Jeden Monat das Gleiche?! Ein Blick in deinen Kalender genügt und du weißt, dass du den Mädelsabend vergessen kannst und auch sonst alle (unnötigen) Termine verschieben solltest. Die Zeit, in der dich Kopfschmerzen plagen, ist wieder da. Ich möchte dir Ursachen, mögliche Triggerfaktoren und Zusammenhänge von zyklusabhängiger Migräne erklären. Tipps und Empfehlungen sollen dir helfen, deinen Zyklus unbeschwert genießen zu können.

Zyklusabhängige Migräne – was ist das?

Zyklusabhängige Migräne tritt meist das erste Mal in hormonellen Umbruchphasen auf. Mit Einsetzen der ersten Menstruation (Menarche), während oder nach Schwangerschaft sowie im Zeitraum der Wechseljahre. Zyklusabhängige Migräne kann einseitig mit typisch pulsierendem Schmerz und mit oder ohne Aura auftreten. Nicht selten berichten Betroffene aber auch von „helmartigen“ Spannungskopfschmerzen und fühlen sich wie benebelt. 

Erste Hinweise für eine zyklusabhängige Migräne sind, dass sie um den Eisprung oder in der zweiten Zyklushälfte auftritt. Charakteristisch für hormonabhängige Kopfschmerzen ist das unbefriedigende oder sogar Nicht-Ansprechen auf Schmerzmittel und auf klassische Therapieansätze für Migräne. 

Die zyklusabhängige Migräne und die Hormone

Im Praxisalltag sehe ich häufig Zusammenhänge zwischen hormonellen Dysbalancen und zyklusabhängiger Migräne. Wassereinlagerungen, Stimmungsschwankungen oder Müdigkeit können mögliche Begleiterscheinungen in der zweiten Zyklushälfte sein. Manchmal berichten Patientinnen auch von Beschwerden rund um den Eisprung. Vielleicht hast du auch eine schmerzhafte Menstruation mit krampfenden Unterleibsschmerzen? Dann solltest du hellhörig werden, denn das können Hinweise auf ein hormonelles Ungleichgewicht sein. Eine Migräne muss hierbei erstmal gar nicht auftreten. Kann aber…

Mein Tipp! Bestimme per Speicheltest deine Hormone

Um deine aktuelle Hormonlage zu überprüfen, empfehle ich einen Speicheltest. Du solltest Estradiol, Progesteron, Testosteron und DHEA testen lassen, um einen guten Überblick über deine Hormone zu haben. DHEA ist der Gegenspieler zum Stresshormon Cortisol. Gerade bei Schmerzen oder chronischen Beschwerden kann DHEA einen möglichen ersten Hinweis auf eine Stressbelastung geben. Sollte das DHEA nicht normwertig sein, empfehle ich dir ein Cortisol-Tagesprofil (Speicheltest).

Aber zurück zur zyklusabhängigen Migräne. Sie kann entweder durch eine absolute Östrogendominanz oder einen absoluten Progesteronmangel (Lutealinsuffizienz) ausgelöst werden. Es gibt auch die relative Östrogendominanz, hier zeigt sich im Labor ein normwertiger Spiegel, aber im Verhältnis erscheint Progesteron zu gering. Eine Progesterondominanz tritt relativ selten auf, kann aber auch mit ähnlichen Beschwerden einhergehen.

Welchen Einfluss hat Progesteron auf Kopfschmerzen?

Progesteron ist ein Hormon, das seine Wirkung nicht nur an den weiblichen Geschlechtsorganen entfaltet. Eine wichtige Aufgabe ist, dass es ein Zusammenziehen von Gefäßen bewirkt und es dadurch zu einer verringerten Durchblutung kommt. Physiologisch ist das der Grund, warum sich die Gebärmutterschleimhaut in der zweiten Zyklushälfte lockert und mit Einsetzen der Menstruation ausgeschieden werden kann.

Progesteron kann aber auch das Zusammenziehen der zuführenden Gefäße im Kopf begünstigen. Die genaue Ursache von Migräne ist bis heute nicht abschließend erforscht. Die Wissenschaft geht davon aus, dass das Zusammenziehen der Gefäße eine lokale Entzündungsreaktion auslöst. Deshalb kann die betroffen Region nicht mehr gut durchblutet werden und löst lokal Schmerzen aus. Da der Progesteronspiegel in der zweiten Zyklushälfte hoch ist, treten die hormonabhängigen Kopfschmerzen meist in dieser Zeit auf.

2 Triggerfaktoren, die deine Migräne noch beeinflussen können

 

1.) Triggerfaktor Histamin

Histamin ist ein Gewebshormon, Neurotransmitter und Botenstoff für Entzündungen. Histamin wird bei allergischen oder pseudoallergischen Reaktionen ausgeschüttet. Es bewirkt ebenfalls ein Zusammenziehen der Gefäße und löst Juckreiz aus. Es kommt in verschiedenen Abwehrzellen und im Verdauungstrakt vor. Bei Frauen kann Histamin auch von Gewebszellen der Eierstöcke und Gebärmutter ausgeschüttet werden. Eine Intoleranz kann entstehen, wenn zu viel histaminhaltige Nahrungsmittel aufgenommen werden oder es nicht richtig im Körper abgebaut werden kann.

Histaminhaltige Lebensmittel können bei einer Neigung zu Kopfschmerzen, besonders in der zweiten Zyklushälfte, oft nicht gut toleriert werden. Sie lösen einen biochemischen Prozess aus, der in den Eierstöcken zu einer vermehrten Östrogenproduktion führt. Dies kann eine Östrogendominanz fördern. Da Histamin auch ein Botenstoff für Entzündungen ist, kann dadurch eine Kettenreaktion weiterer Botenstoffe ausgelöst werden, die die Muskulatur zusammenzieht und zu krampfartigen Unterleibsziehen während der Menstruation führt.

 

Solltest du unter zyklusabhängigen Kopfschmerzen und schmerzhaften Blutungen leiden, empfehle ich dir, auf deine Ernährung zu achten.

 

Hier ein paar histaminreiche Lebensmittel, die du zyklusabhängig reduzieren kannst:

  • Sauerkraut, Tomaten, Spinat, Avocado, Bananen, Kiwi, Erdbeeren, Ananas, Zitrusfrüchte, Hülsenfrüchte (wie Soja und Bohnen)
  • lange gereifter Käse wie Gouda, Camembert, Emmentaler, Schimmelkäse, Milchersatzprodukte (wie z.B. Sojamilch, Hafermilch)
  • Rotwein, Likör, Sekt, Champagner
  • Brennnesseltee, schwarzer Tee, Energy-Drinks
  • Schokolade, Nougat, Kakao, Knabbergebäck
  • Hering, Sardellen, Thunfisch, Makrele
  • Geräuchertes, Gepökeltes, Getrocknetes, lange Gelagertes/Gereiftes, schlecht Gelagertes, Verdorbenes, Mariniertes, Salami

Iss dafür reichlich hiervon: Histaminarme Lebensmittel

  • frisches Obst und Gemüse, wie grüner Salat, Kirschen, Apfel, Zucchini, Pfirsich
  • frische Milch(-produkte), Butter, Kefir, Quark, Hüttenkäse, Joghurt
  • Wasser, Kräutertees, Bohnen-, Malzkaffee, Rooibostee
  • fangfrischer Fisch  (z. B. Dorsch, Seelachs, Scholle, Kabeljau)
  • frisches Fleisch, tiefgefrorenes Fleisch

 

2.) Triggerfaktor Darm

Der Darm ist unser größtes körpereigenes Ökosystem, in dem ca. 1,5 – 2 kg Bakterien leben. Die Bakterien haben meist eine durchschnittliche Lebensdauer von 30 – 60 Minuten und können in verschiedene Stämme und anhand ihrer Eigenschaften eingeteilt werden. Das Mikrobiom ist an vielen Stoffwechselvorgängen, einer gesunden Immunabwehr und Entgiftungsvorgängen beteiligt. Wichtig ist, dass die Besiedlung der Bakterien im Gleichgewicht ist, damit der menschliche Organismus davon profitieren kann. Eine Fehlbesiedlung des Mikrobioms kann zyklusabhängige Migräne zusätzlich triggern.

Wie kann dein Darm nun mit deiner Migräne zusammenhängen? 5 Antworten:

  • Eine Fehlbesiedlung kann zu einer vermehrten Bildung von Histaminvorstufen führen, Histaminintoleranz begünstigt Östrogendominanz und Entzündungsreaktionen.
  • Eine aufgewucherte Fäulnisflora kann vermehrt Ammoniak freisetzen, was Kopfschmerzen durch aufsteigende Fuselalkohole fördert.
  • In der Leber werden die Hormone abgebaut und ein Teil im Darm ausgeschieden. Ein gestörtes Mikrobiom kann die Ausscheidungs- und Entgiftungsprozesse beeinflussen.
  • In der Darmschleimhaut wird das Hormon Serotonin gebildet. Serotonin hat Einfluss auf die Stimmung, den Schlaf und Schmerzwahrnehmung.
  • Im Darm werden wichtige Mikronährstoffe aufgenommen und verstoffwechselt.

Mein Tipp für dich – Darmcheck statt wahllos Präparate schlucken

Bevor du Präparate einnimmst, würde ich dir zu einem Darmcheck raten, damit du Klarheit über dein Mikrobiom bekommst. Es ist immer nachhaltiger, einen Darmaufbau gezielt durchzuführen. Anhand eines Stuhlbefundes können die für dich sinnvollen Präparate, die Dauer der Einnahme und eine mögliche Ernährungsanpassung besprochen werden.

Das vielleicht wichtigste: Selfcare – Nimm dir Zeit für DICH!

Es ist total wichtig, dass du deine Lieblingsmenschen in deine Situation einweihst und mit ihnen über dein Befinden, deine Bedürfnisse und Wünsche sprichst. Vielleicht überlegst du auch erstmal für dich, was dir in der Zeit gut tun könnte oder was es braucht, damit DU dich besser fühlen kannst. Ich erlebe es im Praxisalltag sehr oft, dass sich Patientinnen erst um alle anderen sorgen, bevor sie an sich selbst denken. Das kann einen großen zusätzlichen Druck aufbauen und dazu führen, dass dein Stresspegel neben den Kopfschmerzen zusätzlich steigt.

Ich lade dich ein zu überlegen, was dir in deiner Kopfschmerzphase helfen würde, um sie besser zu überstehen.

Meine Vorschläge für dich:

  • Entspannungstraining, Atemtechniken, Meditation, sanfte Bewegungen/ Qigong, TaiChi, Yin-Yoga
  • Spaziergänge in der Natur oder zu  deinem Lieblingsort
  • Lymphdrainagen, Massage mit der Faszienrolle (Rücken, Schulter, Nacken)
  • Lass deinen Sinnen durch Aromaöle freien Lauf (ich berate dich gern)
  • Ein feuchtwarmer Leberwickel verhilft dir zur Ruhe, fördert die Entgiftung und entstaut das Lymphsystem.
  • Lass dir Arbeit abnehmen und dich verwöhnen.

Eine Checkliste kann dir helfen, Zusammenhänge zu verstehen. Notiere dir:

  • Wann ist die Migräne zum ersten Mal aufgetreten?
  • Kannst du die Migräneanfälle in deinen Zyklus einordnen?
  • Konnten andere Ursachen ausgeschlossen werden (z. B. muskuläre Verspannungen, Genussmittel, Stress, Zahnfehlstellungen, Augen)
  • Hast du in der Vergangenheit hormonell verhütet oder verhütest aktuell hormonell?
  • Nimmst du Medikamente, die Migräne verursachen können?
  • Spricht die Migräne schlecht auf Schmerzmittel oder andere Therapien an?
  • Kannst du Dinge beobachten, die deine Kopfschmerzen positiv oder negativ beeinflussen?
  • Hast du Nahrungsmittelunverträglichkeiten? Bemerkst du, dass dir bestimmte Lebensmittel nicht gut bekommen?

Fazit

Zyklusabhängige Migräne lässt sich gut behandeln, wenn Ursachen, mögliche Triggerfaktoren sowie persönliche Begleitumstände berücksichtigt und in die Behandlung mit einbezogen werden. Mit etwas Geduld, einer ursächlichen und symptomatischen Begleitung (bspw. Akupunktur) können die Beschwerden gelindert werden. Zyklusabhängige Migräne kann auch bei erneuten Hormonveränderungen (Schwangerschaften oder Wechseljahre) komplett verschwinden.