Ein neues Leben macht sich auf den Weg und wird dann von Mutter Natur vorzeitig beendet. Warum? Ich möchte dir in diesem Blogbeitrag einen anderen Blick auf das schmerzhafte Thema ermöglichen, denn es gibt viele Irrglauben rund um das Thema Fehlgeburten. Ich möchte dir helfen, zwischen Ursachen zu unterscheiden, die du beeinflussen kannst, und solchen, die du nicht beeinflussen kannst.

Ein paar Fakten rund um die ersten Tage

Das Embryonalstadium beginnt mit der Befruchtung und dauert acht Wochen. Das Fötal- (oder Fetal-) Stadium dauert von der 10. Schwangerschaftswoche (wenn du vom Beginn der letzten Menstruation rückwärts zählst) bis zur Geburt. Bei einer Fehlgeburt hört die Entwicklung des Embryos oder des Fetus vorzeitig auf. Etwa 30 % aller Konzeptionen (von lat. conceptio = Empfängnis) gehen spontan zugrunde. Nur 10 – 15 % davon werden von Frauen überhaupt bemerkt. Auf 100 ausgetragene Schwangerschaften kommen also ca. 10 – 15 bemerkte Fehlgeburten. Aber warum ist das so?

Sowohl die Befruchtung als auch die darauf folgende Zellteilung sowie der Weg des Ei’s zur Einnistung ist vielen Hindernissen ausgesetzt. Es erfolgt also oft schon in einem sehr frühen Stadium eine natürliche Selektion. Ein Abort in dieser frühen Phase wird von der Frau nicht bemerkt, da noch keine Schwangerschaft festgestellt wurde. Hier kommt meist eine reguläre oder vielleicht etwas verspätete oder stärkere Blutung. Aber Achtung, die meisten starken Blutungen sind keine Fehlgeburten, sondern können ganz andere Gründe haben. Macht euch da nicht verrückt.

Wer oder was ist schuld an einer Fehlgeburt?

Hast du eine Fehlgeburt bemerkt, ist das Gefühlschaos groß und die Neigung zu einer Analyse des eigenen Fehlverhaltens ebenso. Aber kannst du wirklich deine Fehlgeburt selbst verursacht haben? Durch Sport, Stress, eine Tasse Kaffee zu viel, falsches Essen oder ein Glas Rotwein? Die Antwort lautet mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit NEIN, denn in den allermeisten Fällen ist eine fehlerhafte Fruchtanlage die Ursache. Man spricht auch von chromosomalen Anomalien. Das heißt, dass der Embryo Fehlbildungen aufweist und somit nicht lebensfähig wäre. 

Manchmal kommt es vor, dass der Embryo nach der Befruchtung nicht die richtige Anzahl von Chromosomen hat oder dass es zu Fehlern bei der Zellteilung gekommen ist. Teile von Chromosomen sind in diesem Zuge verloren gegangen oder wurden nicht richtig kopiert. Das Ergebnis solcher Anomalien ist ein nicht lebensfähiger Embryo und letztendlich ein vorzeitiges Ende der Schwangerschaft.  Solche Anomalien sind leider reiner Zufall.

2 Fakten, die niemand beeinflussen kann:

  • Im Laufe einer Schwangerschaft nimmt das Risiko für eine Fehlgeburt stetig ab.
  • Mit steigendem Alter der Frau nimmt das Risiko für eine Fehlgeburt stetig zu.

Mögliche (äußerlichere) Einflüsse, die das Risiko einer Fehlgeburt beeinflussen können

 

1.) Sport

Die Vorstellung, dass Sport oder intensive körperliche Betätigung eine Fehlgeburt auslösen können, ist leider weit verbreitet. Umfragen haben ergeben, dass fast ein Drittel aller Schwangeren Sport aus Sorge um mögliche Risiken vermeidet. Das aber kann zu Problemen mit Fettleibigkeit und Diabetes führen. Es ist wichtig, auf Bewegung und körperliche Fitness zu achten. Anfangs kannst du deinen gewohnen Sport weitermachen, später gibt es zum Beispiel Schwangerschaftsgymnastik. Manche Fitnessstudios bieten auch Kurse extra für Schwangere an.

 

2.) Stress

Dass akuter Stress eine Fehlgeburt auslöst, ist extrem unwahrscheinlich. Sehr viele Frauen glauben, dass ihre Fehlgeburt durch Stress ausgelöst wurde. Dein Körper kommt mit Dingen wie dem alltäglichen Termindruck, dem Ärger im Straßenverkehr, das Kümmern um eine turbulente Familie oder die Auseinandersetzung mit einem launischen Chef durchaus zurecht. Ein tiefes traumatisches Schockerlebnis hingegen könnte das Risiko erhöhen, aber belegen lässt sich das nicht. Stress ist ein viel zu individuelles Phänomen, als dass sich daraus ein erhöhtes Risiko einer Fehlgeburt ableiten ließe. Aber: Auf ein gesundes Stresslevel und erholsamen Ausgleich zu achten, ist immer eine gute Idee! Am besten schon vor der Empfängnis.

 

3.) Fehlbildungen der Gebärmutter

Der Arzt kann deine Gebärmutter und deinen Gebärmutterhals auf Fehlbildungen hin untersuchen, vor allem, wenn du schon Fehlgeburten erlitten hast. Hat die Gebärmutter eine unregelmäßige Form oder hast du ein uterines Septum (das ist ein Stück zusätzliches Gewebe, das die Gebärmutter in zwei Bereiche teilt), dann kann es zu keiner ordnungsgemäßen Einnistung des Embryos kommen. Wenn der Gebärmutterhals schwach ist, könnte er sich vorzeitig öffnen, was zum Abgang des Fötus führt. Kläre das mit deinem Arzt/ deiner Ärztin, denn hier gibt es viele Möglichkeiten, um Abhilfe zu schaffen.

 

4.) Hormonelle Störungen

Allen voran steht hier der Progesteronmangel bzw. die Gelbkörper-Hormonschwäche, die Fehlgeburten auslösen können, denn „Pro gestare“ (Progesteron) =  lat. „für das Austragen“. Progesteron spielt eine entscheidende Rolle beim Austragen einer Schwangerschaft. Dieses Hormon wird in jeder zweiten Zyklushälfte, sofern ein Eisprung stattgefunden hat, vom Gelbkörper (Corpus Luteum) gebildet, auch wenn keine Schwangerschaft eintritt. Sofern eine Schwangerschaft eintritt, wird im ersten Trimenon auf die vorhandenen Progesteronressourcen zurückgegriffen, um die Schwangerschaft zu halten. Später produziert die Plazenta ihr eigenes Progesteron in großen Mengen, weshalb es den meisten Schwangeren in dieser Zeit dann (wieder) physisch und psychisch sehr gut geht.

Ist von Anfang an zu wenig Progesteron vorhanden, kann eine Schwangerschaft eventuell nicht gut gehalten werden. Die Gelbkörperschwäche ist nach den chromosomalen Anomalien eine der Hauptauslöser für Fehlgeburten. Oft tritt bei Progesteronmangel erst gar keine Schwangerschaft ein. Auch dafür gibt es einfache Hilfe, ein Hormontest im Kinderwunsch und bei Bedarf eine gezielte Therapie ist einfach. Sprich hierzu mit deinem Gynäkologen/ deiner Gynäkologin und ggf. zusätzlich mit deiner Heilpraktikerin/ deinem Heilpraktiker.

 

5.) Vaginale Infektionen

Bestimmte Bakterien oder Pilze, wie Chlamydien oder Mykoplasmen, können Infektionen der Gebärmutterschleimhaut auslösen und die Einnistung und das Wachstum des Embryos verhindern. Auch hier gibt es Abhilfe! Achte am besten frühzeitig auf eine gesunde Vaginalflora.

 

6.) Alkohol (es kommt auf die Menge an)

Es wird berichtet (Studie Pubmed), dass Frauen, die regelmäßig über einen längeren Zeitraum 4 alkoholische Getränke pro Woche zu sich nehmen, häufiger zu Fehlgeburten neigen als Frauen, die keinen Alkohol trinken. Zwischen Frauen, die weniger als 4 alkoholische Getränke wöchentlich oder keinen Alkohol trinken, findet man keine Unterschiede in der Fehlgeburtsrate. Die Quote von Fehlgeburten war höher bei Frauen, die Hochprozentiges tranken, als bei Frauen, die Bier oder Wein zu sich nahmen. Das Gläschen Sekt zum Geburtstag sollte also kein Problem sein.

 

7.) Frühere Empfängnisverhütung

Viele Frauen fragen sich, ob die frühere Einnahme der Pille oder die eingesetzte Spirale einen Abort verursacht haben könnte. Dies ist nicht zu belegen. Selbst wenn du die Pilleneinnahme vergessen hast und dadurch schwanger wirst, erhöhen die danach eingenommenen Pillen das Risiko für eine Fehlgeburt nicht. Eine Spirale ist ebenfalls nicht der Auslöser von Fehlgeburten, sofern sie vorher oder spätestens nach Eintritt der Schwangerschaft entfernt wurde. Es gibt im Übrigen mehr „Spiralenkinder“ als man denkt. 😉

Weitere Auslöser

Es gibt noch ein paar weitere Auslöser für Fehlgeburten, die ich dir kurz nennen möchte: Medikamente und Bestrahlungen, bestimmte Krankheiten, wie z. B. Gerinnungsstörungen, Plazentaschwäche, wie z. B. durch Myome oder Rauchen, Viruserkrankungen während der Schwangerschaft, wie Mumps, Masern, Röteln, Blutgruppenunverträglichkeiten und Missbildungen des Spermas. Trotz dieser langen Liste kennt man bei den meisten Fehlgeburten die Gründe nicht.

Was kannst du tun und was hast du nicht in der Hand?

Grundsätzlich hat das letzte Wort immer noch Mutter Natur, ein Leben entstehen zu lassen oder es vorzeitig abzustoßen, um dem Körper damit schnellstmöglich eine neue Chance auf gesundes Leben zu geben.

Du selbst kannst schon beim Kinderwunsch deinen Zyklus beobachten und deine Hormone überprüfen lassen, vor allem, wenn du schon Fehlgeburten hattest. Bei Infektionen und wiederkehrenden Vaginosen, wie z. B. Vaginalpilz, kannst du dir professionelle Hilfe suchen, bevor du eine Schwangerschaft planst.

 

Eine Fehlgeburt bedeutet nicht automatisch weitere Fehlgeburten!

 

Auch nach einer oder mehreren Fehlgeburten werden gesunde Babys geboren. Bei mehreren Fehlgeburten sollte genauer nach den oben beschriebenen Ursachen geschaut werden. Der Großteil davon ist gut behandelbar.

Wissenschaftliche Fakten sind das eine, deine Gefühle etwas ganz anderes. Denn vor dem „Traurig sein“ schützen die wissenschaftlichen Analysen nicht, allerdings kann es dir eventuell später ein Trost sein. JEDES Gefühl hat seine Berechtigung und darf gefühlt werden! Scheue nicht, dir hier Unterstützung zu suchen.