Kaffee und Medikamente oder schränke es zumindest stark ein. Trinke ausreichend stilles Wasser, um die Toxine ausschwemmen zu können.

 

Ausgleich schaffen

Stress reduzieren ist einfacher gesagt als getan. Versuche, eine für dich funktionierende Art und Weise zu finden, um deine Stressoren aufzuspüren und ihnen entgegenzuwirken. Hier kann Bewegung und Sport (am besten an der frischen Luft) sehr hilfreich sein. Finde eine Entspannungsmethode, die zu dir und deinem Alltag passt, z. B. Meditation, Yoga oder Yoga Nitra. Aber auch „nichts tun“, Sauna oder ein gutes Buch können manchmal sehr hilfreich sein.

 

Darmflora

Im Darm gibt es das sogenannte Östrobolom, welches einen direkten Einfluss auf die Balance der weiblichen Hormone hat. Iss genügend Ballaststoffe (Vollkornprodukte, Gemüse, Hülsenfrüchte), ca. 35 g pro Tag. Wenn du sie nicht gewohnt bist, dann steigere sie langsam. Ballaststoffe helfen dir dabei, überschüssiges Östrogen über den Darm wieder loszuwerden. Denn verbleibt der Stuhl länger im Darm, so wird das überschüssige Östrogen wieder resorbiert. Du kannst diesen Vorgang durch ausreichendes Trinken unterstützen. Auch Probiotika können dich hervorragend auf deinen Weg zur Darmgesundheit unterstützen. Hier kann es hilfreich sein, seinen Darmstatus bestimmen zu lassen. Dann hast du die Möglichkeit, ganz gezielt auf mögliche Defizite zu reagieren und punktgenau durch ausgewählte Produkte zu unterstützen. Fermentierte Lebensmittel zählen zu den sogenannten Präbiotika. Sie bilden eine optimale Ernährung für deine Darmbakterien und unterstützen die Darmschleimhaut bei ihrer Heilung.

 

Xenoöstrogene

…sind Chemikalien, die Östrogen nachahmen. Du nimmst sie durch konventionelle Nahrung (Soja, Milchprodukte, Fleisch etc.) zu dir. Hier lohnt es sich, auf Bioprodukte umzusteigen. Auch in vielen chemisch hergestellten Beautyprodukten (Shampoo, Seife, Kosmetika, Parfum usw.) sind Xenoöstrogene enthalten. Auch hier lohnt sich der Umstieg auf natürliche Produkte. Wähle Glas anstatt Kunststoffflaschen, um nicht mit dem Wasser zusätzlich Xenoöstrogene aus den Plastikflaschen aufzunehmen.

 

Phytotherapie

Es gibt einige Pflanzen, die dich bei einer Östrogendominanz unterstützen können. Hier möchte ich vor allem den Frauenmantel und den Mönchspfeffer als die bekanntesten Phytotherapeutika nennen. Doch jede Frau ist individuell. Es gibt eine Fülle an Möglichkeiten, und die auserwählten Mittel sollten genau zu dir und deinen Symptomen passen. Vielleicht holst du dir hier Hilfe beim ExpertInnen für Frauen.