Im Rausch der Gefühle kann es schon mal zu Verhütungspannen kommen. Oder du bist dir am Morgen danach unsicher: Bin ich in meinen fruchtbaren Tagen oder nicht? Auch bei erzwungenem Verkehr kann eine nachträgliche Verhütung einer Schwangerschaft nötig und erwünscht sein. In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige zur „Postkoitalpille“, umgangssprachlich „Pille danach“ genannt.

Wieviel Zeit hast du?

Zuerst: Keine Panik! Setz dich hin, atme tief durch, zähle nochmal nach, an welchem Zyklustag du derzeit bist und entscheide dann mit Kopf und Herz. Du hast 72 bis 120 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr Zeit – je nachdem, welches Präparat du nimmst.

Generell gilt: je früher, desto besser!

Am sichersten ist lt. Herstellern die Einnahme bis 12 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr. Nach 24 Stunden liegt die Sicherheit, dass ein bevorstehender Eisprung unterdrückt werden kann, noch bei 95 %. Nach 48 Stunden bei 85 % und nach 72 Stunden immerhin noch bei 58 %.

 Die „Pille danach“ wird vor dem Eisprung eingenommen!

Bist du dir grundsätzlich unsicher, ob du eine Schwangerschaft willst oder nicht, gibt es in jeder Stadt und per Internetsuche super nette Schwangerschaftsberatungsstellen. Dort kannst du dich ganz unverbindlich und ggf. auch anonym beraten lassen.

Welche Präparate gibt es?

Derzeit sind zwei Wirkstoffe auf dem Markt: Das ältere Modell Levonorgestrel und die neue Variante Ulipristalacetat.

Wie wirken diese Präparate?

Beides sind Notfallmittel. Sie hemmen oder unterdrücken den Eisprung. Während dies bei Levonorgestrel ab zwei Tagen vor der Ovulation nicht mehr sicher ist, kann Ulipristalacetat sogar noch kurz vor dem Eisprung die Ovulation verzögern und eine Empfängnis noch bis zu 5 Tage (120 Stunden) nach dem Geschlechtsverkehr verhüten.

Was genau passiert in deinem Körper?

Ulipristalacetat wurde 2009 zugelassen und gehört zu den selektiven Progesteronrezeptormodulatoren (SPRM), es ist ein synthetisches Steroid. Aufgrund der Strukturähnlichkeit mit Progesteron kann Ulipristalacetat die entsprechenden Rezeptoren besetzen. Das Präparat hat einen direkten Effekt auf die Hypophyse (die Hirnanhangsdrüse) und das Endometrium (die innere Schicht der Gebärmutter). Über die Wirkung an der Hypophyse wird die Hemmung der Ovulation induziert und ggf. auch eine Amenorrhö, also ein Ausbleiben der Menstruation. Auch am Endometrium kommt es zu Veränderungen. Einfach ausgedrückt: Der Eisprung wird verhindert und eine Schwangerschaft kann nicht zustande kommen. Du kannst Ulipristalacetat bis zu 120 Stunden, also 5 Tage, nach dem ungeschützten Verkehr einnehmen.

Levonorgestrel ist ein künstlich hergestelltes Gelbkörperhormon (Gestagen). Es existiert schon seit den 50er Jahren. Das Gestagen verhindert den Anstieg des Luteinisierenden Hormons in der Hypophyse, welches den Eisprung einleitet. Dadurch verhindert der Wirkstoff die Weiterentwicklung und Reifung des Eibläschens sowie den Eisprung selbst. Wirksam ist Levonorgestrel bis zu 72 Stunden, also 3 Tage, nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr.

Beide Präparate werden über die Leber verstoffwechselt. Wie du siehst, passiert im Körper nach Einnahme der Postkoitalpille ganz schön viel – meistens merkst du davon jedoch nichts. 

Was kann die „Pille danach“ nicht?

  • Sie kann eine Schwangerschaft nicht abbrechen, ein bereits befruchtetes und eingenistetes Ei wird durch die Pille danach also nicht abgestoßen.
  • Auch die Einnistung einer bereits befruchteten Eizelle wird nicht verhindert.
  • Und auch die Befruchtung selbst, sofern der Eisprung bereits stattgefunden hat, wird nicht verhindert.
    Dies ist wichtig für Frauen, die aufgrund von Überzeugung oder Religion eine Schwangerschaft keinesfalls abtreiben wollen. Die Pille danach ist keine Abtreibungspille! 
  • Sie schützt nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten, wie AIDS, Chlamydien oder Hepatitis B.

Die „Pille danach“ ist zur Prävention einer Schwangerschaft nach ungeschütztem Sexualkontakt zugelassen. Sie ist also ein Notfallmittel und nicht als Verhütungsmittel geeignet.

Und was kann sie?

  • Die Pille danach unterdrückt bzw. verhindert oder verzögert den Eisprung, so dass eine Befruchtung durch Spermien nicht stattfinden kann.

Dies ist die einzige wissenschaftlich belegte Wirkung der „Pille danach“.

Wo und wie bekommst du sie?

In jeder Apotheke bekommst du rezeptfrei die „Pille danach“. Die Kosten für diese Tablette zur einmaligen Einnahme liegen bei ca. 20 Euro für Levonorgestrel und bei ca. 35 Euro für Ulipristalacetat. Mädchen unter 14 Jahren benötigen die Zustimmung ihrer Eltern.

Der Apotheker wird dir ein paar Fragen stellen, um zu klären, welches Präparat für dich passend ist. Hierbei spielen auch Vorerkrankungen und derzeitige Medikamenteneinnahmen eine Rolle, die abgefragt werden müssen. Generell kann die Wirksamkeit bei gleichzeitiger Einnahme bestimmter Medikamente beeinträchtigt werden. Keine Sorge, dies klärt die Apotheke mit dir zusammen.

Ganz vereinzelt kann es auch vorkommen, dass Apotheker/innen aus Gewissenskonflikten heraus keine „Pille danach“ verkaufen möchten. Respektiere das und gehe zu einer anderen Apotheke. An Wochenenden suchst du dir die nächste Notfallapotheke oder die Notaufnahme des Krankenhauses. Wenn du dir unsicher bist, kannst du dir auch bis zum Montag Zeit lassen, um alles in Ruhe mit deinem Frauenarzt bzw. deiner Frauenärztin zu besprechen.

Wie ist die „Pille danach“ einzunehmen?

Wie der Name schon sagt, ausschließlich NACH dem Geschlechtsverkehr. Es handelt sich um eine einmalige Einnahme. Die Tablette wird mit Wasser hinuntergeschluckt.

Gibt es Nebenwirkungen?

Jede Frau, jeder Körper reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Eine große Rolle spielt wie immer auch die Psyche. Ist die Frau mit ihrer Entscheidung in Frieden, sind die Nebenwirkungen oft gering oder gar nicht vorhanden.

Die häufigsten Nebenwirkungen beider Präparate bei der Verwendung als „Pille danach“ sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit, Bauchschmerzen und Menstruationsunregelmäßigkeiten. Nach der Einnahme kann die folgende Regelblutung um einige Tage verfrüht, durchaus auch mehr als sieben Tage, oder verspätet, sogar mehr als 20 Tage, auftreten.

Die gute Nachricht

In keiner Studie konnten Auswirkungen auf Folgeschwangerschaften nachgewiesen werden. Du kannst also in Zukunft noch völlig gesunde Kinder zur Welt bringen.

Achtung

Da der Eisprung durch die „Pille danach“ nur verschoben wird, können Frauen noch im selben Zyklus durch erneuten ungeschützten Geschlechtsverkehr schwanger werden. Nutze daher bitte für den Rest deines Zyklus sichere, nicht-hormonelle Verhütungsmethoden wie z. B. ein Kondom oder ein Diaphragma.

Solltest du während der Stillzeit Ulipristalacetat eingenommen haben, soll lt. Hersteller das Stillen für mind. 36 Stunden, besser für 1 Woche, unterbrochen werden, da ein Übertritt des Wirkstoffs in die Muttermilch nicht ausgeschlossen werden kann. Bei Levonorgestrel genügen 8 Stunden Stillpause.

Während der Schwangerschaft

Der Vollständigkeit halber sei zu erwähnen, dass während einer Schwangerschaft die „Pille danach“ aufgrund von Fehlbildungsrisiken für das Embryo nicht eingenommen werden sollte – wenn du dir unsicher bist, mache vorher sicherheitshalber einen Schwangerschaftstest.

Beachte bitte:

Die „Pille danach“ ist – wie schon gesagt – für Notfälle vorgesehen!

Bitte setze sie nicht einfach unbedacht nach jedem Sex ein. Es gibt weitaus bessere Arten der Verhütung. Hier auf den Seiten von Generation Pille findest du eine Vielzahl guter Entscheidungshilfen! Hast du weitere Fragen dazu? Dann sprich mich/uns gerne an.