Das kleine schmetterlingsförmige Organ hat große Aufgaben in unserem Körper zu erfüllen und gerät leicht in Unordnung. Gerade wenn Nährstoffe fehlen, die Psyche leidet oder andere hormonelle Dysbalancen herrschen. Über die drei (es gibt sicherlich noch wesentlich mehr) Ursachen möchte ich heute berichten. Dazu räume ich Jod einen besonderen Stellenwert ein.

In meiner Praxis für Frauengesundheit ist die Schilddrüse nicht nur häufig direkt belastet, sondern sie führt auch indirekt zu anderen endokrinologischen Krankheitsbildern wie ausbleibende Regel, Kinderlosigkeit, PCOS etc.

Die Aufgaben der Schilddrüse kurz zusammengefasst

Sie steht für Antrieb, Entwicklung, Wachstum und Reifung des Menschen. Sie produziert mithilfe gespeicherten Jods aus dem Blut zwei Schilddrüsenhormone: Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Den Impuls für die Produktion gibt – biochemisch gesehen – die Hypophyse mit dem Hormon TSH, die wiederum vom Hypothalamus kontrolliert wird (TRH). Hormone sind ja „nur“ Botenstoffe, leiten also Informationen weiter. 

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kommt es, neben vielen anderen Symptomen, zu folgenden:

  • körperliche und geistige Leistungsminderung
  • Antriebsmangel, Trägheit, Müdigkeit
  • frieren, Kälteintoleranz
  • kühle, schuppige, teigige Haut
  • Gewichtszunahme
  • Verstopfung
  • raue Stimme
  • langsamer Herzschlag
  • Menstruationsstörungen
  • Libidoverlust
  • Unfruchtbarkeit
  • depressive Verstimmung

Speicher- und Wirkhormone

T4 = ist unser sog. Speicherhormon (nur 20 % aktiv, aber langlebig) und T3 = ist unser sog. Wirkhormon (zu 80 % aktiv, aber kurzlebig). An jedem Organ finden sich Rezeptoren (Andockstellen) für Schilddrüsenhormone (Gehirn, Brust und Eierstöcke u.v.m.). Wie man an den Symptomen sehen kann, ist von jedem etwas dabei. Ein Leben ohne Schilddrüse ist nicht möglich. Warum wird die Therapie von Schilddrüsenerkrankungen leider nur so oberflächlich und standardmäßig behandelt? Sie verdient viel mehr Aufmerksamkeit. Übernimm jetzt selbst die Verantwortung für deine Hormonfabrik im Hals.

Folgende Werte benötigst du für eine korrekte Beurteilung deiner Schilddrüsenfunktion:

(und gib dich nicht mit weniger zufrieden)

Regelmäßige Kontrolle von TSH, fT3, fT4 (bei Störungen mindestens 1x jährlich) sowie in hormonellen Umbruchphasen auch immer wieder die Antikörper (TPO-AK, TSH-Rezeptor-AK, Tg-AK) bzw. bei bekanntem Hashimoto auch diese regelmäßig. Wenn du bereits einen eigenen Verdacht auf eine Funktionsstörung hegst, dann investiere auch in die Kontrolle der Vitalstoffe wie Ferritin (Eisenspeicher), Jod, Selen, Zink, Vitamin D und Magnesium.

3 Hingucker bei Schilddrüsenfunktionsstörungen

  1. Jodmangel und eine schilddrüsenfreundliche Ernährung
  2. Progesteronmangel/Östrogendominanz
  3. Die Psyche äußert ihre Bedürfnisse.

JOD – Nur ein Spurenelement, aber dennoch lebensnotwendig

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine tägliche Zufuhr von ca. 180 – 200 Mikrogramm (µg) Jod. Meist wird jedoch viel weniger zugeführt.

 

Was passiert im Körper?

Das aus der Luft, dem Wasser und der Nahrung aufgenommene Jod wird im Körper als Jodid resorbiert und von den Schilddrüsenzellen aufgenommen. Dann folgt die Schilddrüsenhormonsynthese, bei der 1 oder 2 Jodatome in die Aminosäure Thyrosin *) eingebaut werden.

So entstehen die beiden Schilddrüsenhormone (Monojodthyrosin + Dijodthyrosin = Trjjodthyrosin = T3. Dijodthyrosin + Dijodthyrosin = Thyroxin = T4). Wird Thyrosin oder die Aminosäure Phenylalanin, die für deren Synthese notwendig ist, nicht genügend zugeführt, leidet die gesamte Schilddrüsenhormonproduktion.

 

Das Spurenelement Jod lagert zu 90 % in der Schilddrüse

Es besitzt auch nichthormonelle Eigenschaften. Nachgewiesen wurde u. a. die Funktion als Antioxidans, d. h. als Fänger von freien Radikalen. Im Zusammenhang mit diesem Einfluss hat Jod auch aktivierende Wirkungen auf unser Immunsystem, auf entzündlich-degenerative Erkrankungen und auf den Fettstoffwechsel.

Während der Schwangerschaft ist der Jodbedarf bis zu 40 % gesteigert. Eine Hypothyreose der mütterlichen Schilddrüse während der ersten Schwangerschaftsmonate gefährdet die geistige Entwicklung des Kindes.

 

3 mögliche Folgen, wenn zu wenig Jod aufgenommen wird

  • Im Laufe der Zeit können zystische Umbauprozesse und krebsartige Veränderungen in der Schilddrüse auftreten.
  • Die Schilddrüse vergrößert sich (Kropf).
  • Kinderlosigkeit. Frauen benötigen mehr Jod als Männer, deshalb sind Frauen auch mehr von einer Unterfunktion betroffen.

Jodreiche Ernährung

Jod ist enthalten in Fisch wie Wildlachs, Rotbarsch, Seezunge, Heilbutt etc. Beim gebratenen Fisch hält sich Jod länger als beim gedünsteten Fisch. Kobalt unterstützt die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse und beeinflusst positiv die Schilddrüsenfunktion. In der Nahrung ist Kobalt besonders reich enthalten in grünen Bohnen, Erbsen, Kohlrabi, Weißkohl, Kopfsalat und Bananen. Kupfer ist ebenfalls an der Jodaufnahme beteiligt.

 

Jodblockierende Substanzen in Lebensmitteln

In Kohlarten sind von der Natur aus sog. Isothiozyanate enthalten, das sind die Substanzen, die den charakteristischen Geruch und Geschmack verursachen. Beim Kochen entsteht Thiozyanat, das ganz ähnliche Eigenschaften wie Jod hat und daher Jod verdrängt. Das bedeutet, dass die Aminosäure Thyrosin nicht jodiert wird und der Umbau unterdrückt wird. Weitere Jodkonkurrenten: Sulfonamide, Phenole und Schwefelverbindungen.

Ernährung bei Hypothyreose 

In einer Studie aus 2017 (1) stellten Wissenschaftler negative Effekte einer ketogenen Diät auf die Schilddrüsenfunktion fest. Der bei der Diät simulierte Hungerzustand führt zu einer verringerten Bildung des Schilddrüsenhormons Triiodthyronin (T3) aus Thyroxin (T4). So kann im Verlauf der Diät eine Schilddrüsenunterfunktion entstehen. Bei einer dauerhaften ketogenen Ernährung ist es daher wichtig, die Schilddrüsenfunktion regelmäßig zu überprüfen.

Durch die tägliche Aufnahme von L-Tryptophan (z. B. durch Hülsenfrüchte, Samen und Nüsse, Bananen, Datteln) kann die Bildung von Serotonin gefördert und die Schilddrüse mit wichtigen Spurenelementen versorgt werden. Das zusätzliche L-Tryptophan kann dann dabei helfen, einem Serotoninmangel vorzubeugen, da es sich selbst in das Hormon umwandeln lässt. So wird mit der Wirkung von L-Tryptophan die Schilddrüse bei der Bewahrung des hormonellen Gleichgewichts unterstützt.

Und meine Lieblinge:

  • Rote Beete steigert die Vitalität und den Gehirnstoffwechsel und reguliert die Schilddrüsenfunktion.
  • Schwarze Johannisbeere harmonisiert das Drüsensystem.
  • Löwenzahnblätter beeinflussen positiv den Zellstoffwechsel, die Zellatmung, Gehirn, Blutbildung und das Hormonsystem.
  • Brunnenkresse regt durch ihren physiologischen Jodgehalt die Schilddrüse sanft an. Heilkräuter sind z. B. Blasentang und isländisches Moos; Jodhaltiges Gemüse wie Spinat, Grünkohl etc. hängt vom Jodgehalt des Bodens ab.
  • Aus der Pflanzenwelt: Alfalfa. Es enthält TRH-ähnliche (Thyreotropin-Releasing Hormon) Substanzen. TRH stimuliert die Schilddrüse über die Hypophyse.

*) Thyrosin und andere wichtige Nährstoffe

  • Die Aminosäure Thyrosin dient als Vorstufe zu Thyroxin und Adrenalin und ist deshalb bei der Hypothyreose sinnvollerweise mit Co-Enzym Q10 zu substituieren.
  • Selen: Selenmangel reduziert die Hormonproduktion bzw. Jodaufnahme in der Schilddrüse. Jod- und Selenmangel fordern häufig fibrozystische Brusterkrankungen
  • Kalzium: Die Kalziumverwertung ist bei Schilddrüsenschwäche reduziert, auch wenn dieses Mineral ausreichend zugeführt werden sollte. Weitere Folgen sind: Neigung zu Knochenschwäche, Allergien, Herz-Rasen, Zittern etc.

Progesteron – leider häufig aus der Balance

Für eine gut funktionierende Schilddrüse wird Progesteron gebraucht. So arbeiten Eierstöcke und Schilddrüse Hand in Hand zusammen. Gerade bei Wechseljahrbeschwerden, aber auch bei Kinderwunsch und nach Absetzen der Antibaby-Pille dürfen diese Interaktionen nicht unberücksichtigt bleiben, um eine optimale Therapieoption zu erzielen. Die Zufuhr von Progesteron, z. B. bei Östrogendominanz (die ihrerseits ja die Schilddrüse schwächt) oder bei fehlendem Eisprung, verbessert nicht nur die Kalziumverwertung im Körper mit der Folge einer Verbesserung der Remineralisierung der Knochen, sondern trägt eben auch zu einer Normalisierung der Schilddrüsenfunktion bei. Und wenn wir schon über Hormone sprechen, hier eine wichtige (neue) Erkenntnis:

Melatonin – mehr als nur zum Schlafen da

Melatonin zählt zu den Hormonen, die die Schilddrüse anregen. Dies gelingt, indem es 6 bis 8 Stunden nach Beginn seiner nächtlichen Ausschüttung in der Epiphyse die Produktion von T3 aus dessen Vorstufe T4 steigert – eine gute Vorbereitung auf den Tag! Fazit: Melatoninmangel geht einher mit Schilddrüsenfehlfunktion.

Eine jahreszeitliche Schwankung im Blutspiegel der Schilddrüsenhormone ist zu beobachten. Hier wirkt vor allem das in der dunkleren Jahreszeit des Winters vermehrt ausgeschüttete Hormon Melatonin aus der Zirbeldrüse im bremsenden Sinne auf die puschende Schilddrüsenfunktion ein! Daher fühlen sich viele Menschen im Winter träger und weniger vital als im Sommer.

Und was ist mit Stress?

Bei Stress wird zur besseren Situationsbewältigung vermehrt Cortisol ausgeschüttet. Der Nebeneffekt: Zuviel Cortisol durch langanhaltenden Stress drosselt die Hormonproduktion der Schilddrüse und verursacht damit einen Mangel an aktiven Schilddrüsenhormonen. 

Die Schilddrüse und ihre seelischen Themen

Negative seelische Einflüsse und emotionaler wie körperlicher Dauerstress stören die geregelte Funktion der Schilddrüse. Emotionaler Dauerstress ist auch ein möglicher Auslöser für eine Autoimmunerkrankung – der Hashimoto-Thyreoiditis. Hier greift das „gestresste und völlig verwirrte“ Immunsystem Schilddrüsengewebe an und zerstört hormonproduzierende Zellen. In der Folge kommt es zu einer kurzfristigen Schilddrüsenüberfunktion, die nach einer Weile in eine andauernde Schilddrüsenunterfunktion kippt.

Die Schilddrüse liegt im engen Durchgangsbereich zwischen Körper und Kopf und wird dem 5. Chakra (Halsenergiezentrum) zugeordnet. Dieses Energiezentrum hat mit den Themen der Kommunikation (Reden und Zuhören sowie Kontakt zur eigenen inneren Stimme), dem selbstbestimmten und kreativen Selbstausdruck der eigenen Individualität und seines Lebensplans (Wünsche, Bedürfnisse, Werte) zu tun. Lassen wir hier die Seele durch den Körper sprechen, zeigt sich eine Dysbalance zwischen Gefühl und Verstand, zwischen Fühlen und Wollen.

In meiner Praxis

… mache ich häufig die Erfahrung mit betroffenen Patientinnen, dass sie gegen ihre innere Stimme handeln und sich mehr im Außen befinden (Erfolg, Leistungsbereitschaft, Materielles) statt auf die Entwicklung von inneren Fähigkeiten und Stärken wie Geduld und Gelassenheit Wert zu legen.